Titus Andronicus - In A Big City

Nach dem (zumindest in Singleform) ersten fällt auch der zweite Song von Local Business schlank aus. Zumindest für Titus Andronicus' Verhältnisse, denn auch bei dreieinhalb Minuten und ungekrümmtem Durchlauf kommt das folkhymnische In A Big City nicht ohne multiple Begleitstimmen und Streicher aus - wobei die von Owen Pallett arrangierten letzteren zum Klimax auch von Begleit- zur Führungsrolle wechseln, dass ich mal gespannt bin, wie viel Punk auf dem Ende Oktober wohl mal wieder hierzulande nicht erscheinenden Album noch übrig bleibt.

[Stream] Titus Andronicus - In A Big City

Tegan And Sara - Closer

Closer spielt mit dem Herauszögern, dehnt einen Moment zur ungewissen Weile. Die Strophenmelodie ist in den niederen Tonregistern angesiedelt, einen Halb- bis Ganzsatz nach dem anderen malen Tegan And Sara in stimmungsvoller Stimme die Szenerie äußerlich, arbeiten aufs Annähern hin. Das würde man vielleicht im energetisch gesungenen zerlegten Refrain erwarten, doch der kommt weder gänzlich erfüllend noch sofort: Die Synthmelodie fängt schon damit an, während die Vocals noch beim "The night sky is changing overhead" ist. Erst mit einer Verspätung fallen sie nach dem zerfetzten Schlagzeug ein, als müssten sie sich erst physisch im Takt orientieren und emotional die richtigen Worte finden kommt erst nur abgehackt eine Silbe nach der anderen heraus, bis diese zu Worten und Sätzen flüssig zusammen finden.

[Stream] Tegan And Sara - Closer

John Talabot - Mai Mes

Vielleicht fand er die beiden Stücke auch einfach nicht gut genug - wahrscheinlicher ist aber, dass John Talabot Mai Mes und Tragedial deswegen demnächst auf einer separaten 7" veröffentlicht, weil sie nicht so recht auf fIN gepasst hätten. Beide glänzen mehr durch Atmosphäre denn Melodie und perkussive Dynamik, vor allem aber sind sie eben passend dazu Midtempo-Stimmungshänger, die sich Zeit und im Falle der B-Seite auch etwas Leerlauf lassen. Mein Favorit ist aber Mai Mes, das seiner Faseroszillation einen verhallten Hellton anheim stellt, der es glatt wie ein Stück bildmalerischen Instrumentalrock klingen lässt.

[Stream] John Talabot - Mai Mes / Tragedial

Stream: Miguel - Kaleidoscope Dream

Es hätte auch alles in die Hose gehen können. Hätte Adorn eine glorreiche Einmalleistung, ein Zufallsmeisterstück sein können, das Miguel nie wiederholt hätte, hätte er den Fehler begangen, keinen Song und auch nicht den Ton der superben Art Dealer Chic-Reihe auf sein Album mitzunehmen - oder umgekehrt eben enthüllt, dass er damit bereits seine kreativen Möglichkeiten ausgeschöpft hatte. Doch wie die beiden Previews schon zeigten, ist all dies nicht der Fall: Kaleidoscope Dream setzt eben die Aus-dem-Fenster-Lehnerei von Miguels stimmgesegneten R&B-Visionen fort, bei denen ich mir nun sogar überlege, ob ich mir hier mal sogar ein Major-Album auf Vinyl zulegen sollte.

[Stream] Miguel - Kaleidoscope Dream