Joanna Gruesome / Carolee

Gerade Musik, die von ihrer intensiven Kurzlebigkeit lebt, macht sich oft besser im EP-Format wo sie sich nicht überstrecken muss. Und so hat's mich dann wenig überrascht, dass es zwei meiner liebsten Entdeckungen der jüngsten Zeit lieber kurz und knapp halten. Da sind zum Einen die BritInnen Joanna Gruesome, die trotz der Angabe auf Bandcamp die meisten der Stücke dort erst kürzlich hochgeladen haben. Ist letztendlich aber fast egal, zeigen die bisherigen sechs Stücke doch bei aller Arschtret-Energie das zeitlos großartigste Indiepop-Melodiengespür, seit das der Pains Of Being Pure At Heart zu schwächeln begann.

[Stream] Joanna Gruesome - e.p

Carolees (Eine-Frau-?)Indierock imponiert zunächst durch seine saftig runde (statt modisch schlaffe) Schrammelverzerrung, doch sehr schnell auch damit, wie sie ihre Kompositionen mit schiefen oder schönen Toneinstreuungen immer ein Stück abseits des Vorhersehbaren hält. Und ehe man sich das recht überlegt hat, bemerkt man, wie ökonomisch knapp sie ihre Ideen ballt und dass man beim nächsten Abspielen so viele neue Aspekte entdeckt, dass man statt zweimal demselben Extended- genausogut einen Longplayer gehört haben könnte.

[Stream] Carolee - EP 1

Neues Von Julia Holter

Über die letzten drei Jahre hatte ich schon gar nicht mehr geglaubt, einen Eintrag mit diesem Titel aufzusetzen. Nicht weil Julia Holter seitdem inaktiv gewesen wäre, aber die Tapes, CD-Rs, Kollaborationen und Live-MP3s aus ihrer Hand waren irgendwie eher halbe Sachen, Field Recordings oder zu abstrakt, um ihrer melodischen Sensibilität gerecht zu werden. Nun hat sie vor ein paar Monaten aber endlich genau das mit ihrem Tragedy-Album irgendwo zwischen Avant-Pop, Concréte, Ambient und wer weiß was noch geschafft, das sich glatt so erfolgreich zeigte, dass es prompt ausverkauft war und nun endlich in Zweitauflage wieder erhältlich ist.

[Video] Julia Holter - Try To Make Yourself A Work Of Art
[Albumstream] Julia Holter - Tragedy

John Talabot / Pional

Beim Blick auf die 2011er Rekapitulation von Permanent Vacation schien erst ein Name überraschend abwesend - bis mir dann einfiel, dass John Talabots einzige EP dieses Jahr weder bei den Münchnern, noch auf seinem eigenen Label Hivern Discs raus kam. Dessen Winternamen zum Trotz versprühen viele der leicht unscharfen Stücke des Barceloners eine sonnige Wärme inmitten wolkiger Vocalsamples und Holzpercussions, die nicht wenig wie eine tanzbarere Version von Air France daher kommen.

Mit I Want Tonite und dem fabelhaften Geigeninferno Further Strings hatte er daneben immer noch streng limitiertes Singlematerial für Hivern übrig, mein diesjähriger Favorit, der voll an die Stärke z.B. seines Shelter-Remixes heranreicht, ist aber die Kollaboration mit Glasser im eleganten Titelstück der auf Young Turks erschienenen Families-EP.

[Stream] John Talabot - Families (feat. Glasser)
[Stream] John Talabot - I Want Tonite
[Stream] The xx - Shelter (John Talabot's Feel It Too Remix)

Und wo ein Talabot ist, da ist sein Landsmann Pional oft nicht weit. So auch auf der Split-Single, deren B-Seite das eben erwähnte I Want Tonite und gegenüber Pionals von Talabot bearbeitete T.A.M.B. ist. Ganz alleine ist Pional, der u.a. auch mit dem Münchner Bostro Pesopeo und mit Talabot für dessen Debütalbum zusammengearbeitet hat, aber nach der 11monatiges Jubiläum feiernden We've Been Waiting For You-Single erneut auf seiner Last House On The Left-EP unterwegs, auf der er Disco-House so ambient traumhaft wie nur möglich inszeniert - wenig überraschend, dass die ebenso wie die beiden Kollaborationen auf Permanent Vacation ein Heim gefunden hat.

[Stream] Pional - Into A Trap
[Stream] Pional - We've Been Waiting For You
[Stream] Pional - Alabama Dice

Stream: Pete Swanson - Man With Potential

Und wo ich gerade bei Noise und Beats war, ist hier noch eine Platte, auf die ich schon ne Weile ein Auge hatte. Pete Swanson hat damit schon zu seiner Zeit als die eine Hälfte von Yellow Swans hantiert, nun setzt er das auch auf seinem ersten Album fürs stets verlässliche Type-Label fort. Weiß nicht, ob das hierzulande überhaupt noch direkt vertrieben wird (die letzten 5 Erscheinungen seit Mai sind afaik nur als Import erhältlich), in jedem Fall gibt es Man With Potential aber schon mal beim Label selbst zu hören.

[Stream] Pete Swanson - Man With Potential