And now, for something completely AWESOME:


Pavement 1994 live bei Jay Leno

Aus der Reihe "Ich dachte nicht dass ich das mal komplett zu sehen kriegen würde"

Alles wird gut... nicht!

Ich war nie ein großer Fan der Theorie dass alle Musiker in Zukunft ihr Einkommen vorwiegend mit Liveauftritten verdienen werden und Veröffentlichungen (mit welchem Geld produziert?) nur noch als Werbung für diese Touren dienen sollten. Da erlebe ich jetzt schon zu viele für die sich das kaum lohnen kann, und so ziemlich alle weiteren Befürchtungen die sich nach etwas Weiterdenken dieses Modells ergaben finden sich jetzt in einem Posting eines Promoters in Philadelphia wieder:

Konzerte werden teurer damit die Bands sich Tourunkosten, Musikmachen und Leben davon finanzieren können, es gibt häufiger Konzerte und damit weniger Besucher pro Konzert, und dazu touren Bands auch noch häufiger (was man dieses Jahr auch hierzulande beobachten konnte, auch aus den USA und UK kam ein großer Teil zweimal oder noch öfter nach Deutschland) was ihnen dann noch weniger die Möglichkeit für einen 'richtigen' Job lässt. Ich weiß nicht ob es hierzulande auch schon so schlimm ist, aber ein Blick auf den irren November wo innerhalb von 13 Tagen 10 für mich enorm attraktive Konzerte stattfinden stimmt da nicht gerade optimistisch.

Konzert: Handsome Furs



Was ist noch weniger angenehm als einen weiten Weg zurückzulegen und dann nur vor einem winzigkleinen Publikum zu spielen? Vor einem winzigkleinen Publikum in einem riesengroßen Saal zu spielen zum Beispiel. Aber Alexei Perry und Dan Boeckner, die Handsome Furs, waren weder enttäuscht noch frustriert, im Gegenteil nahmen sie die Komik der Situation wahr als sie auf der großen Bühne im Kulturbunker Mülheim standen vor nicht mal einem Dutzend Leuten und einem ansonsten gähnend leeren Raum in den mehrere Hundert gepasst hätten. "We've got some Sandwiches, does anyone want some Sandwiches?" fragt Boeckner beim Aufbauen in die Runde. "I've also got some cigarettes."

Und so direkt und locker blieb es auch während des Konzerts als Boeckner von seinen Verwandten in Bonn erzählte, von einem lausigen deutschen Charthit den er im Radio hörte und dass das jüngst verheiratete Paar sich dazu entschied seine Flitterwochen auf dieser (anderorts weitaus besser besuchten) Tournee zu verbringen, romantisch und kostengünstig. Auch wenn die beiden Vieltätowierten auf den ersten Blick wie ein Rockerpärchen wirken, er mit hochstehenden und an der Seite abrasierten Haaren und sie blondiert und mit im Takt stampfenden Stiefeln, von arroganter Rockerattitüde nicht die Spur.

Ein zweiter Blick ist auch ein Muss für Plague Park, ihr unscheinbares Juwel von einem Debütalbum, das live noch eindrucksvoller rüberkommt. Die simple Instrumentierung mit hallender Gitarre und Keyboards ergänzt durch elektronische Effekte scheint viele Freiräume zu lassen, doch darein sickern zunehmends die Melodien vorgetragen in Boeckners herrlich emotionaler Stimme die man immer härter und rauchiger in Erinnerung hat als sie es ist. Er singt damit wie er selbst erklärt nur über drei Themen: Sex, das Leben in einer beschissenen Kleinstadt und das beschissene Leben in der Großstadt. Über eine Großstadt, Toronto, haben die beiden Handsome Furs Hate This City verfasst bei dessen Darbietung das Pärchen mit einem Twister-Spiel ähnlichen überkreuzten Armen zu zweit am Tisch die Elektrogeräte bediente bis Boeckner zum Finale in Windesweile und mit perfektem Timing sich entworr, zum Verstärker rannte, seine Gitarre einstöpselte, sie umschwang und auf die Sekunde genau zum Anschlag bereit war.

Und auch wenn es bei der Planung für das Konzert wohl etwas Chaos gab - bis vor Kurzem war selbst auf Myspace- und Labelseite noch zu lesen dass der Auftritt im "Blue Shell, Cologne Denmark" stattfinden solle - so war es eigentlich ganz passend dass sie mit ihrer melancholiebehafteten Musik ausgerechnet in Mülheim landeten das ja nun nicht gerade der freudestrahlendste Stadtteil Kölns ist. Umso erwärmender dann dass diese Band sich an diesem Abend so ins Zeug legte, dafür nach jedem Stück mit dankbarem und weitaus längerem Applaus belegt wurde als man ihn ansonsten hört, dass schnell der große Saal und der geringe Andrang vergessen waren und einfach nur alle mit ganz toller Musik eine gute Zeit hatten.

Die setzte sich auch noch etwas fort, als nach u.a. einem neuen Song (Heaven) das Konzert mit einem Tom-Petty-Cover (You Got Lucky) beendet worden war ging es nicht sofort an den Merchandise-Verkauf oder den Nachhausweg sondern es wurde sich erst noch auf eine Zigarette und einen Schwatz draußen getroffen. Mit Arcade Fire wäre das nicht passiert.

[MP3] Handsome Furs - What We Had
[MP3] Handsome Furs - Cannot Get Started
[Video] Handsome Furs - Dumb Animals

Handsome Furs Virb

Konzert: Lucky Soul



Wenn es dieses Jahr eine Band gibt die eine Bühne mit Vorhang verdient dann Lucky Soul, und so trifft es sich ausgezeichnet dass das Münsteraner Gleis 22 eben damit ausgestattet ist. Auch sonst passt das Ambiente mit vielen gemütlichen Sitzgelegenheiten vermeintlich zu der gutgekleideten britischen Band die man sich in allerlei Nachtclub-Filmszenen bestens hereindenken kann, doch Lucky Soul sind nicht hier um vor weit entfernt sitzenden Leuten zu spielen. "Come closer," fordern sie bald die großteils im Raum verteilt stehende Menge auf die dann auch angenehmerweise aufrückt.

In der Mitte der Bühne steht selbstverständlich Ali Howard im sommerlichen Blumenkleid, flankiert von Gitarristen Andrew Laidlaw und Ivor Sims die beide auch großen Anteil an den Gesangsharmonien haben; Bassist und Drummer sind beide erst seit kurzem dabei aber machen dafür einen sehr soliden Eindruck, dem Bassisten fließt auch sein Solo problemlos von der Hand. Eine große Attraktion ist in dem Keyboarder Malcolm Young aber leider etwas an den Rand gedrängt worden, der Mann haut enthusiastischer in die Tasten als Rolf aus der Muppet Show. DIe Band ist überhaupt sehr routiniert, was klar ist nach langer Tourerei durch die sie erst bekannt wurden, aber auch charmant und weiß auf das Publikum einzuwirken. So wird auf Aufforderung fast zögerlos mitgeklatscht (was nun wirklich nicht jeder Band gelingt, erst recht nicht wenn sie nur vor zwei bis drei Dutzend Leuten spielt) und auch zunehmend fröhlich getanzt, bei Lips Are Unhappy gibt es Shake und Shimmy nicht nur auf der Bühne zu beobachten.

All das wird natürlich möglich gemacht durch die vielen großartigen Popsongs, und sie spielen sie an diesem Abend oft noch besser als auf The Great Unwanted. Ain't Never Been Cool rockt noch unaufhaltsamer, Add Your Light To Mine ist paradoxerweise eindringlich locker, und Howards Gesang bei One Kiss Don't Make A Summer ist als sie sich vorm letzten Refrain zu voller Stimmkraft aufschwingt so irre schön dass es noch härter trifft und, oh Himmel, mir doch tatsächlich die Augen etwas feucht werden. Außerdem spielen sie noch die bezaubernde B-Seite Give Me Love, leider kann ich danach nicht mehr viel länger bleiben und verpasse so die letzten beiden Stücke des Abends. Beim Lauf zum Bahnhof stelle ich mir dafür vor wie Ali Howard gleichzeitig zum letzten Stück auf der Setliste ansetzt: "Gotta get out of town!" Ich hab zwar noch eine lange Rückreise vor mir, aber das war es wirklich wert.

[Video] Lucky Soul - Lips Are Unhappy
[Video] Lucky Soul - My Brittle Heart
[Video] Lucky Soul - Add Your Light To Mine, Baby

Lucky Soul Myspace

Ich stehe in einer Warteschlange



Musikkauf 2.0: Plus ça change, plus c'est la même chose.

St. Vincent Bei Concerts Á Emporter



Das musste ja so kommen: Annie Clark spielt Paris Is Burning in Paris, Vincent Moon tanzt dazu mit Kamera in Hand. Mag ich nicht nur weil ich generell Songs mag in denen diese Stadt in Flammen steht sondern auch wegen der Musik, und die wird auch noch in zwei weiteren Videos auf jedermanns französischer Lieblingsseite dargeboten:

Concerts Á Emporter mit St. Vincent

Handsome Furs Heute Abend Live Auf Fabchannel

Dieser Termin macht mich schon seit Wochen irre, ich kann mich einfach nicht entscheiden ob ich mir am Mittwoch nun Lucky Soul oder Handsome Furs ansehen soll. Da der Auftritt der Furs vom Blue Shell nach Mülheim verlegt wurde fällt auch mein debiler Plan vom einen Konzert ganz schnell zum anderen zu rennen ins Wasser, aber vielleicht hilft es mir ja wenn ich mir heute Abend den Auftritt von Handsome Furs in Amsterdam ansehe, der wird nämlich gegen 20.00 Uhr vom guten Fabchannel live übertragen.

Handsome Furs Live Auf Fabchannel

Blueberry Book

Ja was ist denn hier los, steigen jetzt alle ins Buchgeschäft ein? Erst das kanadische Kollektiv, nun das geniale Geschwisterpaar: Auf ihrer neuen Webseite kündigen The Fiery Furnaces eine illustrierte Buchausgabe ihres wohl bekanntesten Albums an:

The Fiery Furnaces have a new pamphlet or book nearly ready. It is a version of their album Blueberry Boat and features the lyrics, much improved and translated into many ‘languages’. More importantly, it has, instead of the ‘music’, illustrations by Mike Reddy. A biography of Mike Reddy is forthcoming for this site. The band will be selling a version of the book at shows starting on the 9th of October. It will be available for purchase via the internet very soon after. Details (also) forthcoming.
Super, damit dürfte das auch rechtzeitig für die Novembertour fertig sein. Auf der inoffiziellen Furnaces-Fanseite gibt es unterdessen jeden Tag bis zur Albumveröffentlichung (in den USA morgen) ein sehr schönes Livevideo zu sehen, und auch wenn man etwas Geduld haben muss bis die lahmen Imeem-Videos fertig geladen haben lohnt sich das Warten allein schon für die fetzigen Basssoli von Jason Loewenstein. Bisher sind Restorative Beer, Ex-Guru und Evergreen online, heute Abend kommt dann das vierte - und morgen die 9.3?