Pikelet - Calluses

Nachdem ich meinen letzten Australienimport noch in brütendster Hitze beim Zoll abholen musste (Shoutout an die Crew in Köln-Wahn), kam nun der nächste ohne Komplikationen an. Bei Chapter Music war genug Erfahrung im richtigen Verpacken auch zu erwarten gewesen, hat sich das Melbourner Label doch zuallermindest im punkfernen Bereich zum australischen Qualitätsexporteuer des Jahres entwickelt. Nach u.a. Beaches, der Stevens-EP (und demnächst auch Album) und Dick Diver setzt Evelyn Morris alias Pikelet eigentlich synthbasiert die Erfolgsserie fort. Ihre eingängigen, einst solo eingespielten Instrumental- und Gesangspirouetten werden aber mittlerweile mit einer Bandbegleitung in Schwung gebracht, durch die das exzellente Calluses irgendwo zwischen Talking Heads und Dirty Projectors landet und sich auch bestens auf Paw Tracks gemacht hätte, aber von Brooklyn aus wird ja eher selten so weit nach Südosten geschielt.

[Stream] Pikelet - Calluses

The 1975 - The 1975

Am Debütalbum der Emo-Waver The 1975 zeigt sich ja schön, warum die Idee eines allumfassenden Kritik-Konsens Blödsinn ist: The 1975 ist ein großartiges Album, besitzt eine wunderbar geräumige Produktion in der ein wuchtiger Drum-Anschlag auch Gewicht bekommt, exzellentes Songwriting in Melodie und Texten, die von der emotional brüchigen Stimme komplementiert werden. Allein: An vielen Aspekten dieser Band müssen sich einfach die Geister scheiden. Natürlich werden viele auf diesen Gesang genauso befremdet reagieren wie seit jeher auf wankelmütige Emo-Vocals, andersherum werden die postrockigen/posthardcorigen Texturen trotz gelegentlicher ambienter Momenten klar in den Dienst astreinen Pop-Rocks gestellt, der nach breiter Aufmerksamkeit und nicht nach Nischenkulturisierung lechzt. Und dann ist da noch diese orale Fixierung ...

[Stream] The 1975 - The 1975

Young Galaxy - Crying My Heart Out

Einerseits dürften Young Galaxy mit dieser neuen SIngle oberflächlich/genre-elementmäßig eine Wandlung vollzogen haben, die (Achtung: Vergangenheitsschock möglich) rückblickend enorm ist. Aus der indierockig-shoegazigen Traumfabrik ist ein knackiger Dancepop-Track mit mehrminütigem Anlaufnehmen erwachsen, doch hat sich im Sentiment, im Inneren, in dem was transportiert wird so viel geändert? Als Traumfabrik darf das hier sicher immer noch gelten, wie immer sich auch das Gerüst geändert haben mag.

[Stream] Young Galaxy - Crying My Heart Out

Pure Bathing Culture - Moon Tides

So ein richtig tolles typisches Sommeralbum gab es dieses Jahr im Sommer - Young Galaxy und Classixx kamen beide davor raus - irgendwie nicht, mehr einzelne Songs, die vielleicht mal wieder nen Mix rechtfertigen würden. Ein letztes Aufbäumen wagen Pure Bathing Culture mit traumhaft schönem, aber nicht bloß "Dream"-präfixiertem Pop zwischen Cocteaus, Magnetic Fields und Fleetwood Mac, mitunter geht Moon Tides auch ein gutes Stück in die Substanz. Geradezu spektakulär: Der Mittelteil aus Twins und Only Lonely Lovers.

[Stream] Pure Bathing Culture - Moon Tides