Konzert: Frog Eyes



Geh ich denn nur noch kaputt auf Konzerte? Mir sitzt die Erkältung immer noch schwer im Nacken die mich 5 Tage lang das Haus nicht hat verlassen lassen, mein Kopf ist mittlerweile halbfrei aber meine Beine sind noch etwas wackelig, müssen sich erst mal wieder an Spaziergänge jenseits von Küche und Bad gewöhnen. Doch was gibt es besseres um sich den Kopf freizublasen und wieder auf die Beine zu kommen als ein Konzert von Frog Eyes? Die sind nämlich endlich von Victoria nach Colonia gereist, anscheinend aber ohne großen Energieverlust.

Denn meine Fresse, auf was ist dieser Cary Mercer nur drauf dass er so abgeht? Steht von Anfang bis Ende unter Hochspannung, stampft, holtert, poltert, singt, schreit, brummt, jault was das Zeug hält, malträtiert seine Gitarre dass sie jede Sekunde in Flammen aufzugehen scheint, aber schafft es dabei mühelos während des Singens von entfesselt zu ebenso intensiv gefühlvoll zu wechseln. Zwischendurch, wenn er die ansonsten vor Anspannung dauerhaft zusammengekniffenen Augen halb öffnet und in die Menge blickt und in mehr halben als ganzen Sätzen spricht, da wirkt er dann ganz lieb und nicht mehr so als könnte er einen jede Sekunde anspringen und erdrosseln. Dann tankt er auf mit zwei Schlücken Wasser und einem Zug aus der Bierflasche und dann rollt sie wieder los, die Geräuschlawine seiner Band die so ziemlich jeden anderen Sänger verblassen lassen würde.

Allen voran seine Frau Melanie Campbell die jeden Anschlag ihres Schlagzeugs doppelt so fest wie nötig zu machen scheint, und so wie mein Hosenbein manchmal schwingt muss Michael Raks Bass wohl eine Einstellung für "extra viel Dröhnung" haben. Bis auf die leisen werden alle Songs von Frog Eyes' großartigem neuem (noch neuer ist nur das Stück das sie an diesem Abend zum ersten Mal aufführen) Album Tears Of The Valedictorian gespielt, ihrem rockigsten bisher. Das merkt man auch im Vergleich mit den daneben gespielten älteren Stücken die schon mal richtig soulig werden können, jedoch ist alten wie neuen Stücken eine Kompromisslosigkeit gemein, dieses "Entweder du magst mich oder nicht, ist mir doch egal" das dann eben auch mal in einem neunminütigen Epos wie Bushels resultiert.

Das "egal" gilt wohlgemerkt nicht für die Band, die freut sich über jeden Applaus und gibt mehrere Zugaben. Nach der ersten treten alle vier zwischen ihre Instrumente, nehmen sich an den Händen und verbeugen sich wie bei einer Theateraufführung. Im Gegensatz hierzu wäre ich im Theater allerdings wahrscheinlich weggepennt anstatt nach anderthalb Stunden Mercerscher Manie zum ersten Mal seit Tagen wieder richtig, richtig munter zu sein.

[MP3] Frog Eyes - Bushels

Frog Eyes Myspace

Update: Auch R.R.R. war da und schoss Photos.

Radiohead vs. Bittorrent: 2:1

Wenn Radiohead mit ihrem Experiment nun zeigen wollten dass man Musik auch direkt an den Mann bringen kann solange man den Mann den Preis selber bestimmen lässt, so ist das Experiment nach diesem Artikel nicht ganz gelungen. Danach wurde In Rainbows in den ersten paar Tagen allein über Bittorrent fast halb so oft heruntergeladen wie Radiohead es über ihre eigene Webseite absetzen konnten.
Nun ist Bittorrent zwar das meistgenutzte P2P-Netzwerk aber bei weitem nicht das einzige, außerdem sind noch so einige Zehn- oder wahrscheinlich Hunderttausend Kopien über Filehoster wie Rapidshare rundgekommen (allein in den ersten paar Stunden nach dem Albumrelease hatte ich gut zwei Dutzend solcher Links in Googles Blogsuche ausgemacht), weswegen die tatsächliche Zahl von Downloads abseits der offiziellen Quelle noch weitaus höher ist. Dürfte interessant werden die Entwicklung über die nächsten Wochen zu beobachten, auch stehen ja noch die Veröffentlichung des "Fanpakets" und der Ladenversion an.

Stream: Efterklang - Parades

Die tolle Band Efterklang macht sorgfältig produzierte Kopfhörermusik von Sigur-Rós'scher Epik, weswegen das Erlebnis eines Albumstreams von Parades in etwa so ist wie ein Konzert von außerhalb des Gebäudes anzuhören. Doch auch aus akustischer Distanz meine ich zu erkennen dass die Dänen ihr bisheriges Großwerk Tripper hiermit nochmal deutlich übertroffen haben, auffällig ist ein ausgezeichneter und, was manch einer modernen Postrock-Band gut täte, abwechslungsreicher Umgang mit Dynamik, dem Auf- und Abbauen von Spannung auf mehreren Ebenen gleichzeitig was zu tollen Momenten an verschiedenen Ecken des Hörspektrums führt. In ihrer ganzen Schönheit kann man die Platte ab diesen Freitag vorfinden, und hach ich merke schon jetzt wie mich diese Musik zu verboser Umschreiberei antreibt.

[Stream] Efterklang - Parades

Heute Nacht Album-Preview Von Burial

Mary Anne Hobbs' Radiosendung bei der BBC wandert von Freitag- auf Dienstagnacht und beginnt direkt mit einem Knaller: Wie beim ersten hat Kode9 einen Mix zum zweiten Album von Burial zusammengestellt der in einer Viertelstunde einen kompakten aber schön fließenden Blick auf das am 9. Novermber erscheinende Untrue gewährt. Wer in der Nacht zum Mittwoch zwischen 3 und 5 nicht auf den Beinen sein sollte kann die Sendung auch noch eine Woche lang online anhören.

Stream: Sambassadeur - Migration

Der im hohen Norden mit Coast Is Clear seit Jahren eins der besten deutschen Musikblogs betreibende Parklife hat ungefähr 10000mal mehr Ahnung als ich wenn es um Gitarrenpop aus Schweden geht, und deswegen kann ich nur hellhörig werden wenn er Migration von Sambassadeur als Popalbum des Jahres in Aussicht stellt. Mit der zweiten Hälfte bin ich mir noch nicht ganz sicher, aber die erste gehört sicher zu den besten Popsequenzen in diesem Jahr, tolle Melodien mit bewegender Wirkung. Besonders gefallen mir die etwas finsterer wirkenden Klänge wie z.B. der Brummchor und die dazu gezupften - hmm, Streicher? - in That Town. Labrador (wer sonst?) bringt das Album in zwei Wochen heraus, komplett anhören kann man es aber bereits auf Last.fm:

[Stream] Sambassadeur - Migration

Wie bringt man meine Synapsen zum Durchbrennen?

So:

Pitchfork: If you could pick one songwriter you could collaborate with that you haven't already, who would it be?

SK: Oh, I dunno. Crazy question. I don't want to just yell something off the top of my head...

Pitchfork: Well, in the attainable world, someone you might cross paths with.

SK: You know, I don't even know his name, and I don't even know if he's still doing stuff, but the band Neutral Milk Hotel?

Außerdem erzählt Spencer Krug im Pitchfork-Interview u.a. dass Anfang des nächsten Jahres ein zweites Swan-Lake in Arbeit steht. Verständlich, abgesehen davon dass diesen Freitag das neue von Sunset Rubdown und hoffentlich bald auch das zweite von Wolf Parade erscheint und vom Touren mit beiden Bands hat der Mann ja üüüüberhaupt nichts zu tun!

Holy Fuck



Dass !!! ihre Tour absagen mussten war doppelt schade, denn fast ebenso hatte ich mich darauf gefreut ihre Vorband Holy Fuck in Aktion zu sehen, zumal ihr Auftritt in Köln mit dem 26.10. genau auf das Veröffentlichungsdatum ihres Albums LP gefallen und somit eine nette Releaseparty in Aussicht gewesen wäre. Grund genug für hohe Erwartungen gab das Vorabstück Lovely Allen, ein wunderschönes Instrumental das mit jeder Steigerung euphorischer wird und mittlerweile zu meinen Favoriten des Jahres gehört. Heute frisch ins Internet gelangt ist zudem das von Chad VanGaalen animierte Video zum stark an Trans Am erinnernden Milkshake, die Frage wie sich ein Album zwischen diesen beiden Stücken erspannen soll wird dann wohl in zwei Wochen beantwortet werden.

[MP3] Holy Fuck - Lovely Allen
[Video] Holy Fuck - Milkshake (Youtube)

Holy Fuck Myspace