Neues Von Annie, Sally Shapiro

Den Major-Ausflug von Annie darf man wohl als Reinfall bezeichnen, Singles ohne Promo dahinter und auf das Erscheinen ihres zweiten Albums wartete man gar vergeblich. Nun macht sie mit eigenem Label weiter so dass sich Don't Stop hoffentlich bald materialisiert, diese Woche ist schon mal ihre neue Single erschienen. Ein wenig muss man sich ja immer sorgen dass die Norwegerin mit ihrer dünnen Stimme in der Musik untergeht, aber im Falle von Anthonio wird ihr genug Platz zum Strahlen gelassen, scheinbar dermaßen effektiv dass das einstige Objekt ihrer Affektionen höchstpersönlich bereits einen Antwortsong in die Welt setzte.

[Stream] Annie - Anthonio

Auch Sally Shapiro und Johan Agebjörn waren den Winter über nicht untätig und zeigen schon mal die erste neue Scheibe vom Italo-Kuchen den sie mit dem zweiten Album My Guilty Pleasure gebacken haben. Miracle ist der erste Song davon, das folgende Mp3 aber wohlgemerkt die Albumversion des Stückes und eine andere als die auf der Mitte Juni bei Permanent Vacation erscheinenden Single.

[MP3] Sally Shapiro - Miracle (Album Version)

Black Tambourine / The Vaselines

Ich muss sagen ich find's richtig schön dass bei der aktuellen LoFi-Welle, anders als bei manch anderer Retrozeitgeistierung, historisch maßgeblich daran beteiligte Labels wie Siltbreeze und Slumberland erneute Würdigung erhalten und auch immer noch (bzw. wieder) tolle neue Bands rausbringen, soweit dass man dieser Tage wieder Aussagen wie "Liechtenstein. They're on Slumberland!" als aussagekräftig betrachtet erleben darf.


Wer erst jetzt Gefallen an Schrammelpop wie dem von The Pains Of Being Pure At Heart, Crystal Stilts oder Vivian Girls gefunden hat sollte aber auch unbedingt mal einen Blick in den umfangreichen Katalog des Labels werfen, dort findet sich nämlich ein Haufen Bands die ihr Ding mindestens genau so gut schon vor 20 Jahren gemacht haben. Zum Beispiel Black Tambourine, deren Gesamtwerk auf einem handlichen Album verpackt wurde das auch komplett bei last.fm gehört werden kann:

[MP3] Black Tambourine - Black Car
[MP3] Black Tambourine - Throw Aggi Off The Bridge
[Stream] Black Tambourine - Complete Recordings


Oder auch The Vaselines deren etwas umfangreichere Diskographie am Freitag in Form von Enter The Vaselines neu aufpoliert auf Sub Pop erscheint und damit hoffentlich auch (über posthume Cobain-Schwärmereizitate und Bands die sich nach ihrem Album benennen hinaus) die gebührende Aufmerksamkeit erfährt. Denn das sollte die andauernde Beliebtheit des Jangletums klar machen: guter Indiepop hält ewig.

[MP3] The Vaselines - Son Of A Gun

Men


In den vergangenen Wochen bin ich immer wieder auf die Seite von Men, der stilistisch vage zwischen DFA und Nu-YYYs verortbaren Neben-/Nachfolgeband von Le Tigre, zurückgekehrt. Zum Einen weil sich dort im gleichen Zeitraum neues Material angesammelt hat, aber auch weil mir die Stücke mit jedem Hören besser gefallen. Besonders das süchtig machende Off Our Backs mit seinem bis nach der zweiten Strophe hinausgezögerten Refrain (der dann auch "I'm a tease!" exklamiert) gehört schon jetzt zu meinen tanzbaren Lieblingsnummern des Jahres, aber auch Make It Reverse und das zartere Simultaneously kriege ich kaum noch aus dem Kopf. Zwei davon finden sich auch auf Mens Tour-CD die man sicher noch bei den kommenden Euro-Auftritten abstauben kann:

16.05.2009 WUK, Wien
18.05.2009 SO36, Berlin
20.05.2009 Tanzhaus West, Frankfurt
21.05.2009 Rote Sonne,München
22.05.2009 Weekender, Innsbruck
23.05.2009 Conrad Sohm, Dornbirn

[Video] Men - Off Our Backs

Mens Myspace

Stream: Jason Lytle - Yours Truly, The Commuter

Auch wenn ihnen zum Schluss die Ideen ausgingen war das Ende von Grandaddy schade, das vorletzte Album Sumday war ja noch ein ganz tolles gewesen. Nun hat Bandkopf Jason Lytle neue Energie getankt und macht "solo" weiter, tatsächlich aber nur in Anführungszeichen denn statt nach Ein-Mann-Aktion klingen seine neuen Stücke satt instrumentiert kaum anders als früher, die Gitarre etwas weicher aber immer noch neben Lytles Stimme in färbender Elektronik eingeschmiegt. Ob das nächste Woche erscheinende Ergebnis auch vom Songwriting her an alte Taten anknüpft kann ab heute schon mal gehört werden:

[Stream] Jason Lytle - Yours Truly, The Commuter

Konzert: The Juan MacLean


Viel Programm gibt es an diesem Sonntagabend in Köln geboten, während die Yeah Yeah Yeahs in Ehrenfeld gastieren und ein paar Meter weiter The Hold Steady gestandene Männerherzen zerfließen lassen ist es verständlicherweise nicht brechend voll zum Auftritt von The Juan MacLean im Blue Shell. Doch wo andere Abende in so einer Konstellation mit nur wenigen Schwätzern zur Nervenprobe werden können erweisen sich dergleichen Bedenken im Verlaufe dieses Konzertes als falsch, wo anfangs noch vereinzelt Gerede zu hören ist gibt es am Ende mehr Jauchzen und Whooen als bei manch einem prall gefüllten Kölner Saal zu vernehmen.

Denn was man auf The Future Will Come noch als eleganten, retroaffinen Synthpop bewerben kann entpuppt sich live als kaum ablehnbare Einladung zur großen Tanzparty. Dabei wird das Material ziemlich nahe am Studiosound umgesetzt, die kleinen liebenswerten Feinheiten findet man fast alle von einem der vier Akteure gespielt auch hier vor. So wird auch der Viersaiter vom Synthesizer ersetzt, als unabdinglich erweist sich die physische Präsenz von !!!-Drummer Jerry Fuchs der eine göttliche Vorstellung abliefert, eine Stanier-ähnliche Maschine die gnadenlose Präzision auch über eine knappe Minute bei den irrsinnigsten Geschwindigkeiten beibehält. Seine Trommeln wummern und bommern nicht einfach, in ihrer Dichte an- und ineinandergespielten Summe pulsieren sie, rollen, schwingen.

In der Mitte der Bühne kommandiert Sängerin Nancy Whang ganz in Rot das Geschehen, da gerät der Namensgeber der Band fast schon in den Hintergrund, auch wenn er zwischendurch auch mal mit einem virtuosen Thereminsolo zu beeindrucken weiß. Stimmlich kommt MacLean vor allem als Support und in Duetten zum Zuge, wie beim herrlichen One Day oder dem Titelstück des neuen Albums, auch ältere Songs bei denen man ihre Beteiligung noch nicht so deutlich hören konnte wie das insistierende Give Me Every Little Thing werden nun klar von Whangs Stimme geleitet.

Das erwartete Highlight ist aber die megaepische Version von Happy House die sich über gefühlte 30 Minuten erstreckt, ich kann mich nicht entsinnen je auf einem Konzert zu einem einzigen Stück länger getanzt zu haben. Früher noch als auf dem Album scheint es vom wippenden Piano-House in den acidic-spacigen zweiten Teil überzugehen, der ist dafür erstmal umso länger. Wieder und wieder steigert sich das Stück zu einem Höhepunkt um davon abfallend sein Ende erreicht zu haben, nur um nach langsamem Aufbau wieder auf neue Weise Fahrt aufzunehmen und unter Zurufen des Publikums noch größer, ekstatischer auszubrechen.

Das schon bei LCD Soundsystem und Hercules & Love Affair erfolgreiche DFAsche Rezept der Liveband-Umsetzung erweist sich auch bei The Juan Maclean als ein Triumph, hoffentlich spricht sich das auch rum so dass die Tanzparty nächstes Mal in noch größerem Rahmen stattfinden kann.

Video: Love Is All - Last Choice


Nicht dass mein Gedächtnis schon dermaßen scheiße wäre, aber wenn ich, nachdem ich am Samstag noch nicht dazu kam es mir zuzulegen, jetzt schon vergessen hätte dass gerade das neue Album von Love Is All erschienen ist wäre ich jetzt prompt wieder daran erinnert. Zum Start in die Woche gibt es davon Last Choice, mit mehr harmonischem Glockenspiel als wüstem Dissonanz-Sax und einem farbenfrohen Stop-Motion-Video.

[Video] Love Is All - Last Choice