70 aus 2008 Teil 2

(Teil 1) (Teil 3) (Teil 4) (Teil 5) (Teil 6) (Teil 7) (Teil 8) (Teil 9) (Teil 10)

Platz 63
Oxford Collapse – Bits

Die Rückkehr des Slackertums scheint langsam anzulaufen, im US-TV starteten mit Chuck und Reaper jüngst gleichzeitig zwei Serien deren Protagonisten Underachiever sind wie es sie vor 15 Jahren an allen Ecken der Popkultur gab. Eigentlich wären Oxford Collapse, in ihrer effektvollen Schlampigkeit die wohl klassisch subpoppigste aller neueren Sub-Pop-Bands, der ideale Soundtrack dafür. In typischer Imperfektion ist der beste Song des Trios dieses Jahr nicht einmal auf ihrem zweiten Sub-Pop-Album zu hören, Amongst Friends erschien stattdessen anderswo in kleiner Auflage auf Vinyl. Vielleicht war das aber doch Kalkulation, Bits ist nämlich ohne eine Single mit Soundtrackpotential ein homogeneres Album geworden als ihr letztes und stolpert elegant durch die Gegend.

[MP3] Oxford Collapse - The Birthday Wars

Platz 62
A Mountain Of One – Collected Works

Ach wenn das Entdecken von geschmackskompatibler Musik doch immer so einfach für mich wäre. Ich gab den Briten letztes Jahr zunächst allein deshalb schon mal eine Chance weil sie ihr Myspace-Profil mit Jodorowsky-Filmausschnitten behängt hatten, Vorschussvertrauen das sich auszahlte. Diese Kollektion ihrer beiden EPs und Singles ist ein bisschen wie eine Reise durch die Plattensammlung von jemandem der seine halbe Bude nur mit LPs gefüllt habt, mit Anklängen von Prog, Psych, Kraut, Wave die stellenweise etwas kitschig erscheinen aber in ihrer Summe irgendwie doch immer einen packenden und faszinierenden Trip ergeben. Einziger Wermutstropfen: Der Hippiegrütze-Text von People Without Love, au au aua autsch.

[Video] A Mountain of One - Brown Piano

Platz 61
The Magnetic Fields – Distortion

Im Nachhinein betrachtet ist schon lustig wieviel Aufhebens um den Mantel der Verzerrung gemacht wurde in den dieses Album gehüllt ist ("ZOMG Jesus & Mary Chain" etc.), denn wegen Stephin Merritts extremer Lärmempfindlichkeit bleibt live eh alles beim Alten (hier bspw. California Girls live) und songmäßig ist es auch ein Magnetic Fields-Album wie jedes andere. Nicht das beste, aber mit vielen Ohrwürmern ein sehr gutes und Merritt schreibt immer noch Popsongs wie kein anderer (“Faux folks sans derrieres”: Diss des Jahres!)

[MP3] The Magnetic Fields - California Girls

Platz 60
British Sea Power – Do You Like Rock Music?

Meine Meinung über dieses Album ging das Jahr über rauf, runter und ist mittlerweile wieder weit rauf. Nicht so sehr dass es ein Grower wäre, zeitweise irritierte mich das Aufreiben der sanften, naturverbundenen Melodien mit den hymnischen, pompösen Arrangements einfach so sehr dass ich die Lust am Hören verlor. Aber darum krame ich sämtliche Musik ja am Ende des Jahres wieder heraus, um dann zu merken dass ich von diesen Bedenken beim Hören nichts mehr merke, erst recht wenn ich den überzogenen Rahmen des ersten und letzten Stücks ausblende. BSP bleiben eine einzigartig exzentrische und hörenswerte Band, und Gott sei Dank sind sie nicht “Die neuen Arcade Fire”.

[MP3] British Sea Power - Waving Flags

Platz 59
Pacific! – Reveries

Westküstensommer die Erste! Es wundert mich schon dass ich dieses Jahr nicht öfter über Pacific! gelesen habe, die scheinen mir genau in die Air France/Tough Alliance/Boat Club/Studio-Ecke Göteborgs zu passen über die es echt einen Haufen Artikel gab. Vielleicht sind sie einfach nur nicht Teil dieser Clique, ihre Musik jedenfalls ist leichtfüßig und sonnenaffin wie die anderen musikalischen Erzeugnisse dieser Strandpartygemeinde, ein bisschen melancholisch, tanzbarer und mit stärkeren Anbindungen an moderne Elektroklänge aber immer noch mehr musikalische Meilen vom Knarzgeboller Frankreichs entfernt als physische.

[MP3] Pacific! - Hot Lips

Platz 58
Kelley Polar – I Need You To Hold On While The Sky Is Falling

Ich weiß dass man das dieser Liste wahrscheinlich nicht klar ansehen kann, aber mehr als je zuvor habe ich in diesem Jahr die “gut klingenden” Platten für mich entdeckt. Gut in dem Sinne dass ich nicht gleich von jedem Ton erschlagen werde, dass ich auf Alben wie diesem der Musik Freiraum gelassen wird um sich in der Wechselwirkung von Laut und Leise und dem Spiel verschiedener Texturen zu entfalten. Dass das Ganze wie der Soundtrack zu phantastischen Covern von SciFi-Heften, in die ich als Kind nie einen Blick werfen wollte weil der Inhalt nicht das übertreffen konnte was ich mir schon in meinem Kopf ausgemalt hatte, klingt ist dabei natürlich mehr als die halbe Miete.

[MP3] Kelley Polar - Entropy Reigns In The Celestial City

Platz 57
Jaguar Love – Take Me To The Sea

So betrübt ich auch über das Ende der Blood Brothers war, so sehr schienen mir doch viele der interessanteren Richtungen in die sich die Band hätte entwickeln können nicht mehr vom Zusammenspiel Johnny Whitneys und Jordan Blilies abhängig. Ersterer setzt denn auch mit seiner Nachfolgeband etwa das fort was er bereits zwischendurch mit Neon Blonde angefangen hatte, Art-Pop auf einem vielversprechenden (und gleichzeitig schon viel davon erfüllenden) Debütalbum. [mehr]

[MP3] Jaguar Love - Bats Over The Pacific Ocean