70 aus 2007 Teil 8
Von Uli am 24. Dezember 2007, 20:07
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Platz 28
Psychedelic Horseshit - Magic Flowers Droned
Ich weiß nicht ob ich diese Musik mit Worten hörenswert erscheinen lassen kann. Magic Flowers Droned ist so ein Album das man entweder "versteht" oder nicht und das wissen auch Psychedelic Horseshit, sie nehmen einen nicht sanft an der Hand sondern werfen einen direkt mitten in einen chaotischen Haufen aus Gitarrensoli bei denen keine einzige Note getroffen wird, dröhnigen und blechernen Drumsounds die man mit heimischem Kücheninventar problemlos emuliert kriegt. Matt Whitehurst lässt in dröhnigem, kaum verständlichem Gesang Tiraden gegen Hippies und Raver los, gibt Bad Vibrations ab die zu einer bizarren Surfrocknummer mutieren. Die Krönung der Unhörbarkeit dürfte ein Splitsong sein bei dem zwei verschiedene Stücke gleichzeitig gespielt werden, eins über den linken und eins über den rechten Stereokanal. Ganz großer Below-Lo-Fi.
[MP3] Psychedelic Horseshit - New Wave Hippies
Platz 27
Eluvium - Copia
Prolog. Requiem. Ostinato. Intermission. Wer bei solchen Titeln klassische Orchestralmusik vermutet liegt nicht komplett daneben, Matthew Cooper aka Eluvium zieht ebenso Inspiration aus den Klassikern wie aus modernem Minimalismus. Auf Copia bevorzugt er im Gegensatz zum früheren Einsatz von Gitarrendrones den klaren Klang von Streichern und Hörnern, ein Zurück zur Natur. Und die ist bekanntlich grün, nur selten so bestechend grün wie die schon an Phantastik grenzende Farbe die jedes Mal mein Auge an das Artwork des Albums fesselt. Bei so erhabener, wenngleich mit klaren muskalischen Strukturen doch auch sehr ambienter, Musik bleibt es dann auch nicht aus dass man gedanklich in visuelle Schwärmereien verfällt. Mit Pauken die einem Feuerwerk gleichen beschließt Repose In Blue die magische Stunde fast schon rüde laut, aber irgendwie muss man ja auch wieder ins richtige Leben zurückkehren.
[MP3] Eluvium - Prelude For Time Feelers
Platz 26
Various Artists - After Dark
After Dark, der erste Sampler von Italians Do It Better der es über limitierte Stückzahlen hinaus schaffte, ist so ziemlich der ideale Einstieg in das Label das Italo-Disco jenseits des Atlantiks mit eigener Vision neu zu beleben versucht. Gut die Hälfte der Tracks stammen von den beiden bekannteren Glass Candy und Chromatics, erstere sind u.a. mit Rolling Down The Hills vertreten das vor 2 Jahren zu ihren ersten Gehversuchen mit der Vermischung von Italo und Post Punk gehörte und letztere mit In The City, ihrem besten Song aus diesem Jahr der jedoch nicht auf ihrem Album Night Drive zu finden ist. Daneben finden sich die ebenfalls von Johnny Jewel produzierte Farah mit dem von Mal zu Mal verstörenderen Law Of Life auf dem sie halb Englisch, halb Farsi spricht, die Robotdisco-Beiträge von Mirage (den einzigen echten Italienern hier) mit glänzenden Melodievorhängen und Vocodergesang und die langsam ineinandergreifenden Kompositionen von Professor Genius. Auch wenn da jeder andere Favoriten haben wird ist die Qualität durchgehend exzellent und stimmig, abgesehen von der immer wieder durchscheinenden Lichtblicken bringt einen die übergreifende Stimmung von After Dark immer wieder zu den Synth-Soundtracks von Giallo, 70er Italo- und 80er US-Horror zurück, zu Carpenter und Goblin und Ortolani, einer Technicolor-bunt erleuchteten Nacht in der das Verderben in schwarzen Lederhandschuhen lauert.
[MP3] Mirage - Lady Operator
Platz 25
Between The Buried And Me - Colors
Ich muss sagen dass ich diese Band schon fast abgeschrieben hatte. Wenn jemand nach seiner zweiten Albumveröffentlichung erst ein enorm mittelmäßiges Coveralbum und dann eine sinnlose Neuauflage des ersten Albums herausbringt dann stinkt das schon arg nach Burnout, aber wie es aussieht haben Between The Buried And Me bloß Kräfte und Ideen gesammelt um einen grandiosen Brocken von einem Drittwerk auf die Welt loszulassen. Mit einem wieder mal stark an Queen erinnernden Gesangsintro startet die Reise durch das rastlos einfallsreiche Album das einen erst mal erschlägt, denn trotz der Unterteilung in 8 Tracks ist Colors ein einziges langes Stück. Mit der Zeit erkennt man aber die Strukturen der einzelnen Sequenzen, wie die Galeeren-Drums an Anfang und Ende von Informal Gluttony. Besonders wegen der vielen Wendungen wäre Colors sehr ermüdend wäre es eine einzige bretternde Riff- und Gröhlorgie, aber BTBAM haben wie schon in der ersten Hälfte von Alaska zu hören war genau so sehr ein Interesse an denkwürdigen Melodien und sanftem, manchmal gar folkigem Prog der 60s und 70s, auf Colors kommen noch zahlreiche Einflüsse von Orient bis Wildwest hinzu (die Saloonmusik-Einlage erscheint zunächst völlig albern, ergibt aber tatsächlich Sinn an dieser Stelle). Wohl das einfallsreichste Album des Jahres und ein wahrer Genuss wenn man mit etwas Geschrei ab und an klarkommt.
[Video] Between The Buried And Me - Prequel To The Sequel
Platz 24
Girls Aloud - Tangled Up
Ein Album von Girls Aloud ohne Balladen? Hurra! Das waren doch immer die Tiefpunkte ihrer Platten an denen selbst Xenomanias kunstvoll detaillierte Produktionen uninteressant wirkten. Aber beim ersten Anhören von Tangled Up möchte man seine Worte fast schon zurücknehmen, ohne Verschnaufpause wird man komplett überrollt wenn ein Schlag auf den anderen folgt, wenn die Gitarren im flotten Offbeat swingen oder einfach druckvoll nach vorne treiben. Einen absoluten Übersong wie Biology oder No Good Advice findet man hier zwar nicht, dafür geben die Punktrichter durchgängig 7/10 bis 9/10. Konsistenz, etwas das mir bei anderen Chartpopalben ebenso oft fehlt wie Ideenreichtum. Bei anderen würde ich annehmen dass es ein Zufall ist wie das Intro von Fling nach einem Teleporter aus Star Trek klingt, hier bin ich mir nahezu sicher dass es Absicht ist. Aah ja Fling, wie da nach der zweiten "Strophe" (hier wird mal wieder wie auch bei z.B. Sexy No No No der traditionelle Songaufbau so verkehrt dass es schwer zu sagen ist welcher Teil was ist) der Beat aufs Ende zurasend tiefer und voller wird, wo sonst gibt es solche Feinheiten? Und überhaupt, so eine Hammersequenz wie die mit Black Jacks -> Control Of The Knive -> Fling -> What You Crying For sucht immer noch ihresgleichen, solange die lief konnte ich mich einfach nie von der Musikanlage lösen, lieber wurde die nächste Bahn genommen. Ein gefährliche Sache, so ein Popalbum ohne Balladen.
[Video] Girls Aloud - Sexy No No No
Platz 23
Low - Drums And Guns
Neues Low-Album.. neues Low-Album.. war da nicht irgendwas mit neuem Klang und Drum Machine oder so? Eh, alles vergessen, nach dreimaligem Anhören bleibt einfach ein Low-Album übrig. Das beste seit Things We Lost In The Fire mindestens, auch wenn das bei einer Band mit so durchgängig vielen exzellenten Songs pro Album nicht unbedingt wichtig ist. Alan Sparhawks Stimme schneidet zu spärlicher Instrumentierung tiefe Wunden in Hörerseelen und man möchte einfach nicht dass er aufhört. So schön kann Schmerz sein.
[MP3] Low - Breaker
Platz 28
Psychedelic Horseshit - Magic Flowers Droned
Ich weiß nicht ob ich diese Musik mit Worten hörenswert erscheinen lassen kann. Magic Flowers Droned ist so ein Album das man entweder "versteht" oder nicht und das wissen auch Psychedelic Horseshit, sie nehmen einen nicht sanft an der Hand sondern werfen einen direkt mitten in einen chaotischen Haufen aus Gitarrensoli bei denen keine einzige Note getroffen wird, dröhnigen und blechernen Drumsounds die man mit heimischem Kücheninventar problemlos emuliert kriegt. Matt Whitehurst lässt in dröhnigem, kaum verständlichem Gesang Tiraden gegen Hippies und Raver los, gibt Bad Vibrations ab die zu einer bizarren Surfrocknummer mutieren. Die Krönung der Unhörbarkeit dürfte ein Splitsong sein bei dem zwei verschiedene Stücke gleichzeitig gespielt werden, eins über den linken und eins über den rechten Stereokanal. Ganz großer Below-Lo-Fi.
[MP3] Psychedelic Horseshit - New Wave Hippies
Platz 27
Eluvium - Copia
Prolog. Requiem. Ostinato. Intermission. Wer bei solchen Titeln klassische Orchestralmusik vermutet liegt nicht komplett daneben, Matthew Cooper aka Eluvium zieht ebenso Inspiration aus den Klassikern wie aus modernem Minimalismus. Auf Copia bevorzugt er im Gegensatz zum früheren Einsatz von Gitarrendrones den klaren Klang von Streichern und Hörnern, ein Zurück zur Natur. Und die ist bekanntlich grün, nur selten so bestechend grün wie die schon an Phantastik grenzende Farbe die jedes Mal mein Auge an das Artwork des Albums fesselt. Bei so erhabener, wenngleich mit klaren muskalischen Strukturen doch auch sehr ambienter, Musik bleibt es dann auch nicht aus dass man gedanklich in visuelle Schwärmereien verfällt. Mit Pauken die einem Feuerwerk gleichen beschließt Repose In Blue die magische Stunde fast schon rüde laut, aber irgendwie muss man ja auch wieder ins richtige Leben zurückkehren.
[MP3] Eluvium - Prelude For Time Feelers
Platz 26
Various Artists - After Dark
After Dark, der erste Sampler von Italians Do It Better der es über limitierte Stückzahlen hinaus schaffte, ist so ziemlich der ideale Einstieg in das Label das Italo-Disco jenseits des Atlantiks mit eigener Vision neu zu beleben versucht. Gut die Hälfte der Tracks stammen von den beiden bekannteren Glass Candy und Chromatics, erstere sind u.a. mit Rolling Down The Hills vertreten das vor 2 Jahren zu ihren ersten Gehversuchen mit der Vermischung von Italo und Post Punk gehörte und letztere mit In The City, ihrem besten Song aus diesem Jahr der jedoch nicht auf ihrem Album Night Drive zu finden ist. Daneben finden sich die ebenfalls von Johnny Jewel produzierte Farah mit dem von Mal zu Mal verstörenderen Law Of Life auf dem sie halb Englisch, halb Farsi spricht, die Robotdisco-Beiträge von Mirage (den einzigen echten Italienern hier) mit glänzenden Melodievorhängen und Vocodergesang und die langsam ineinandergreifenden Kompositionen von Professor Genius. Auch wenn da jeder andere Favoriten haben wird ist die Qualität durchgehend exzellent und stimmig, abgesehen von der immer wieder durchscheinenden Lichtblicken bringt einen die übergreifende Stimmung von After Dark immer wieder zu den Synth-Soundtracks von Giallo, 70er Italo- und 80er US-Horror zurück, zu Carpenter und Goblin und Ortolani, einer Technicolor-bunt erleuchteten Nacht in der das Verderben in schwarzen Lederhandschuhen lauert.
[MP3] Mirage - Lady Operator
Platz 25
Between The Buried And Me - Colors
Ich muss sagen dass ich diese Band schon fast abgeschrieben hatte. Wenn jemand nach seiner zweiten Albumveröffentlichung erst ein enorm mittelmäßiges Coveralbum und dann eine sinnlose Neuauflage des ersten Albums herausbringt dann stinkt das schon arg nach Burnout, aber wie es aussieht haben Between The Buried And Me bloß Kräfte und Ideen gesammelt um einen grandiosen Brocken von einem Drittwerk auf die Welt loszulassen. Mit einem wieder mal stark an Queen erinnernden Gesangsintro startet die Reise durch das rastlos einfallsreiche Album das einen erst mal erschlägt, denn trotz der Unterteilung in 8 Tracks ist Colors ein einziges langes Stück. Mit der Zeit erkennt man aber die Strukturen der einzelnen Sequenzen, wie die Galeeren-Drums an Anfang und Ende von Informal Gluttony. Besonders wegen der vielen Wendungen wäre Colors sehr ermüdend wäre es eine einzige bretternde Riff- und Gröhlorgie, aber BTBAM haben wie schon in der ersten Hälfte von Alaska zu hören war genau so sehr ein Interesse an denkwürdigen Melodien und sanftem, manchmal gar folkigem Prog der 60s und 70s, auf Colors kommen noch zahlreiche Einflüsse von Orient bis Wildwest hinzu (die Saloonmusik-Einlage erscheint zunächst völlig albern, ergibt aber tatsächlich Sinn an dieser Stelle). Wohl das einfallsreichste Album des Jahres und ein wahrer Genuss wenn man mit etwas Geschrei ab und an klarkommt.
[Video] Between The Buried And Me - Prequel To The Sequel
Platz 24
Girls Aloud - Tangled Up
Ein Album von Girls Aloud ohne Balladen? Hurra! Das waren doch immer die Tiefpunkte ihrer Platten an denen selbst Xenomanias kunstvoll detaillierte Produktionen uninteressant wirkten. Aber beim ersten Anhören von Tangled Up möchte man seine Worte fast schon zurücknehmen, ohne Verschnaufpause wird man komplett überrollt wenn ein Schlag auf den anderen folgt, wenn die Gitarren im flotten Offbeat swingen oder einfach druckvoll nach vorne treiben. Einen absoluten Übersong wie Biology oder No Good Advice findet man hier zwar nicht, dafür geben die Punktrichter durchgängig 7/10 bis 9/10. Konsistenz, etwas das mir bei anderen Chartpopalben ebenso oft fehlt wie Ideenreichtum. Bei anderen würde ich annehmen dass es ein Zufall ist wie das Intro von Fling nach einem Teleporter aus Star Trek klingt, hier bin ich mir nahezu sicher dass es Absicht ist. Aah ja Fling, wie da nach der zweiten "Strophe" (hier wird mal wieder wie auch bei z.B. Sexy No No No der traditionelle Songaufbau so verkehrt dass es schwer zu sagen ist welcher Teil was ist) der Beat aufs Ende zurasend tiefer und voller wird, wo sonst gibt es solche Feinheiten? Und überhaupt, so eine Hammersequenz wie die mit Black Jacks -> Control Of The Knive -> Fling -> What You Crying For sucht immer noch ihresgleichen, solange die lief konnte ich mich einfach nie von der Musikanlage lösen, lieber wurde die nächste Bahn genommen. Ein gefährliche Sache, so ein Popalbum ohne Balladen.
[Video] Girls Aloud - Sexy No No No
Platz 23
Low - Drums And Guns
Neues Low-Album.. neues Low-Album.. war da nicht irgendwas mit neuem Klang und Drum Machine oder so? Eh, alles vergessen, nach dreimaligem Anhören bleibt einfach ein Low-Album übrig. Das beste seit Things We Lost In The Fire mindestens, auch wenn das bei einer Band mit so durchgängig vielen exzellenten Songs pro Album nicht unbedingt wichtig ist. Alan Sparhawks Stimme schneidet zu spärlicher Instrumentierung tiefe Wunden in Hörerseelen und man möchte einfach nicht dass er aufhört. So schön kann Schmerz sein.
[MP3] Low - Breaker