66 aus 2011 (Teil 6)
Von Uli am 29. Dezember 2011, 20:11
(Teil 1) (Teil 2) (Teil 3) (Teil 4) (Teil 5) (Teil 7) (Teil 8)
Platz 21
Container - LP
Warum kann Techno nicht öfter so offensiv schmutzig sein? Containers Stücke klingen, als hätte er sich sein Equipment selbst solala zusammengebastelt, jeder Waberton, Klatscher, Maschinenbeat scheint am Rande zerfranst und hallt krisselig nach - selbst, wenn sie in Dissolve anfangs noch intakt erscheinen. Das Großartige an diesen krachigen Tanznummern ist aber, dass sie nicht bloß angesagt texturierter Kram zum Nebenherhören sind, sondern mit ihrem Aufbau und ihrer schieren Körperlichkeit tatsächlich zum Noiserave taugen. Wo auch immer diese Party stattfinden würde.
[Stream] Container - Dissolve
[Albumstream] Container - LP
Platz 20
Dominik Eulberg - Diorama
Seit ich Die 3 Millionen Musketiere in einem Club hörte, wusste ich, dass mir diese (mir da noch unbekannte) Platte gefallen würde. Und oh Wunder, sie kam von Dominik Eulberg, dessen Musik mir bis dato nie so gut gefallen hatte wie ich sie mir vorstellte. Sein wunderbares Diorama steht dem Konzept, 11 (auf CD, der LP fehlen leider ein paar Stücke) kleinen Waldwundern zu huldigen, nicht nach: Es brilliert darin, einen elektronischen Mikrokosmos aus Tonfiguren zu versammeln, die alle ihren eigenen Charakter und gar eine eigene Dynamik zu haben scheinen. In unterschiedlichem Tempo und Bewegungsmuster springen sie, kriechen, schwingen oder pulsieren starr auf der Stelle, letztendlich kommen sie aber als harmonisch interagierendes Ökosystem zusammen - zum musikalischen Wohlklang.
[Stream] Dominik Eulberg - Die 3 Millionen Musketiere
[Albumstream] Dominik Eulberg - Diorama
Platz 19
Fucked Up - David Comes To Life
Bisher war ich ja der Überzeugung, Fucked Ups Stücken würde Ausgedehntheit am besten stehen, Hidden World und die Tierkreiszeichen-EPen fand ich immer stärker als The Chemistry Of Common Life. Aber auch wenn es allein aufgrund der schieren Masse an Songs echt etwas zu lang ist, auf David Comes To Life sind einfach zu viele angeproggte Punkhits unterhalb der Fünf-Minuten-Grenze, als dass diese These Bestand haben könnte. Da ist sogar das unnötige überdehnte Überkonzept verziehen, das sich aber bei all der musikalischen Hardcore-Intensität problemlos ignorieren lässt.
[Stream] Fucked Up - Queen Of Hearts
[Albumstream] Fucked Up - David Comes To Life
Platz 18
Pete Swanson - Man With Potential
Noise-Techno die zweite. Wobei hier die Beats nur die halbe Miete sind, Pete Swanson schielt eher schräg am Tanzflur vorbei und unternimmt Voigtsche Waldexkursionen durch visionäre Metalldickichte. Ob erhabener Droneflug oder klaustrophobische Knarzgewitter, stets mutieren die dichten Krachgeflechte, rauschen flittrige Lichtläufe, unkenntlich verzerrte Gitarren oder Stimmen herbei und reihen sich prompt in das wuchtige Geschehen ein, das kathartisch aus dem Lautsprecher bollert.
[Stream] Pete Swanson - Misery Beat
[Albumstream] Pete Swanson - Man With Potential
Platz 17
Devin Townsend Project - Ghost
Nach Ki und dem Metalpop von Addicted kam Devin Townsends wahnsinnig ambitionierte Tetralogie 2011 mit dem (mir etwas zu) überdrehten Deconstruction und Ghost zu einem Ende - und Anfang, da jedes Albumoutro nahtlos ins Intro eines anderen übergeht. Die beiden Werke könnten kaum unterschiedlicher sein, an die Naturverbundenheit Terrias erinnernd entledigt sich Ghost aller Metal-Härte und lässt seiner new-agigen Seite freien Lauf. Entspannt wie nie wirkend lässt sich der Hyperaktive vorwiegend an der Akustikgitarre singend Zeit für meditative Songs, die beim ersten Panflötenton klar machen, dass er auch hier keinerlei geschmacklichen Kompromiss eingeht. Nur was für ganz Hartgesottene.
[Stream] Devin Townsend Project - Feather
[Albumstream] Devin Townsend Project - Ghost
Platz 16
Eleanor Friedberger - Last Summer
Last Summer ist eine Doppelreise: Einmal eine zeitliche, durch die Erinnerungen Eleanor Friedbergers, zum anderen eine geographische durch die Straßen New Yorks, in denen sich scheinbar ihr gesamtes Leben abgespielt hat. Darin unterscheiden sich ihre eigenen gar nicht mal so sehr von den Songs, die sie gemeinsam mit ihrem Bruder bei den Fiery Furnaces macht. Doch wo sich diese in ebenso obskur-exotischen Orten wie in fernst zurück liegenden Zeiten abspielen können, bleiben die Handlungen ihres Debütalbums stets in greifbarer Nähe, erhalten sich eine Qualität die sie nicht wichtiger, aber persönlicher werden lässt. Sie versucht nämlich gar nicht erst, zu erklären was einen Park vom anderen unterscheidet oder was genau sich an der Kreuzung 38th und 7th befindet. Sie erzählt einfach locker drauf los, als wären alle, die ihr zuhören ebenfalls von dort, hätten einen Teil ihrer Wege selbst gegangen und kännten sich selbstverständlich bestenfalls in New York aus.
[Stream] Eleanor Friedberger - My Mistakes
[Albumstream] Eleanor Friedberger - Last Summer
Platz 15
Komplizen Der Spielregeln - Lieder Vom Rio D'Oro
Ich muss es zugeben, der Name hatte mich auch lange Zeit abgeschreckt. Doch beim Nachholen ihres letzten Albums fiel mir dann auf, dass mich Komplizen Der Spielregeln begeistern konnten, wie es eine deutschsprachige Band nur alle paar Jahre mal schafft. Weil ihre Texte nichts plakativ aufdrücken, sondern ein Strom sind, dem ich bedeutsame Bestimmtheiten entnehmen kann. Weil sich ihre Musik auf der interessanteren Seite von Indierock hält, anstatt mäßige englische Bands oder den abgehackten Tomte-Abschlag abzukopieren, weil hier immer wieder Post-Hardcore, Noiserock oder melodisch collegerockige Sechssaiter-Wechselspiele den Ton angeben, sie aber auch zu elektronisch besaitet sind um einem Retrosound anheimzufallen. Und weil sie einen stimmlich präsenten Sänger haben, der schreien kann. Und es auch ab und zu tut.
[Stream] Komplizen Der Spielregeln - Befehl Von Oben
[Albumstream] Komplizen Der Spielregeln - Lieder Vom Rio D'Oro
Platz 14
Belong - Common Era
Wenn ich dieses Jahr nach Hause kam und mir sicher war, dass ich für nichts mehr Kraft aufwenden müsste, dann erst habe ich es gewagt, Common Era aufzulegen. Nach ein paar Sekunden hat mich dieser absichtlich verkappte Pop immer wieder aufs Neue mit seiner vergilbten Schönheit gelähmt. Es ist die Art, wie der Gesang so schmerzhaft außer Griffreichweite distanziert nie das letzte Wort eines Satzes zu beenden scheint; als würde sein jeder Gedanke, jedes emotionale Lament unhaltbar im Äther aufgehen, von den knarzig-noisigen Stürmen um ihn herum davongeweht. Wenn sich jemand fragt, was mit einem bezaubernden Shoegaze-Album passiert, wenn es in eine Pfütze und der Korrosion anheim fällt: Common Era ist die Antwort.
[Stream] Belong - Never Came Close
[Albumstream] Belong - Common Era
Platz 13
The Field - Looping State Of Mind
Vielleicht liegt es daran, dass ich Yesterday And Today nur so halb gut fand, vielleicht daran, dass das neue Field-Album der großartigen Live-Energie der Band weitaus näher kommt, in jedem Fall ist meine Freude an Axel Willners modernem Dream-Pop hiermit wieder heiß und innig entflammt. Was vorher flach wirkte, wird hier tiefenwirksam von Schlagzeug und Bass ausgeformt, die sequenzierten Sphären sind glückserfüllt wie nie und halten auch mal ne Überraschung bereit. Der Unterschied zu Vorherigem ist in etwa so, wie es oft nur allzu enttäuschend von 3D-Filmen angepriesen wird - doch falsche Versprechen sind das letzte, was Willner im Sinn hat. Seine gleichgehaltenen, simplen Albumcover lassen weiterhin nicht vermuten, welche Herrlichkeit sich dahinter verbirgt.
[Stream] The Field - Then It's White
[Albumstream] The Field - Looping State Of Mind
Platz 21
Container - LP
Warum kann Techno nicht öfter so offensiv schmutzig sein? Containers Stücke klingen, als hätte er sich sein Equipment selbst solala zusammengebastelt, jeder Waberton, Klatscher, Maschinenbeat scheint am Rande zerfranst und hallt krisselig nach - selbst, wenn sie in Dissolve anfangs noch intakt erscheinen. Das Großartige an diesen krachigen Tanznummern ist aber, dass sie nicht bloß angesagt texturierter Kram zum Nebenherhören sind, sondern mit ihrem Aufbau und ihrer schieren Körperlichkeit tatsächlich zum Noiserave taugen. Wo auch immer diese Party stattfinden würde.
[Stream] Container - Dissolve
[Albumstream] Container - LP
Platz 20
Dominik Eulberg - Diorama
Seit ich Die 3 Millionen Musketiere in einem Club hörte, wusste ich, dass mir diese (mir da noch unbekannte) Platte gefallen würde. Und oh Wunder, sie kam von Dominik Eulberg, dessen Musik mir bis dato nie so gut gefallen hatte wie ich sie mir vorstellte. Sein wunderbares Diorama steht dem Konzept, 11 (auf CD, der LP fehlen leider ein paar Stücke) kleinen Waldwundern zu huldigen, nicht nach: Es brilliert darin, einen elektronischen Mikrokosmos aus Tonfiguren zu versammeln, die alle ihren eigenen Charakter und gar eine eigene Dynamik zu haben scheinen. In unterschiedlichem Tempo und Bewegungsmuster springen sie, kriechen, schwingen oder pulsieren starr auf der Stelle, letztendlich kommen sie aber als harmonisch interagierendes Ökosystem zusammen - zum musikalischen Wohlklang.
[Stream] Dominik Eulberg - Die 3 Millionen Musketiere
[Albumstream] Dominik Eulberg - Diorama
Platz 19
Fucked Up - David Comes To Life
Bisher war ich ja der Überzeugung, Fucked Ups Stücken würde Ausgedehntheit am besten stehen, Hidden World und die Tierkreiszeichen-EPen fand ich immer stärker als The Chemistry Of Common Life. Aber auch wenn es allein aufgrund der schieren Masse an Songs echt etwas zu lang ist, auf David Comes To Life sind einfach zu viele angeproggte Punkhits unterhalb der Fünf-Minuten-Grenze, als dass diese These Bestand haben könnte. Da ist sogar das unnötige überdehnte Überkonzept verziehen, das sich aber bei all der musikalischen Hardcore-Intensität problemlos ignorieren lässt.
[Stream] Fucked Up - Queen Of Hearts
[Albumstream] Fucked Up - David Comes To Life
Platz 18
Pete Swanson - Man With Potential
Noise-Techno die zweite. Wobei hier die Beats nur die halbe Miete sind, Pete Swanson schielt eher schräg am Tanzflur vorbei und unternimmt Voigtsche Waldexkursionen durch visionäre Metalldickichte. Ob erhabener Droneflug oder klaustrophobische Knarzgewitter, stets mutieren die dichten Krachgeflechte, rauschen flittrige Lichtläufe, unkenntlich verzerrte Gitarren oder Stimmen herbei und reihen sich prompt in das wuchtige Geschehen ein, das kathartisch aus dem Lautsprecher bollert.
[Stream] Pete Swanson - Misery Beat
[Albumstream] Pete Swanson - Man With Potential
Platz 17
Devin Townsend Project - Ghost
Nach Ki und dem Metalpop von Addicted kam Devin Townsends wahnsinnig ambitionierte Tetralogie 2011 mit dem (mir etwas zu) überdrehten Deconstruction und Ghost zu einem Ende - und Anfang, da jedes Albumoutro nahtlos ins Intro eines anderen übergeht. Die beiden Werke könnten kaum unterschiedlicher sein, an die Naturverbundenheit Terrias erinnernd entledigt sich Ghost aller Metal-Härte und lässt seiner new-agigen Seite freien Lauf. Entspannt wie nie wirkend lässt sich der Hyperaktive vorwiegend an der Akustikgitarre singend Zeit für meditative Songs, die beim ersten Panflötenton klar machen, dass er auch hier keinerlei geschmacklichen Kompromiss eingeht. Nur was für ganz Hartgesottene.
[Stream] Devin Townsend Project - Feather
[Albumstream] Devin Townsend Project - Ghost
Platz 16
Eleanor Friedberger - Last Summer
Last Summer ist eine Doppelreise: Einmal eine zeitliche, durch die Erinnerungen Eleanor Friedbergers, zum anderen eine geographische durch die Straßen New Yorks, in denen sich scheinbar ihr gesamtes Leben abgespielt hat. Darin unterscheiden sich ihre eigenen gar nicht mal so sehr von den Songs, die sie gemeinsam mit ihrem Bruder bei den Fiery Furnaces macht. Doch wo sich diese in ebenso obskur-exotischen Orten wie in fernst zurück liegenden Zeiten abspielen können, bleiben die Handlungen ihres Debütalbums stets in greifbarer Nähe, erhalten sich eine Qualität die sie nicht wichtiger, aber persönlicher werden lässt. Sie versucht nämlich gar nicht erst, zu erklären was einen Park vom anderen unterscheidet oder was genau sich an der Kreuzung 38th und 7th befindet. Sie erzählt einfach locker drauf los, als wären alle, die ihr zuhören ebenfalls von dort, hätten einen Teil ihrer Wege selbst gegangen und kännten sich selbstverständlich bestenfalls in New York aus.
[Stream] Eleanor Friedberger - My Mistakes
[Albumstream] Eleanor Friedberger - Last Summer
Platz 15
Komplizen Der Spielregeln - Lieder Vom Rio D'Oro
Ich muss es zugeben, der Name hatte mich auch lange Zeit abgeschreckt. Doch beim Nachholen ihres letzten Albums fiel mir dann auf, dass mich Komplizen Der Spielregeln begeistern konnten, wie es eine deutschsprachige Band nur alle paar Jahre mal schafft. Weil ihre Texte nichts plakativ aufdrücken, sondern ein Strom sind, dem ich bedeutsame Bestimmtheiten entnehmen kann. Weil sich ihre Musik auf der interessanteren Seite von Indierock hält, anstatt mäßige englische Bands oder den abgehackten Tomte-Abschlag abzukopieren, weil hier immer wieder Post-Hardcore, Noiserock oder melodisch collegerockige Sechssaiter-Wechselspiele den Ton angeben, sie aber auch zu elektronisch besaitet sind um einem Retrosound anheimzufallen. Und weil sie einen stimmlich präsenten Sänger haben, der schreien kann. Und es auch ab und zu tut.
[Stream] Komplizen Der Spielregeln - Befehl Von Oben
[Albumstream] Komplizen Der Spielregeln - Lieder Vom Rio D'Oro
Platz 14
Belong - Common Era
Wenn ich dieses Jahr nach Hause kam und mir sicher war, dass ich für nichts mehr Kraft aufwenden müsste, dann erst habe ich es gewagt, Common Era aufzulegen. Nach ein paar Sekunden hat mich dieser absichtlich verkappte Pop immer wieder aufs Neue mit seiner vergilbten Schönheit gelähmt. Es ist die Art, wie der Gesang so schmerzhaft außer Griffreichweite distanziert nie das letzte Wort eines Satzes zu beenden scheint; als würde sein jeder Gedanke, jedes emotionale Lament unhaltbar im Äther aufgehen, von den knarzig-noisigen Stürmen um ihn herum davongeweht. Wenn sich jemand fragt, was mit einem bezaubernden Shoegaze-Album passiert, wenn es in eine Pfütze und der Korrosion anheim fällt: Common Era ist die Antwort.
[Stream] Belong - Never Came Close
[Albumstream] Belong - Common Era
Platz 13
The Field - Looping State Of Mind
Vielleicht liegt es daran, dass ich Yesterday And Today nur so halb gut fand, vielleicht daran, dass das neue Field-Album der großartigen Live-Energie der Band weitaus näher kommt, in jedem Fall ist meine Freude an Axel Willners modernem Dream-Pop hiermit wieder heiß und innig entflammt. Was vorher flach wirkte, wird hier tiefenwirksam von Schlagzeug und Bass ausgeformt, die sequenzierten Sphären sind glückserfüllt wie nie und halten auch mal ne Überraschung bereit. Der Unterschied zu Vorherigem ist in etwa so, wie es oft nur allzu enttäuschend von 3D-Filmen angepriesen wird - doch falsche Versprechen sind das letzte, was Willner im Sinn hat. Seine gleichgehaltenen, simplen Albumcover lassen weiterhin nicht vermuten, welche Herrlichkeit sich dahinter verbirgt.
[Stream] The Field - Then It's White
[Albumstream] The Field - Looping State Of Mind