70 aus 2008 Teil 5

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Platz 42
Deerhoof – Offend Maggie (CD-Version)

Wie bei Xiu Xiu erwarte ich an diesem Punkt nicht mehr dass Deerhoof schlechte Alben machen können. Allerdings hat mich Offend Maggie wieder angenehm überrascht, mit dem Kunststück irgendwie gleichzeitig mehr Kanten als Friend Opportunity zu haben und doch noch leichterer, verspielter, müheloser rumzurocken. Mit Ed Rodriguez, der die Band wieder zum Quartett macht, gibt es interessantere zweite-Gitarre-Dynamiken, gleichzeitig sind Deerhoof so weit von bierernstem Muckertum entfernt wie eh und je, da braucht der Cheerleader-Nonsens von Basketball Get Your Groove On nur als ein Beispiel für herzuhalten. Mein einziges Problem ist dass mir die Tracks wirklich ein gutes Stück besser in der Reihenfolge der Vinylversion gefallen, insbesondere der Anfang. Hätte ich etwas früher angefangen es so zu hören wäre das Album noch einige Plätze weiter oben. Trotzdem eine ganz große Band.

[MP3] Deerhoof - Chandelier Searchlight

Platz 41
The Fiery Furnaces – Remember

Nach dem Desaster zu Beginn hatte ich ja etwas Angst vor diesem Album das gleich zwei Dilemmata erfindungsreich umschifft: Zum Einen scheinen Livealben in Zeiten von online omnipräsenten Audio- und Videobootlegs überflüssig, zum Anderen hat wohl jeder Fan unter den vielen unterschiedlichen Liveinkarnationen der letzten Jahre andere Favoriten. Welche Versionen haben die Furnaces also ausgewählt? Nun, äh, alle quasi. Die Stücke auf Remember sind Frankensteinsche Monster, mühevoll und sekundengenau aus einzelnen Liveaufnahmen neu zusammengeschnitten. So wird was bei anderen Bands lediglich ein Dokument ist bei den Friedbergers zur originären Neuschöpfung, ein Versuch das eigene Material um zwei Ecken neu zu interpretieren.

Dabei kriegt man gleich zu Anfang einen Eindruck davon wie hart der Job von Eleanor Friedberger ist, als Sängeräquivalent einer Mathcore-Gitarristin muss sie lächerlich viele und komplizierte Verbalriffs abarbeiten, dass sie sich nicht öfter wie im ersten Stück verhaspelt bleibt erstaunlich. Auch andere Liveimpressionen wie Publikumsgeräusche und Ansagen tauchen zwischendurch auf, lockern das Gesamtgeschehen aber nicht so weit dass ich irgendwem empfehlen würde alles an einem Stück durchzuhören. Auch für Neueinsteiger in die Welt der Friedbergers fände ich diesen Karrierequerschnitt zu überwältigend, da bleibt die erste Adresse die poppige EP. Für Fans der besten Band der Gegenwart ist Remember aber natürlich ein Muss.

[MP3] The Fiery Furnaces - Navy Nurse

Platz 40
Broken Social Scene Presents: Brendan Canning – Something For All Of Us...

Soloalbum Schmoloalbum, Something For All Of Us... klingt für mich wie die lineare Fortsetzung des selbstbetitelten BSS-Albums von 2005. Anders als Kevin Drews trifft Brendan Cannings BSS-Album ziemlich genau das was ich am prall gefüllten Kuddelmuddel-Popcore des Kanada-Kollektivs am meisten mag, angefangen beim Frauengesang (hier vor allem von Land Of Talks Liz Powell übernommen) den ich in dieser Form auf Spirit If... schwer vermisst hatte. Und wie in Hit The Wall gegen Ende die Gitarre abgehängt wird von einer Welle aus Streichern, Bläsern und purer Gutlaune, der Gesang, das Zusammen, das Miteinander Durcheinander, ich meine, das ist es doch wohl. Broken Social Scene.

[MP3] Broken Social Scene Presents: Brendan Canning - Hit The Wall

Platz 39
Surf City – Surf City

Über die Verbindungen zu The Clean und Pavement wurde an dieser Stelle schon genug geschrieben, wichtiger aber ist ohnehin dass die Debüt-EP des neuseeländischen Quartetts bei allen guten Referenzen auf eigenen Beinen steht. Surf City haben ein verdammt gutes Gespür für die richtige Melodie im richtigen Rahmen, seien es die euphorisch hallenden Wechselrufe in Records of a Flagpole Skater, das muntere Dudeln von Headin' Inside oder den langgezogenen Twang des weit ausladenden Finales Free The City. Sechs catchig-schrammelige Stücke über deren Verlauf Surf City kein einziges Mal stolpern, was will man für den Anfang mehr?

[MP3] Surf City - Headin' Inside

Platz 38
The Week That Was – The Week That Was

Gleich zwei Früchte trug dieses Jahr die Umstrukturierung von Field Music, Anfang des Jahres brachte Peter Brewis sein Projekt School Of Language an den Start das mir allerdings längst nicht so gut gefiel wie das seines Bruders. Vielleicht weil The Week That Was einen Teil der 80er referenziert den ich in letzter Zeit erst zu entdecken begonnen habe, die abenteuerlichen Popwerke Kate Bushs oder Peter Gabriels neben deren Ambitionen, Vorstellungskraft und letzliche Exekution die Synthdudeleien die dieses Jahr überall wieder auftauchten nur verblassen lassen können. Brewis streift dabei nicht weit ab von Field Musics XTC-infusioniertem Querpop, stapelt ihn eher eine Lage höher. [mehr]

[Video] The Week That Was - Learn To Learn

Platz 37
D.Lissvik – 7 Trx + Intermission

Westküstensommer die Dritte! Dan Lissviks Soloplatte erschien so spät im Jahr dass sie auf kaum einer Jahresendliste ihren verdienten Platz einnehmen konnte, aber solche Bedenken scheinen den beiden Studio-Leuten fern zu liegen. Die bringen raus was fertig ist wenn es fertig ist, in diesem Fall eben die ersten Neuschöpfungen (also Nicht-Remixe) seit West Coast. Lissvik jammt entspannt bis episch mit sich selbst und man selbst sitzt als Zuhörer mit im Raum, ein sanfter Trip der ein bisschen tiefer geht als alles andere Gute was derzeit aus Schweden kommt. [mehr]

[Video] D.Lissvik - Track 5

Platz 36
Volcano! – Paperwork

Hm, heute kann ich mir ja viel Kreativarbeit sparen, wieder ein tolles Album zu dem ich mich bereits an anderer Stelle ausführlich geäußert habe. Volcano!s zweite Packung herrlich überbordernden Math-Jazz-Gitarrenpops hat auch bis heute ihren Appeal zwischen Wahnsinn und Methode gewahrt, während ich ihr erstes Album später doch nur noch in Auszügen hörte gefällt mir Paperwork bis heute auch an einem Stück und Slow Jam, Tension Loop und sowieso Palimpsests sind immer noch klare Jahreshighlights. [mehr]

[Video] Volcano! - Africa Just Wants To Have Fun