Von Uli am 23. Dezember 2011, 11:00
Was abseits von Alben und dem, was in den Mixen Schmelzen, Do(wner)-Fi und Moods XX landete, übrig blieb.
Cat's Eyes - I Knew It Was Over
Es war eines der ersten Lieder, die ich dieses Jahr hörte und blebt eins meiner Liebsten. Live in der Vatikankirche eingespielter Pop, der an die 60er erinnert, aber mit Orgel und Chor eine Trennung in spirituelle Dimensionen katapultiert.
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Help Stamp Out Loneliness - Record Shop
Kein Album habe ich dieses Jahr dermaßen zu lieben versucht wie das Indiepop-Debüt von Help Stamp Out Loneliness. Doch so unwiderstehlich die Stimme der Sängerin, dauergeknickt wie ein weiblicher Morrissey, auch ist, nur eine Handvoll Songs waren so wundervoll wie dieser.
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Patrick Wolf - The City (Richard X Remix)
Bryan Ferry - Alphaville (Todd Terje Remix)
Glasser - Mirrorage (Lindstrøm Remix)
Drei großartige Songs, drei nicht minder großartige Remixe. Während Richard X den Discopop-Glanz auf 43°C hochfeuert, verkehrt Tangoterje Ferrys Finsternis in Munterkeit und baut Lindstrøm ein klaustrophobisch perkussiertes Labyrinth um die Stimme von Cameron Mesirow.
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tUnE-yArDs - Bizness
Extra Life - Ripped Heart
Kunstvolle Manie, in Einzeldosen überragend, auf Albumlänge einfach nicht ganz mein Ding.
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Mogwai - Music For A Forgotten Future (The Singing Mountain)
Je mehr Mogwai mit jedem neuen Album anöden, desto mehr glaub ich, dass ihre Stärke in der Langstrecke liegt. Wie mein Lieblingswerk,
My Father My King, ist auch dieses Stück über 20 Minuten langsame Entfaltung der anderswo zu bemühten Orientierung dieser Band weg vom Monstercrescendo. Hier glänzen sie durch Leisheit.
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Acid House Kings - Under Water
Johan Agebjörn & Le Prix feat. Lake Heartbeat - Watch The World Go By
Serenades - Birds (Lissvik Remix)
Lykke Li - Sadness Is A Blessing
Air France - It Feels Good To Be Around You
jj - No One Can Touch Us Tonight
The Sound Of Arrows - Lost City
In Sachen Alben fehlte Schweden dieses Jahr zum ersten Mal seit langem was richtig großes. Air France, jj und D. Lissvik (mit Studio) lassen weiter auf mehr als solche herrliche Häppchen warten, Lykke Li bringt's eh nur richtig auf Singles. Die Acid House Kings warren immerhin mit dem besten diesjährigen Swindiepop-Longplayer gut dabei, ebenso Johan Agebjörn, auf dessen Ambient- wie auch dem nachfoklgenden Popalbum sich 2011 einige Feinheiten fanden – keine jedoch größer als das endlos anschmachtbare
Watch The World Go By. Und das Debüt von The Sound Of Arrows erscheint hier eigentlich erst 2012, aber die Vangelis-Modernisierung
Lost City war so gigantisch, dass ich in ihrem Fall nicht so lange mit dem Wiederhören warten konnte.
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Knights of Jumungus - Victory Celebration (Those late nights in the forest of Endor edit)
Alias die genial spinnerten Norweger vom Mungolian Jetset mit einer genüsslich nerdigen John-Williams-Neumöblierung, die garantiert niemals eine offizielle Veröffentlichung erfahren wird.
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Rainbow Arabia - Without You
Mitunter etwas unangenehm zu hören fand ich das Debütalbum des Duos, wenn die Stücke nicht mehr als eine überaus freie Bedienung im Weltmusik-Regal projizierten. Hier jedoch stehen sie auf solidem New-Order-Beat, von dem sich auch die Vocals zu seltener Stärke inspiriert fühlen..
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Ford & Lopatin - The Voices
Noch so ein Album, das ich sehr gern mögen wollte. Käsige 80s-Popklangpalette, digital aufstilisiert fürs ADS-Zeitalter, what's not to like? Leider der Gesang, dessen Dünnheit selten so angemessen war wie hier, wo der Hook ohnehin von voluminös aufgeplustertem Autotune injiziert wird.
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Lady Gaga – Judas
Befremdlich, mit welcher Genüsslichkeit die deutsche Kritik damit eilte, die ein Jahr zuvor noch Gelobte schnell wieder zu begraben. Auffällig oft wurde "Kirmestechno" herangehalten von Menschen, die keine Ahnung haben, was für Scheußlichkeiten Autoscootersoundtracks wirklich bereithalten. Davon ist die wuchtige Produktion von
Born This Way niveaumäßig weit entfernt, dazwischen lauert geschmäcklerisch Verrufenes wie Hair Metal, Vangelis, Latin Pop oder Kirchenmusik, aber fast immer den Underdog-, Freak- oder anderen Narrativen dienlich.
Der einzige Song, der wirklich wie ein chaotisches Patchwork wirkt, war dann aber prompt mein Favorit. Vor allem wegen den cyberkinetischen Synths, die sich zum Refrain stotternd um den tonnenschweren Beat winden bis die stimmschizophrene Gaga von eiskalter Erhabenheit in routiniertes Hookrunterbeten und imposante Intensität umschwingt.
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Magic Touch - Clubhouse (feat. Honey Owens)
Holy Ghost! - It's Not Over
Joe Goddard (featuring Valentina) - Gabriel
Factory Floor - R E A L L O V E
Yacht – Utopia
Die coolen Kids vom Feuilleton sind sicher auch demnächst hierzulande mit 100% Silk zugange, dem Tochterlabel des ebenso qualitativ/quantitativ verhältnisheiklen Not Not Fun. Darüber lassen sich sicher die tollsten Stories spinnen, wie die Drone/Punk/Noise-Szene den Lo-Fi-Tanz für sich entdeckt weil's ja bei Amanda Brown um et Eck nirjendswo House-Parties gibt, aber mir war das eigentlich alles was blutarm. Nur Mi-Ami-Drummer Damon Palermo brachte auf seiner EP als Magic Touch die ganz großen Gefühle, die lagen ansonsten her einmal mehr bei DFA.
Statt
It's Not Over könnten sicher noch vier ebensotolle Songs vom auf Dauer merkwürdig unbefriedigenden Holy-Ghost!-Album hier stehen, den leicht verschlurften Hot-Chip-Beat rekombinierte Joe Goddard solo endlich mal mit einer klasse Vokalistin, YACHT waren so kurzweilig wie utopisch aufregend und Factory Floor brachten den wirklich faszinierenden Noise-Disco-Crossover in bestechender Klarheit und Fülle. Gut, die DFA-Single war ihre andere in diesem Jahr, aber diese hier hätte sich da nicht weniger gut gemacht.
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Bubble Club - The Goddess
Nach endlosen missglückten Versuchen ist sie in einem Geheimlabor auf einer versteckten Südseeinsel endlich geglückt: Die perfekte Vertonung einer sonnendurchfluteten Strandhängematte.
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Britney Spears - Till The World Ends (Remix feat. Nicki Minaj & Kesha)
Ke$ha - Shots On The Hood Of My Car
Ke$ha zögert ihre unausweichliche Transformation zur
Cock Rockerin noch ein wenig heraus. Vorher steht schließlich noch die Apokalypse an. Genau darauf steuert das von ihr geschriebene
Till The World Ends mit sorgloser Zielstrebigkeit zu: Nicki Minaj ist Nicki Minaj, Spears macht sowas wie ne Strophe, Ke$ha gibt dem "Hands in the air"-Moment die Trittleiter und ab dann ist alles ein glorreich unaufhaltsamer Taumel dem Hitze-, Kälte-, Flut- Kometen- oder Sonstwietod der menschlichen Zivilisation entgegen.
Shots On The Hood Of My Car, süß wie zuletzt
CUNT ohne implizierten Arschtritt, ist die B-Option: Allein zu zweit die Welt enden sehen, dazu eben das machen, was der Titel besagt.
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Stephen Malkmus & The Jicks - Tigers
Yuck - Holing Out
Home Blitz - A.T.K.
Ich werd das sicher noch öfter sagen, aber es war ein Scheißjahr für Indie Rock. Besonders, wenn man nicht auf Kifferwolken verhangene Delayfeste steht. Das kann ich Herrn Malkmus nicht vorwerfen, wohl aber, dass er in Richtung Pavement regressierte, ohne dort letztlich oft anzukommen. Dass Yuck sich in Gestrigkeit gefielen war für mich kein Problem, wohl aber, dass sie ihre YLTengo- und Dinosaur-Blaupausen melodisch nur selten überzeugend ausfüllen konnten. Home Blitz bleiben dafür eine Bank in Sachen Hit-Räudigkeit, hoffentlich nächstes Jahr mit einem neuen Album (und nicht auf dem etwas unsympathischen Mexican Summer).
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Dominant Legs - Hoop Of Love
Aber warum muss eine junge Band eigentlich sofort ein perfektes Album ablegen? Reicht nicht auch fürs erste eines mit so einem perfekten New-Wave-Jam wie diesem? Wenn darüber kein unverhältnismäßiger Hypedruck entsteht, ist ja alles in Butter.
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T-ara - Roly-Poly
4Minute - Mirror Mirror
HyunA - Bubble Pop!
Wonder Girls – Be My Baby
2NE1 - I Am The Best
Brown Eyed Girls - Sixth Sense
T-Ara - Cry Cry
After School - Shampoo
Shinsadong Tiger – Pop-Produzent des Jahres? Zwischen der unaufhaltsamen Retro-Travolta-Feuerwalze
Roly Poly, dem horngetriebenen, international Aufmerksamkeit und inländisch Zensur erregenden (und Beyoncé im Videointro
hommagierenden) Sommerpopper
Bubble Pop und dem Dreifachrefrain des elastisch verrenkenden
Mirror Mirror ließ er jedenfalls nicht an Vielseitigkeit vermissen, übertroffen wurde diese Trifekta national höchstens noch vom Marsch-Disco-Orchester-Massiv der Brown Eyed Girls und 2NE1s majestätischer Triumphsalve.
Aus der Mode gekommene Pop-Qualitäten der 90er fanden sich dieses Jahr in Südkorea immer wieder erfolgreich kontemporalisiert, ob Diven-Tonleiter-R&B im irgendwie-Retro von
Be My Baby oder Slapbass-Klavierhämmereien à la Max Martin im Flamenco-getünchten
Cry Cry. Und während ihre Frontfrau Ballett-Eleganz nicht uninteressant gegen Knarzlectro
ausspielte, war After Schools
Shampoo fast schon bodenlose Luftig-Leichtigkeit, die das parfümierte Haarpflegemittel zur intimitätsmetapher mit bedrohlichem Unterton machte.
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Ayumi Hamasaki – BRILLANTE
J-Pomp
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Ariel Pink - Witchhunt Suite For World War III
Als Ariel Pink letztes Jahr mit
Before Today samt Band den Schritt ins Tonstudio machte, schienen das einige als Bruch mit der Vergangenheit zu begrüßen. Schluss mit Lo-Fi, Schluss mit Schrägheit, Schluss mit der Unsicherheit, ob der Kerl es wirklich ernst meint und ob seine Songs auch in konventionellerem Format funktionieren würden. Nun ja, wenn die grenzchaotischen Liveshows nicht genügt haben sollten, zeigt sich Pink auf seiner diesjährigen Single wieder erfreulich widerborstig: Ein einziger 16-minütiger Patchwork-Song hookreichen, proppigen Blubber-Pops mit ebenso Dada-politischem Text wie einem Video, das die Weltberichterstattung des US-TVs mit absurden Collagen parodiert. Weil "Keep it real" für Pink gleichbedeutend ist mit "Keep it weird".
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Florrie - I Took A Little Something
Drogen als Problemlöser sind nicht zu empfehlen, ein guter Beat um die zuckersüße Melodielinie so richtig abheben zu lassen hingegen sehr.
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Rustie - Ultra Thizz
Terror Danjah Feat. Ruby Lee Ryder - Full Attention
Ich hab's versucht, aber mir ist das Rustie-Album einfach zuviel. Seinem teenage-maskulinen Heckmeck fehlt irgendwo der Auffrischer, um's auf Dauer nicht erdrückend wie die Atmosphäre im Zimmer eines nie durchlüftenden 15-jährigen zu machen. Vielleicht fürs nächste Mal mit Gesang versuchen? Grime-Veteran Terror Danjah ist's bei aller sonst finsteren Heftigkeit seines Venenkriechers
Full Attention schließlich bestens bekommen.
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Azealia Banks – 212
Klar, oder?
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Charli XCX - Nuclear Seasons
No Doubt go 80's Goth and I like it.
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Benoit & Sergio – Let Me Count The Ways
Benoit & Sergio - What I've Lost
Benoit & Sergio – Everybody
Zwei dieser Stücke kamen zwar auf DFA raus, aber mit ihrer 2011er Qualitätsoffensive verdienen die Herren ihre eigene Erwähnung. B&S treffen von anderen viel zu selten erreichte Mischpunkte zwischen House-/Disco-Club, dezent suggerierter Atmosphäre und melancholischer Emotionalität, selbst B-Seiten wie
What I've Lost absolut fallen damit absolut hinreißend aus.
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Dirty Money Ft. Swizz Beatz - Ass On The Floor
Beyoncé - 1+1
Beyoncé - Countdown
Jamie Woon - Lady Luck
Little Dragon - Shuffle A Dream
Es war wohl das R&B-Jahr für Leute, die keine Ahnung von R&B haben. Amüsant, dass da gerade Frau Knowles alle Herren mit einer neuen, traditionsumarmenden Bemessenheit übertrumpfte, dass da Herr Combs 20 Jahre schlechten Ruf mit einem Album rehabilitierte. Auch schön: Der bessere englische Jam(es)ie mit einem Album, das leider nicht immer so betörend war wie hier. Was auch für Little Dragon gilt, die R&B-Elemente weiterhin in weitaus interessantere Gefilde führen als faul betextete Beach-House-Samples.
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Daft Punk - Fall (M83 Vs Big Black Delta Remix)
Midnight City war mit seinem flitternden Cyber-Kastratenhook für manche der Song des Jahres, das hier der Testlauf in Dampfhammer-Panorama.