Paisley Parks - Бh○§†

Wenn das frustrierend zerfahrene neue Werk von Young Smoke kein Gegenbeispiel abgäbe, hätte ich bald glauben können, dass Footwork-Alben ab mehr als 20 Tracks automatisch großartig werden. Eine Weile braucht es sicher, bis man trotz ihrer Kürze die 25 Stücke der Japaner (oder nur dort lebenden?) Paisley Parks alle absorbiert hat, doch wie bei Rashads letztjährigem Meisterstück will sich hier über eine Stunde partout kein Qualitätsabfall einstellen. Vor allem die Dichte und Intensität von Бh○§† beeindruckt, das sich schon deutlich von seinen amerikanischen Verwandten absetzt, ohne eine verwässerte oder bro-freundlichere Versimpelung zu sein. Nahezu jedes Stück nimmt mindestens eine anfangs unvorhersehbare Wendung und Verkomplexierung und wird dadurch so langanhaltend fesselnd, dass ich für den Download gerne so viel hingeblättert habe wie sonst nur für physische Alben.

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Banque Allemande - Willst Du Chinese Sein Musst Du Die Ekligen Sachen Essen

Darauf sollte noch hingewiesen werden: Immer noch eins meiner Lieblingsalben des Jahres, unter allen deutschsprachigen sowieso aber auch überhaupt, ist mittlerweile über punkig gutsortierte Mailorder hierzulande zu bekommen. Und auch komplett vorab online zu hören, was gerade bei einem derart durch seine Langstreckenqualitäten brillierenden Werk nur empfohlen werden kann.

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Mariah Carey – #Beautiful (feat. Miguel)

Es ist wohl der Beat Schuld. Irgendwann in der letzten Wochenhälfte zog mir dieser Gesang über leicht verschlurftem, angeschmutztem Schlagzeugschellen und texturierendem Gitarrenjangle durch den Kopf und mir wollte partout nicht einfallen, welcher Indiepop-Band mit 60s-Einschlag diese Stimme zuzuordnen war. Bis ich unabhängig davon nochmal auf den Soundcloud-Button drückte und mir einfiel "Ach nein, das war ja Mariah Carey". Ob das erneut ein geplantes Anvisieren des zielgruppenbewussten Herrn Pimentel ist oder nicht, das Ergebnis ist in jedem Fall ein formidables Duett. Ob getrennt oder zusammen, diese beiden Stimmen scheinen in ihrer Lebendigkeit und Strahlen wie füreinander gemacht.

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RP Boo - Legacy

Gleich mehrere Ausnahme-Footworker schicken sich an, erstmals hochoffizielle Alben jenseits von Mixtapes und Bandcamp-Geheimtipps in die Welt zu setzen. Vielleicht sogar die größte Überraschung ist dabei der in letzter Zeit vergleichsweise stille RP Boo, der als Begründer des Genres nun vielleicht umso mehr Ohren auf sich ziehen wird. Ob Legacy als Ganzes so gut funktioniert wie die Großtaten des letzten Jahres, weiß ich noch nicht, eine Komplexitätslasse für sich sind die bemerkenswert kunstvollen Tracks aber allemal.

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