Cosmic Hits & Disco Trips, Die Zweite


Als wäre es noch nicht genug, dass ich dieses Jahr schon zwei Compilations zu meinen Lieblingsveröffentlichungen zähle, hält der Herbst noch weitere vielversprechende Sammlungen der Art von Tanz(?)musik die mir derzeit schwer zusagt parat. Thisisnotanexit, durchaus als britisches Pendant zu Italians Do It Better betrachtbar, bringt am 26.10. Thisisnotanexit Manifesto 1 heraus. Gut die Hälfte der Stücke darauf hat bislang noch keine Veröffentlichung erfahren, da sich unter den bereits Bekannten das kürzlich bebilderte Ultralight von Parallels, Hatchbacks Jetlag, Prins Thomas' Endlosmix von White Diamond sowie die Moon Song-Reinterpretation der grandiosen Mungolian Jet Set befinden hege ich aber begründete Hoffnungen.


Etwas verhaltener war mein Optimismus für die zweite Ausgabe der Cosmic Balearic Beats, nicht nur weil ich das B-Adjektiv aufgrund seiner Ballermann-Evokationen persönlich bislang zu vermeiden versucht habe, auch fiel die vorherige Compilation aus dem Hause Eskimo etwas flach. Günstigerweise musste ich mich nicht groß dazu überwinden um in die am 04.09. erscheinende Fortsetzung schon mal reinzuhören, und die gefällt mir schon auf Anhieb besser, auch weil Visti & Meylands Yes Maam (All Nite Long) davon einer meiner großen Saisonfavoriten ist.

Jay Reatards Kurzdoku "Waiting For Something"

Selten länger als 20 Minuten dauerten Jay Reatardss Konzerte bis vor kurzem noch, kurz und punkig lautete die Devise. So langsam geht er aber auf die 30 zu, hat nach über einem Jahrzehnt Musikschaffen und Dutzenden von Veröffentlichungen nun auf Matador seine größte Popularität erreicht und kehrt auch auf dem in einer Woche erscheinenden Watch Me Fall weiter den Pop-Appeal seiner genialen Songs hervor. Dennoch ist deren Inhalt weiterhin nahezu ausschließlich negativ, dreht sich um Versagen, Tod, Schmerz, Einsamkeit. Der simple Grund dafür, seine wilde Biographie und seine Musikphilosophie werden schön in diesem Film dokumentiert der ebenso kurz gehalten ist wie früher seine Konzerte.

Waiting For Something: A Jay Reatard Documentary

Stream: Lovvers - Ocd Go Go Go Girls

Schon bei ihrem Auftritt zusammen mit Los Campesinos! und Sky Larkin hörte man den britischen Lovvers ihre Liebe zum Garagepunk der amerikanischen Westküste klar an, da überrascht es eigentlich kaum dass ihr Debütalbum Ocd Go Go Go Girls dem Klang nach ohne Mühe auch auf In The Red hätte erscheinen können. Wie genau es klingt und ob es die nötigen Hooks mitbringt um aus der nicht gerade kleinen Menge ähnlich klingender Alben herauszustehen kann man eine Woche vor seiner Veröffentlichung nun selbst hören.

[Stream] Lovvers - Ocd Go Go Go Girls

"You are a fast explosion and I am the embers" (Sunset Rubdown Kommen)


Sunset Rubdown - Nightingdale/December Song - 2009/20/06 @ Mohawk

Obwohl es kurz vor dem epischen Ende des Albums zunächst übersehen werden kann, hat sich Nightingale/December Song recht schnell zu einem großen Favoriten auf dem grandiosen Dragonslayer entwickelt. Und das war noch bevor ich diese Liveversion kannte, denn aufgrund der Komplexität des Stückes konnten es Sunset Rubdown selbst zu fünft auf dem Wetzlar-Konzert noch nicht aufführen, dafür benötigten sie bei obigem Auftritt die Mithilfe der Vorband Elfin Saddle. Auf Dragonslayer walzert das Stück schwungvoll vor sich hin, aber hier gewinnt es mit drei mächtig donnerndenen Drummern ungemein an Größe, droht einen laut aufgedreht eher platt zu walzen. Was es angesichts seines Textes auch sollte, es handelt von schnellem, feuerwerkartigem Verglühen mit hoher Energieausschüttung.

Die große Kunst des selbst eher reservierten Spencer Krug liegt darin, Songs zu schreiben die in einem den Drang erwecken so laut wie man kann aus voller Seele mitzusingen. Hier wird auch Krug einmal außergewöhnlich energetisch, nach dem mittstückigen wilden Jahrmarktorgel-Keyboardritt auf dieser Flut aus Galeerentreiberschlägen steigert sich sein Gesang mit dem Rest der Musik zu einem herrlichen Klimax bei 3:25, gefolgt von einer zweiten, emotionaleren Gesangssteigerung in die letzte Hälfte des Quasi-Refrains der dem Adressaten des Textes vorhersagt was passiert wenn ihm seine flammende Energie ausgeht: "And though your flames are quick and mean / they will not last the year / but expire like a sudden shooting star."

Den ganzen Tag schon schau ich mir dieses Video wieder und wieder an, denn nicht nur wird ihre Septembertour Sunset Rubdown wieder nicht nach Köln führen, auch ist es eben fraglich ob man das Stück bei diesen Konzerten überhaupt zu hören kriegen wird und so Youtube womöglich die einzige Gelegenheit dafür bleibt. Der Besuch ist natürlich dennoch Pflicht für alle in erreichbarer Nähe, das Konzert im April war für mich das beste überhaupt in diesem Jahr:

07.09.2009 Knust, Hamburg
20.09.2009 Magnet Club, Berlin
21.09.2009 UT Connewitz, Leipzig
22.09.2009 59:1, München

Why? Bei New, Improved, LIVE

Bis am 02. Oktober das neue Album von Why? auf Tomlab erscheint ist es ja noch mindestens ein halber Sommer, nach dem Vorab-Mp3 gibt es aber nun schon zwei weitere Stücke von Eskimo Snow zu hören. Im Rahmen seiner Solosession für New, Improved, LIVE spielte Yoni Wolf nämlich reduzierte, ungewohnt zarte Piano-Versionen des Titelstücks und von Against Me, zudem eins vom letztjährigen Jahreshighlight Alopecia (das er ebenso wie Eskimo Snow an diesem Ort einspielte) und ein Pavement-Cover.

Why? Bei New, Improved, LIVE

Stream: No Age - Losing Feeling

Auch wenn No Ages letztjähriges "richtiges" Debütalbum für mich nicht mehr ganz die aufregende Vielfältigkeit von Weirdo Rippers hatte war es gewiss immer noch ein verdammt gutes Album, demnach bin ich auch sehr interessiert wie das Duo auf seiner kommenden EP klingen wird. Bis zum 02.10. muss man aber nicht mehr warten um das zu erfahren, die nur digital und auf Vinyl erhältliche Losing Feeling kann man jetzt schon bei Sub Pop probehören, lediglich registrieren muss man sich dort vorher (hat bei mir 15 Sekunden gedauert).

[Stream] No Age - Losing Feeling EP

Video: Parallels - Ultralight


Das Video der kanadischen Italo-Glammer Parallels ist mal eines das genau so aussieht wie der zugehörige Song klingt: Ultralight taucht Sängerin Holly Dodson vor kühl-bläulichem Hintergrund in allerlei futuristisch anmutende Neon-/Laserlichter, darunter ein einrahmendes Linienmuster das die Szenerie ein wenig an Tron erinnern lässt, und setzt sich mit seinem catchigen Grundmotiv langfristig im Hirn fest.

[Video] Parallels - Ultralight

Neues Von A Sunny Day In Glasgow, The Raveonettes

Wenn man bedenkt wie unfassbar, sich schnell verflüchtigend A Sunny Day in Glasgows Dreampop zunächst wirkt ist es doch bemerkenswert als wie langlebig sich Scribble Mural Comic Journal entpuppt hat. Zwei Jahre später erscheint, nach einem Gastspiel auf Slumberlands Searching For The Now 3, nun am 15.09. der Nachfolger Ashes Grammar auf ASDIGs eigenem Label Mis Ojos Discos und kann dort bereits vorbestellt werden (was bei der limitierten LP sicher ratsam ist). Die Doppelsingle Ashes Grammar / Ashes Maths zeigt direkt wie sehr diese Musik durch Kopfhörernutzung gewinnt, taucht man so einmal richtig in die umherkreisenden Stimmen ein schälen sich immer mehr schöne Details heraus und man erkennt wie viel mehr als nur narkotisierender Wohlklang darin steckt.

[MP3] A Sunny Day In Glasgow - Ashes Grammar / Ashes Maths

Weniger Kopfhörertauglich ist der neue Song von The Raveonettes, für meinen Geschmack ist Suicide sogar etwas übersteuert um ihn aus der laut aufgedrehten Anlage vollends genießen zu können. Wenn die restlichen Songs des Anfang Oktober erscheinenden In And Out Of Control aber alle mit dermaßen süß verzerrten Melodien punkten könnte ich da durchaus drüber hinweg sehen, mehr Eindrücke in Form von Demoaufnahmen kann man unterdessen hier sammeln.

[MP3] The Raveonettes - Suicide