48 Aus 2009 (Teil 5)
Von Uli am 30. Dezember 2009, 16:45
(Teil 1) (Teil 2) (Teil 3) (Teil 4) (Teil 6)
Platz 16
Julianna Barwick - Florine EP
Die menschliche Stimme war dieses Jahr ein beliebtes Musikinstrument, gesampelt, gefiltert und geloopt wurde sie bei manchen sogar zum Hauptbestandteil ihrer Kompositionen. Babe Terror benebelte mit seinem brasilianischen Tropicalia-Psych-Ambient, Matias Aguayo konstruierte mit seinem Organ hingegen Tanzbares und Julianna Barwick schichtete auf Florine ihren klaren Gesang so oft aufeinander bis sie in die höchsten Sphären des Glückes vordrang. Traumähnlich und erhaben gleiten die Stücke ins Bewusstsein und wieder hinaus, ähnlich und doch immer wieder neu und zurück bleibt das Gefühl, einem wäre eine kleine Sonne im Kopf aufgegangen.
[MP3] Julianna Barwick - Bode
[Stream] Julianna Barwick - Florine
Platz 15
The Juan MacLean - The Future Will Come
Spätestens beim Konzert (RIP Jerry Fuchs) war klar dass The Juan Macleans Songs den Körper mindestens genau so bewegen sollen wie die Seele, aber dazu braucht man eigentlich The Future Will Come nur einmal zu Ende hören, wenn, mit Human Disaster scheinbar am emotionalen Boden endend, das episch-herrliche Happy House jeglichen schlechten Gedanken mit Piano-House und Raketendisco auslöscht. Ähnlich wie die Belgier von Aeroplane brillieren The Juan MacLean mit musikalischem Maximalismus, nicht unbedingt subtile oder clevere Sounds und Motive werden mit größter Effektivität eingesetzt um den Hörer zu bewegen, sei es mit Melancholie oder Euphorie. Was mir auch völlig Recht ist wenn es so wunderbar funktioniert wie hier.
[MP3] The Juan Maclean - One Day
[Stream] The Juan MacLean - The Future Will Come
Platz 14
Oneohtrix Point Never - Rifts
Vier Jahrzehnte, und immer noch gibt es kein futuristischer klingendes Instrument als den Synthesizer. Das verleiht Rifts, auf dem der Großteil von Oneohtrix Point Nevers beatlosen Werken handlich und homogen versammelt ist, zwischen Retro- und Zukunfts-Assoziation ein unstetiges Hörgefühl von Zeitlosigkeit. Doch wie das Instrument in Filmsoundtracks auch für fast jedes anderes Genre, sei es Horror, Porno oder Komödie, genutzt wurde ist nicht jedes von Daniel Lopatins bildevokativen Stücken von der Marke Sci-Fi-Synth, er schlägt in einem wohltemperierten Meer aus Drone und Ambient die Brücke zwischen Arpeggio-Salven und Lasergewitter auf der einen und mit tropischen Tier- und Wellenklängen auf der anderen Seite, Rifts ist eine monumentale, gleichzeitig sehr intime Reise an deren Ende eine noch größere Überraschung wartet.
[MP3] Oneohtrix Point Never - Physical Memory
[Stream] Oneohtrix Point Never - Rifts
Platz 13
Dananananaykroyd - Hey Everyone!
Die zweite Campesinos!-Empfehlung die dieses Jahr richtig ihr Potential entfaltete. Mit einem breiten Lächeln im Gesicht entfesseln Dananananaykroyd aus Glasgow auf ihrem Debütalbum eine ungemein fröhliche (Post-)Hardcoreparty, zwar hochenergetisch, aber nicht auf Konfrontation und Moshpits aus, dafür versprühen die sehr unmartialischen "Yeah"s, Händeklatschen und vor allem Melodien einfach zu wenig Testosteron, Schreiduelle Marke Blood Brothers und gedoppelte Trommelpower hin oder her. [mehr]
[Video] Dananananaykroyd - Some Dresses
[Stream] Dananananaykroyd - Hey Everyone!
Platz 12
Shiina Ringo - Sanmon Gossip
Nachdem Shiina Ringo mit Karuki Zamen Kuri No Hana 2003 an ihrem damaligen künstlerischen Höhepunkt angekommen war, kehrte sie der Popstar-Solokarriere überraschend den Rücken. Ebenfalls plötzlich erfolgte dieses Jahr ihre Rückkehr, wenn auch nicht so überraschend, hatten doch schon 2007 Heisei Fuuzoku, eine Kollaboration mit dem Komponisten Saiko Neto bei der Stücke quer durch ihre Diskographie zu zauberhaftem Orchestralpop transformiert wurden, und die Veröffentlichungen rund um ihr letztjähriges 10. Jubiläum Anlass zu Spekulation gegeben. Neto ist nun einer von vielen die jedem Stück auf Shiinas neuem Werk ein diskretes Klangbild verpassen: Instrumentalbombast, 70s-Agententhriller-Thema, Lounge-Pop, feuriger Clubjazz, ziehharmonikaunterstützter Sologesang und Cyber-Breakbeats u.a. werden hier symmetrisch um das zentrale Stück Shun angeordnet (auch was die Songtitellängen anbelangt), zwar traditionellere Stile als man es von der experimentellen Shiina gewohnt ist, die enorme Dichte an Ideen macht dies jedoch zu alles anderem als einem flachen Hörerlebnis. Wie immer bei Shiina verstehe ich nicht alles was sie macht, aber irgendwann klickt's einfach und ich bin wieder hin und weg.
[Video] Shiina Ringo - Tsugou No Ii Karada
Platz 11
Converge - Axe To Fall
Nach anfänglicher Begeisterung bin ich auf Converges letztes Werk No Heroes dann doch nicht mehr so oft zurückgekommen, mit Axe To Fall sieht das aber anders aus, das ist immer noch wie beim ersten Hören ein echtes Biest. Es ist ungemein schwer, Kurt Ballous herausragende Produktion zu beschreiben ohne zu martialischen Klischeemetaphern zu greifen, so wuchtig ist ihre Dynamik, so fernab der Realität wirkt sie und so stark ist ihr Eindruck auf den Hörer, aber die andere Attraktion ist natürlich die immer wieder frische Wendungen nehmende Musik selbst. Bis kurz vor dem verhältnismäßig ruhigen, aber nicht unpassenden Doppelfinale, gibt es zwischen den rasant und oft von D-Beat vorangetriebenen Songs keine Atempause und wie in dem etwas geradlinigeren, aber in seiner Kompaktheit umso beeindruckenderen Cutter gut zu hören schafft auch Jacob Bannons Gesang es immer wieder sich nochmal zu übertreffen, so wie es die ganze Band mit diesem Album getan hat.
[MP3] Converge - Axe To Fall
Platz 10
Dirty Projectors - Bitte Orca
Statt Fever Ray oder Bat For Lashes hätte ich mich bei Bitte Orca tatsächlich mal über eine erweiterte Neuauflage ein halbes jahr nach Erstveröffentlichung gefreut. Denn mit ihren Kollaborationen mit David Byrne und Björk sowie den neuen Stücken der, hierzulande unerklärlicherweise nicht mal als Download erhältlichen, EP Temecula Sunrise und B-Seiten als Bonusmaterial hätte ich mir das Album glatt nochmal gekauft, so konsistent toll zeigte sich David Longstreths Projekt dieses Jahr. Was mir bei Rise Above neben der komplexen Komposition noch fehlte war der Zugang zu den Melodien, die sind (mittlerweile über vier Stimmen verteilt) diesmal wirklich prächtig ausgefallen und werden von der leicht und warm wirkenden Musik bestens komplementiert - dabei wäre es nun wirklich kein Leichtes, sie nachzuspielen.
[MP3] Dirty Projectors - Stillness Is The Move
[Stream] Dirty Projectors - Bitte Orca
Platz 9
Mungolian Jet Set - We Gave It All Away...Now We Are Taking It Back
Wenn ich in den vergangenen 3 Monaten eine Melodie, einen Hook, einen ungewöhnlichen Rhythmus oder auch einen merkwürdigen, aber angenehme Konnotationen erweckenden Klang im Kopf hatte stammten die in gut 50% aller Fälle von dieser Platte. Zwar eine Sammlung von Remixen, aber Mungolian Jet Set verwursten ihr Quellmaterial dermaßen kohärent zu Weirdo-Disco, düsterem Großstadt-Jazzfunk, euphorischen Sternstunden und sonnengetränkten Yachtgrooves dass es oft ebensogut Eigenkompositionen sein könnten, außerdem sind die über 2 CDs verteilten Stücke kontinuierlich ineinander überfließend dass sie mehr wie ein Album wirken. Bemerkenswert auch wie viele ungewöhnliche, ach sagen wir lieber gleich bekloppte, Sounds zur Verwendung kommen (angefangen mit dem Markenzeichen der Norweger, dem Mung-Gong) und dass, während man sich immer wieder fragt "Was war das gerade für ein Geräusch? Was reden die da? Hab ich das wirklich gerade gehört?", Tracks mit Zungenschnalzen, dramatisch irrem Hecheln und Ziehharmonika trotzdem ernsthaft großartig und nicht alberne Gimmicks sind.
[MP3] Mungolian Jet Set - Creepy
Platz 16
Julianna Barwick - Florine EP
Die menschliche Stimme war dieses Jahr ein beliebtes Musikinstrument, gesampelt, gefiltert und geloopt wurde sie bei manchen sogar zum Hauptbestandteil ihrer Kompositionen. Babe Terror benebelte mit seinem brasilianischen Tropicalia-Psych-Ambient, Matias Aguayo konstruierte mit seinem Organ hingegen Tanzbares und Julianna Barwick schichtete auf Florine ihren klaren Gesang so oft aufeinander bis sie in die höchsten Sphären des Glückes vordrang. Traumähnlich und erhaben gleiten die Stücke ins Bewusstsein und wieder hinaus, ähnlich und doch immer wieder neu und zurück bleibt das Gefühl, einem wäre eine kleine Sonne im Kopf aufgegangen.
[MP3] Julianna Barwick - Bode
[Stream] Julianna Barwick - Florine
Platz 15
The Juan MacLean - The Future Will Come
Spätestens beim Konzert (RIP Jerry Fuchs) war klar dass The Juan Macleans Songs den Körper mindestens genau so bewegen sollen wie die Seele, aber dazu braucht man eigentlich The Future Will Come nur einmal zu Ende hören, wenn, mit Human Disaster scheinbar am emotionalen Boden endend, das episch-herrliche Happy House jeglichen schlechten Gedanken mit Piano-House und Raketendisco auslöscht. Ähnlich wie die Belgier von Aeroplane brillieren The Juan MacLean mit musikalischem Maximalismus, nicht unbedingt subtile oder clevere Sounds und Motive werden mit größter Effektivität eingesetzt um den Hörer zu bewegen, sei es mit Melancholie oder Euphorie. Was mir auch völlig Recht ist wenn es so wunderbar funktioniert wie hier.
[MP3] The Juan Maclean - One Day
[Stream] The Juan MacLean - The Future Will Come
Platz 14
Oneohtrix Point Never - Rifts
Vier Jahrzehnte, und immer noch gibt es kein futuristischer klingendes Instrument als den Synthesizer. Das verleiht Rifts, auf dem der Großteil von Oneohtrix Point Nevers beatlosen Werken handlich und homogen versammelt ist, zwischen Retro- und Zukunfts-Assoziation ein unstetiges Hörgefühl von Zeitlosigkeit. Doch wie das Instrument in Filmsoundtracks auch für fast jedes anderes Genre, sei es Horror, Porno oder Komödie, genutzt wurde ist nicht jedes von Daniel Lopatins bildevokativen Stücken von der Marke Sci-Fi-Synth, er schlägt in einem wohltemperierten Meer aus Drone und Ambient die Brücke zwischen Arpeggio-Salven und Lasergewitter auf der einen und mit tropischen Tier- und Wellenklängen auf der anderen Seite, Rifts ist eine monumentale, gleichzeitig sehr intime Reise an deren Ende eine noch größere Überraschung wartet.
[MP3] Oneohtrix Point Never - Physical Memory
[Stream] Oneohtrix Point Never - Rifts
Platz 13
Dananananaykroyd - Hey Everyone!
Die zweite Campesinos!-Empfehlung die dieses Jahr richtig ihr Potential entfaltete. Mit einem breiten Lächeln im Gesicht entfesseln Dananananaykroyd aus Glasgow auf ihrem Debütalbum eine ungemein fröhliche (Post-)Hardcoreparty, zwar hochenergetisch, aber nicht auf Konfrontation und Moshpits aus, dafür versprühen die sehr unmartialischen "Yeah"s, Händeklatschen und vor allem Melodien einfach zu wenig Testosteron, Schreiduelle Marke Blood Brothers und gedoppelte Trommelpower hin oder her. [mehr]
[Video] Dananananaykroyd - Some Dresses
[Stream] Dananananaykroyd - Hey Everyone!
Platz 12
Shiina Ringo - Sanmon Gossip
Nachdem Shiina Ringo mit Karuki Zamen Kuri No Hana 2003 an ihrem damaligen künstlerischen Höhepunkt angekommen war, kehrte sie der Popstar-Solokarriere überraschend den Rücken. Ebenfalls plötzlich erfolgte dieses Jahr ihre Rückkehr, wenn auch nicht so überraschend, hatten doch schon 2007 Heisei Fuuzoku, eine Kollaboration mit dem Komponisten Saiko Neto bei der Stücke quer durch ihre Diskographie zu zauberhaftem Orchestralpop transformiert wurden, und die Veröffentlichungen rund um ihr letztjähriges 10. Jubiläum Anlass zu Spekulation gegeben. Neto ist nun einer von vielen die jedem Stück auf Shiinas neuem Werk ein diskretes Klangbild verpassen: Instrumentalbombast, 70s-Agententhriller-Thema, Lounge-Pop, feuriger Clubjazz, ziehharmonikaunterstützter Sologesang und Cyber-Breakbeats u.a. werden hier symmetrisch um das zentrale Stück Shun angeordnet (auch was die Songtitellängen anbelangt), zwar traditionellere Stile als man es von der experimentellen Shiina gewohnt ist, die enorme Dichte an Ideen macht dies jedoch zu alles anderem als einem flachen Hörerlebnis. Wie immer bei Shiina verstehe ich nicht alles was sie macht, aber irgendwann klickt's einfach und ich bin wieder hin und weg.
[Video] Shiina Ringo - Tsugou No Ii Karada
Platz 11
Converge - Axe To Fall
Nach anfänglicher Begeisterung bin ich auf Converges letztes Werk No Heroes dann doch nicht mehr so oft zurückgekommen, mit Axe To Fall sieht das aber anders aus, das ist immer noch wie beim ersten Hören ein echtes Biest. Es ist ungemein schwer, Kurt Ballous herausragende Produktion zu beschreiben ohne zu martialischen Klischeemetaphern zu greifen, so wuchtig ist ihre Dynamik, so fernab der Realität wirkt sie und so stark ist ihr Eindruck auf den Hörer, aber die andere Attraktion ist natürlich die immer wieder frische Wendungen nehmende Musik selbst. Bis kurz vor dem verhältnismäßig ruhigen, aber nicht unpassenden Doppelfinale, gibt es zwischen den rasant und oft von D-Beat vorangetriebenen Songs keine Atempause und wie in dem etwas geradlinigeren, aber in seiner Kompaktheit umso beeindruckenderen Cutter gut zu hören schafft auch Jacob Bannons Gesang es immer wieder sich nochmal zu übertreffen, so wie es die ganze Band mit diesem Album getan hat.
[MP3] Converge - Axe To Fall
Platz 10
Dirty Projectors - Bitte Orca
Statt Fever Ray oder Bat For Lashes hätte ich mich bei Bitte Orca tatsächlich mal über eine erweiterte Neuauflage ein halbes jahr nach Erstveröffentlichung gefreut. Denn mit ihren Kollaborationen mit David Byrne und Björk sowie den neuen Stücken der, hierzulande unerklärlicherweise nicht mal als Download erhältlichen, EP Temecula Sunrise und B-Seiten als Bonusmaterial hätte ich mir das Album glatt nochmal gekauft, so konsistent toll zeigte sich David Longstreths Projekt dieses Jahr. Was mir bei Rise Above neben der komplexen Komposition noch fehlte war der Zugang zu den Melodien, die sind (mittlerweile über vier Stimmen verteilt) diesmal wirklich prächtig ausgefallen und werden von der leicht und warm wirkenden Musik bestens komplementiert - dabei wäre es nun wirklich kein Leichtes, sie nachzuspielen.
[MP3] Dirty Projectors - Stillness Is The Move
[Stream] Dirty Projectors - Bitte Orca
Platz 9
Mungolian Jet Set - We Gave It All Away...Now We Are Taking It Back
Wenn ich in den vergangenen 3 Monaten eine Melodie, einen Hook, einen ungewöhnlichen Rhythmus oder auch einen merkwürdigen, aber angenehme Konnotationen erweckenden Klang im Kopf hatte stammten die in gut 50% aller Fälle von dieser Platte. Zwar eine Sammlung von Remixen, aber Mungolian Jet Set verwursten ihr Quellmaterial dermaßen kohärent zu Weirdo-Disco, düsterem Großstadt-Jazzfunk, euphorischen Sternstunden und sonnengetränkten Yachtgrooves dass es oft ebensogut Eigenkompositionen sein könnten, außerdem sind die über 2 CDs verteilten Stücke kontinuierlich ineinander überfließend dass sie mehr wie ein Album wirken. Bemerkenswert auch wie viele ungewöhnliche, ach sagen wir lieber gleich bekloppte, Sounds zur Verwendung kommen (angefangen mit dem Markenzeichen der Norweger, dem Mung-Gong) und dass, während man sich immer wieder fragt "Was war das gerade für ein Geräusch? Was reden die da? Hab ich das wirklich gerade gehört?", Tracks mit Zungenschnalzen, dramatisch irrem Hecheln und Ziehharmonika trotzdem ernsthaft großartig und nicht alberne Gimmicks sind.
[MP3] Mungolian Jet Set - Creepy