66 aus 2011 (Teil 1)

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Platz 66
Those Dancing Days - Daydreams & Nightmares

Während das Debüt mehr ein Singles-plus-Rest-Ding war, gelang den Schwedinnen ihr zweites Popalbum rundum erfreulich. Von synthetisch unterstrichenem Phoenix-Funkeln über dunkel verhangene Atmo-Schleicher bis zu frenetischem Davonrasen - am schönsten beim Stalker-Hymnchen I Know Where You Live Pt. 2 - lieferte Daydreams & Nightmares genug gute Gründe, das vorläufige Ende der Band zu bedauern.

[Stream/MP3] Those Dancing Days - Can't Find Entrance
[Albumstream] Those Dancing Days - Daydreams & Nightmares

Platz 65
Milk Maid - Yucca

Viel 90er Retrogeschrammel in eher typisch amerikanischem Sound gab's dieses Jahr von jungen Brit-Bands serviert. Yuck, Mazes, Fanzine waren aber ebenso wie ihre Einwort-Namen nur die halbe Miete, überraschend konsistent zeigte sich hingegen das bis auf ein paar Aushilfs-Schlagzeuger solo eingespielte Debüt von Martin Cohen, der damit schon fast das kommende Reunion-Album von Guided By Voices im Voraus überflüssig machte.

[Stream] Milk Maid - Not Me
[Albumstream] Milk Maid - Yucca

Platz 64
Cut Copy - Zonoscope

Ich war's schon von In Ghost Colours gewohnt, dass Cut-Copy-Songs anfangs gering erscheinen, sich jedoch mit der Zeit renitent gegens Vergessenwerden wehren. Die Hoffnung auf den gleichen Aha-Effekt blieb diesmal allerdings unerfüllt. Zwar sind den dünnstimmigen Australiern wieder einige fabelhafte Synthdance-Momente gelungen, die sind jedoch ebenso halbgar in Songs eingebaut wie diese wiederum in ein Album, dem der Anschluss von einem ans nächste Stück mit bloßem Ambientsäuseln nicht überzeugend gelingen will.

[Stream] Cut Copy - Blink And You'll Miss A Revolution
[Albumstream] Cut Copy - Zonoscope

Platz 63
The Joy Formidable - The Big Roar

Es scheint nur konsequent für eine Band, die live selbst in Ikea-Regal-hohen Kellerclubs mit arenafüllendem Sound alles wegfegt, diesen mit einem ebenso bombastisch voluminösem Album zu reproduzieren. Doch so herrlich Songs wie Cradle und Whirring auch nach jahrelanger Bekanntheit bleiben (oder sich I Don't Want To See You Like This in diese Tradition einfügt), ohne ein paar Luftlöcher führt die Wall of Sound zu Atemnot, die The Big Roar ein leichtes Makel anstreichen.

[Stream] The Joy Formidable - Whirring
[Albumstream] The Joy Formidable - The Big Roar

Platz 62
Psychedelic Horseshit - Laced

Nachdem Psychedelic Horseshit die letzten Jahre die beste Lo-Fi-Rockband die niemand kennt waren, sattelten sie für Laced vollends auf spinnerten Experimentalpop um, mit dem sie schon immer am Rande rumgespielt hatten. Das Ergebnis ist herrlich verstrahlt, nicht minder psychedelisch realitätsverblubbernd als die Auswüchse des Not-Not-Not-Labels, aber von größerer Dynamik und vor allem mit einer gewaltigen Ladung charakterfräsendem Sarkasmus ausgestattet.

[Stream/MP3] Psychedelic Horseshit - Endless Fascination
[Albumstream] Psychedelic Horseshit - Laced

Platz 61
Handsome Furs - Sound Kapital

Im Jahr Eins nach Wolf Parade war eigentlich alles business as usual. Spencer Krug machte eine feine neue Platte, Dan Boeckner und Alexei Perry machten eine feine neue Platte und ich war froh über beides. Die größte Änderung ist sicher, dass Sound Kapital vor allem durch sein Halldimensionierung in einer neuen, der Live-Intensität des Duos etwas näher rückenden Liga spielt, statt verstopfenden Schweißtropfen aber weiterhin den hallenden Hooks freien Hörlauf lässt.

[Stream/MP3] Handsome Furs - Repatriated
[Albumstream] Handsome Furs - Sound Kapital

Platz 60
Ponytail - Do Whatever You Want All The Time

Auch vom ultrasympathischen Baltimore-Quartett hieß es dieses Jahr Abschied nehmen. Der wurde aber zumindest dadurch aufgehellt, dass Ponytail doch noch ihr drittes Album vorher in die Welt entließen, das diesmal Momenten mehr Raum bot als rasanten, was diesen Trip aber nicht weniger bunt machte als vorherige. Ach, wozu Worte, am besten beschreiben kann die Ponytail-Erfahrung wirklich dieses Video. Pony Time!

[Stream] Ponytail - Easy Peasy
[Albumstream] Ponytail - Do Whatever You Want All The Time

Platz 59
Real Estate - Days

Als die neuen Pavement entpuppten sich Real Estate wohl doch nicht ganz, vielleicht eher als die neuen Fuck? Aber auch wenn ich lieber ein paar Out Of Tunes für ein paar komplett entspannte Stücke ausgetauscht hätte, letztere jangeln Real Estate einfach mit einer geschmeidig verzahnten Nonchalance dahin der man nur schwer widerstehen kann. Werd ich sicher im nächsten Sommer gern wieder auskramen, nur schade, dass sie dafür 2011 ein wenig spät kam.

[Stream] Real Estate - Municipality
[Albumstream] Real Estate - Days

Platz 58
Plaid - Scintilli

Da hat sich das Duo wohl das denkbar schlechteste Jahr für seine Rückkeher augewählt. Liegt Scintilli doch in seiner bestechenden Klarheit fernab modischer Vernebelung, wirkt aber zugleich neben nicht ganz unähnlich gestrickten Soundkaleidoskopierungen von Kuedo oder Rustie in seiner Wuchtarmut bescheiden und leichtgewichtig, geradezu reserviert - eben eine Gruppe, der man ihr Alter anhört, was wohl für viele Elektronik-Connaisseure der Todesstoß ist. Aber naja, für mich halt nicht, vor allem die Diversifiziertheit ihres dennoch stimmigen Sounds ließ die kristallinen Visionen Plaids belebend im Hirnraum rumtitschen.

[Stream/MP3] Plaid - Missing
[Albumstream] Plaid - Scintilli