Young Galaxy - Peripheral Visionaries

Bis zur Ankündigung von 50 Words For Snow, bei dem das mehr als offensichtlich sein sollte, hatte ich immer vermutet, dass Shapeshifting sich als das Winteralbum 2011 entpuppen würde. Denn auch, wenn hier und da Kastagnette oder Steel Drums als vermeintliche Sonnenindizien auftauchen, der Grundton ist ein kühl-melancholischer, der selbst Young Galaxys warme Melodien mit frostigen Bassläufen in niedere Thermalregionen zieht. Und vor allem ist da die glasklare Produktion Dan Lissviks, durch die Peripheral Visionaries als eine weite weiße Eislandschaft wirkt über, die die Musik elegant auf Schlittschuhen gleitet.

[Video] Young Galaxy - Peripheral Visionaries

Mix: Do(wner)-Fi


Wo ich mich gerade zwecks gnadenlos akkurater Listenerstellung durch alle meine diesjährigen Erwerbungen höre, ist mir doch glatt dieser Mix eingefallen, den ich irgendwann für den Eigenkonsum erstellt und nie verlinkt hatte. Eine Sammlung von Songs, die - meist mit beidgeschlechtlichem Gesang - einen ganz bestimmten, emotional verregneten Ton treffen, mit ihren kaputten Instrumenten zugleich in einem Zustand fragiler Schönheit hängen. Mit dabei in der knack(s)igen halben Stunde sind EMA, Sebadoh, Times New Viking, Circle Pit u.v.a.

Do(wner)-Fi

The Men Live

Was wäre man nur ohne WFMU. Letzte Woche eine Band, die nicht in meiner Nähe tourte, diese Woche eine Session einer Band, die im nächsten Jahr nur andere Ecken Deutschlands besuchen wird. Nach anfänglicher Nichtbeachtung scheint das großartige Sacred-Bones-Debüt Leave Home von The Men nach und nach eine Hörerschaft gefunden zu haben und findet sich dieser Tage auch schon in einigen Listen wieder - zu Recht. Für die Radiosendung von Brian Turner spielten die New Yorker satte 7 Stücke, und die nicht gerade in Kurzfassungen.

The Men - Live at WFMU

Perfume - Laser Beam

Beim Beschreiben von Musik wird ja ganz gerne von Tiefe und Oberflächlichkeit gesprochen, meist jedoch eher in übertragenen Sinnen. Anders ist das bei Perfume, deren Popentwurf auf ihrem neuen Album JPN umso komplexer ist, je mehr man in die Tiefe und Breite hört. Ganz oben in Laser Beam beispielsweise sind erst mal wenig spektakuläre, dünn-helle Glitzerklänge und insbesondere im Zentrum der Stereoabmischung das Vokalistinnentrio, zu unmenschlichem Tweeroboterinnengesang durchprozessiert.

Nur ein bisschen tiefere Tonlagen bieten aber schon schrägere, immer wilder links und rechts titschende Knarz-, Quietsch- und Blubbersynkopen, dass das Ganze mit seinen multiplen verschränkten Melodieläufen schon fast ein Track von z.B. Rustie sein könnte, wäre es nicht vorwiegend im 4/4-Beat gehalten. Aber letztlich sind bei Perfume nicht "zeitgemäße" Beatmacherei oder feuilletonfreundliche Effekthascherei das Ziel, sondern die Maximierung ihrer Pop-Glückseligkeit, was JPN für mich zu einem kreativ anspruchsvolleren und - weil eben dies darauf gelungen ist - erfolgreicheren Album macht.

[Video] Perfume - Laser Beam