Yelle - L'Amour Parfait

Die runtergepitchten Vocals und Knarzsynths zu Beginn drohen damit, dass Yelle sich jetzt den Trap-Trendmantel übergeworfen hat, in seiner Synkopiertheit klatscht und schnalzt und ploppt der folgende Beat tatsächlich ein wenig Südstaaten-Rap-beeinflusst. Doch der große Moment in L'Amour Parfait erinnert unter langgezogenen statt wüst zerschnippelten Synths weniger an einen dick überdrehten EDM-Drop als an die ungleich softere, Höhepunktsbildung eines klassischen Italo-Tracks von Aeroplane, deren verbliebene Hälfte als Co-Produzent an dieser herrlichen Single beteiligt war.

[Stream] Yelle - L'Amour Parfait

Kingdoms Clubposite-Mix

Eine der faszinierendsten Arten, überwiegend beastbasierte Musik zu rezipieren, ist für mich die gelegentliche Rune Audiosurf. Das Spiel analysiert Tondateien auf einzeln herausstehende Elemente wie Lead-Melodie und Rhythmus, aber auch einen gesamtdynamischen Verlauf mit, um daraus eine futuristische Rennstrecke zu entwerfen, die man parallel zur Musikwiedergabe nach farbigen Blöcken abgrast. Je nach Dichte und Tempo der Musik kann die extrem unterschiedlich ausfallen, von ereignisarmer Gemütlichkeit bis zu einem Rustie- oder stolprigen Footwork-Track. Vor allem kann das Spiel bemerkenswert oft ein stärkeres oder sogar neues Gefühl für den Charakter eines Stückes verleihen, wenn man es derart virtuell-physisch manifestiert sieht

Gerade komplexe Footwork-Stücke waren in kleinen Dosen bislang für mich die ideale Struktur dafür, paarten sich ästhetisch wunderbar mit der futuristischen Optik und generierten extrem aufregende Strecken. Doch auch die Digi-Bassvisionen von Night Slugs und Fade To Mind passen oft formidabel dazu, dieser Mix von Kingdom ist sogar einer der seltenen, den das Programm trotz seiner Länge zu einer einzigen Strecken verarbeiten konnte.

Und die bietet dann auch eine der denkwürdigsten und schier neuen Musikerfahrungen seit Längerem, wenn am Ende eines Trips durch die perkussionslustigen Cyber-Wolken oben genannter Labels, vorwiegend mit überaus mainstreamigen R&B-Vocals infusioniert, nach einer Strecke voller Auf und Ab, anziehender und entspulter Energie (aber nie Aggro-Überdrehtheit, die sich in gelben und roten Farben statt einer blau-grün-violetten Palette äußern würde) - wenn man am Ende dieses Trips schon von Weitem das Ziel sehen kann und auf dem federleichten finalen Abschnitt dieses Mixes hindernisarm in ätherischer Leichtigkeit ins Ziel gleitet.

Kingdom - Clubposite (Achtung, Autostart - Soundcloud-Direktlink hier)

Stream: Pissed Jeans - Honeys

Ein neues Album von Pissed Jeans, eine neue Runde Noiserock voller Unsicherheit, Komplexe, Essen und schrägem Humor. Sei es Angst vor'm Arztbesuch, Katzenhaarallergie oder Tränen über unvorsichtiges Zwiebelschneiden, kein Thema ist zu mondän um nicht über furiosem Riff-Klöppelgewalze von Matt Korvette in trügerisch prolligem Heiserröhren begrollt zu werden. Im Falle des nächste Woche erscheindenen Viertwerks nennt sich das Ganze: Honeys.

[Stream] Pissed Jeans - Honeys

SISTAR19 - Gone Not Around Any Longer

Letztes Jahr setzten SISTAR mit Alone den Trend zum Unflashig-"Erwachsenen" K-Pop, nun hat die Hälfte des Quartetts erneut mit Brave-Brothers-Produktion eine völlig überragende Single hingebogen, deren Einfluss noch gar nicht abzusehen ist. Noch trockener klöppeln die Anschläge mit einer Bestimmtheit, dass sie eigentlich auch ohne zaghafte Pianobegleitung zum gesanglichen Höhepunkt ehrfurchtgebietend im Raum stehen, auch ist das (im Trend liegende) metallumrahmte Holzblasinstrument essentiell und doch nur zweitrangig neben der Wände zum Einsturz bringenden Schmelzstimme Hyorins, die ihre Partnerin dermaßen überschattet, dass dies eigentlich eine Solonummer ist.

[Video] SISTAR19 - Gone Not Around Any Longer