Punkcast Mit Gang Gang Dance & Marnie Stern


Gang Gang Dance - Crystals (live)

Wie befürchtet war der letztjährige Auftritt von Gang Gang Dance vorerst der einzige in Köln, die Tour im Februar zumindest wird das Rheinland elegant umschiffen, immerhin aber gibt es einen schönen Livefund zu vermelden. Wie der unermüdliche Mann hinter den Punkcast-Videos (Folge 1486, Wahnsinn) zugibt ist der Sound besonders beim Gesang nicht perfekt, aber auch mit leichten Abzügen dürfte man so schnell keine bessere Aufnahme von Gang Gang Dances herrlichem Elfminüter Crystals finden, eine Studiofassung gibt's afaik nicht davon und wichtiger sind hier eh die funkelnde Synthtreppe und das dichte Trommelgeschepper. Außerdem gibt's noch House Jam das die Menge zum Hände rumschmeißen bringt und zwei rifftastische Nummern von Marnie Stern im Vorprogramm, wo man ihren quietschigen Gesang kaum hören kann komischerweise Deerhoofiger denn sonst.

Punkcast 1486 mit Gang Gang Dance, Marnie Stern

Stream: Animal Collective - Merriweather Post Pavilion

Spätestens seit ich die grandiosen Songs daraus zum ersten Mal live erlebt habe bin ich mir schon sicher dass mir Animal Collectives neues Album besser gefallen wird als das letzte. Nach so langer Zeit bin ich bei aller gewaltiger Vorfreude zwar wirklich nicht mehr so ungeduldig dass ich nicht noch bis Freitag warten könnte, wer aber Merriweather Post Pavilion jetzt schon komplett streamen will kann dies bei 3voor12 machen:

[Stream] Animal Collective - Merriweather Post Pavilion

War nicht irgendwas diese Woche?


Animal Collective " my girls " Liva at Midi Festival French Riviera 2007

Ein Zufall ist es sicher nicht dass heute, wo doch diese Woche das Erscheinen von Animal Collectives Merriweather Post Pavillion ansteht, nach vielen Monaten ein neuer Mitschnitt von ihrem Auftritt vor beinahe anderthalb Jahren beim Midi-Festival online gestellt wurde. Hier sind die drei nun mit My Girls, andere Stücke findet man weiterhin beim Youtube-Profil des Festivals.

The Noisettes - Wild Young Hearts

Das Debüt von The Noisettes scheiterte nicht nur daran dass die Band noch nicht weit genug entwickelt war um ein durchweg gutes und abwechslungsreiches Album parat zu haben, auch daran dass die erste Single Sister Rosetta so energiereich und einmalig war dass drumherum alles andere eigentlich nur abfallen konnte. Die neue Single Wild Young Hearts schlägt nun erfreulicherweise eine völlig andere Richtung ein, ist zunächst eine nette, nicht zu belebte Nummer mit Pianounterstützung. In der Mitte aber springt der Song mit einem Mal auf großartig, das Piano wird deutlicher, die Gitarre sanfter, Backing Vocals geben Shingai Shoniwas eindrucksvoller Stimme einen Rückhalt den sie gar nicht braucht wenn sie halb freudig-nostalgisch, halb melancholisch die Macht der Gefühle über die Vernunft verflucht.

[Video] The Noisettes - Wild Young Hearts

The Tough Alliance



Seit über drei Jahren kenn ich The Tough Alliance nun schon, aber irgendwie brauchte es, obwohl sie mit den warmen Air France/St. Etienne-Vibes ihres gutgelaunten E-Pops samt Sternschem Optimismus ja eigentlich voll in meinen letztjährigen Kanon passen, bis zur obigen Version von The Last Dance mit seinem Bombenfinale bis ich endgültig über den nasalen Gesang hinwegkam. Seit dem zweiten Weihnachtstag bin ich dafür wieder voll auf dem Göteborg-Kick und werd heute anfangen die Diskographie des Duos zu erjagen, das Debütalbum A New Chance erschien immerhin 2007 hierzulande und steht dem neueren A New Chance sowohl musikalisch als auch cleverer Sloganausschlachtung und Phrasenschwenkerei ("Take no heroes, only inspiration", "Got Koka Kola veins, we don't use our brains", "No excuses, no looking back. We think too much about the things we lack") in nichts nach. Zu drei meiner Favoriten von ihnen gibt es Videos, beim Durchstöbern der Sincerely Yours-Seite kann man sicher auch ein paar Mp3s finden.

[Video] The Tough Alliance - First Class Riot
[Video] The Tough Alliance - Koka Kola Veins
[Video] The Tough Alliance - Neo Violence

Nicht The Tough Alliances Myspace

Samstagmorgenkaffeelektüre + Bonusgedanken

  • Which is what I like about Los Campesinos – they’re unafraid to be Los Campesinos, to be themselves. Which is a different thing from the boring old issue of authenticity. This is about transparency, the idea that you can throw your obsessions into art’s frame and, by doing so, demonstrate the blessed democratic nature of experience and existence. And some people will never forgive you for that.
    Kieron "Phonogram" Gillen über das nach einem seiner Texte benannte We Are Beautiful, We Are Doomed und 40 andere Stücke aus 2008.
  • Diederichsen beklagt den Niedergang von Pop im Radio. Lesenswert auch wenn ich Probleme habe das persönlich nachzuvollziehen, war halt nie ein großer Radiohörer oder Zeitschriftenleser sondern habe, als ich mich Ende des letzen Jahrzehnts massiv für Musik zu interessieren begann, damit eben im Netz begonnen, mit Diskussionen in Foren oder auf Seiten wie der von Gillen.
  • I need to clean out my ears. So from January to November 2009, I'm embarking on a kind of purification rite. In that time, I'm only allowing myself to download one MP3 at a time; the next MP3 can only be downloaded once I listen to the first one. With CDs, if I buy one, I have to listen to it all before I buy another, and before I am allowed to rip any of it to iTunes. There will surely be exceptions--CDs that suck, that I can't deal with playing all the way through--but hearing a bad album end to end is, if nothing else, a learning experience, so I plan to stick by this rule as much as I can.
    Michaelangelo Matos gründet die Slow Listening Movement, eine Einschränkung der Hörgewohnheiten die ich in dieser oder anderer Form nur empfehlen kann. Ich hatte schon letztes Jahr Ermüdungserscheinungen von der Mp3-Promoflut die das Bloggen so mit sich bringt und höre die Dinger seitdem nur noch in gezielten Dosen, dafür kann ich mich größtenteils eben der Musik widmen von der ich schon im Vornherein weiß dass sie mich interessiert. Zudem hab ich mich völlig aus der ganzen Hysterie um die, wie man bei Animal Collective gerade wieder mit lächerlichen bis ekligen Ausmaßen beobachten konnte, Leakgeilheit und dieses verfehlte Gefühl der Berechtigung seitens der Hörer die da mitkommt ("Give us the goddamn album! We as your fans deserve to hear it!") ausgeklinkt. Noch keinen Thread über das neue Album (die sich eh zu 90% um das Runterladen des Leaks zu drehen scheinen, danach ebbt die Diskussion schnell ab) gelesen, keine Reviews die nach einem mal Durchhören schnellstmöglich online gesetzt wurden, weil ich festgestellt habe dass mein Musikhören viel angenehmer und belohnender geworden ist wenn ich im Zweifelsfall erst mal abwarte, nicht sofort höre oder auch nicht sofort alles blogge. Vielleicht werd ich auch omg alt.

    Ähnlich ist es mir wichtig die Alben die ich gerne höre (und davon hier Kund tue) auch zu kaufen, das "Put your money where your mouth is"-Prinzip, auch dann wenn ich die Dinger schon als Promo hab. Abgesehen davon dass ich mich damit eben den Leuten die es verdienen gegenüber erkenntlich zeige, hebt das die Musik in meiner Erachtung eben aus einem Datenhaufen hervor den man anhäufen kann ohne sich ihm jemals wirklich zu widmen. Albumstreams hör ich online trotzdem, denn um alle was mich interessiert ungehört zu kaufen fehlen mir einfach die finanziellen Mittel, aber wenn ich mich dann mal entschieden habe warte ich auch wieder mit dem Hören bis ich das gute Stück in der Hand halte. Also ja, Entschleunigung macht mehr Freude. Mir zumindest. Slow Listening!

Cinema X Musica

Die vergangenen Ferientage gaben zwischen Fress und Feier auch mal wieder richtig Gelegenheit sich dem Film zu widmen, komischerweise gab es da direkt bei drei Streifen hintereinander musikrelevante Entdeckungen zu machen:

- Zum zweiten Mal Fight Club gesehen und jetzt erst kapiert dass Kettcars Academy die Kino-Rede von Edward Norton sampelt. Dooh.

- In einem irrsinnigen Zufall kurz nachdem ich mir Kate Bushs Hounds Of Love zugelegt habe ohne es zu wissen den Film gesehen aus dem das "It's in the trees!"-Sample zu Beginn stammt (Night Of The Demon, herrlich oldschool). Apropos Hound Of Love, ist das etwa dieses Jahr an der Reihe wiederentdeckt zu werden?

- Und dann ist da noch der richtig richtig gute (und wie ich gerade las sich vielleicht bald in die Criterion-Collection einreihende) The last Days of Disco mit tollem Drehbuch und Ensemble. Chloë Sevigny! Kate Beckinsale als sie noch schauspielerte! Matt "Middleman" Keeslar! Jennifer Beals! Wilson aus House! Chloë Sevignys Bruder aus Big Love! Öhm, ganz viele Leute von denen man nie wieder was gehört hat!

Darüber hinaus aber hat der Film einen anhörlichen Soundtrack über den ich auch endlich einen Song identifizieren konnte nach dem ich jetzt ohne Scheiß 20 Jahre lang gesucht habe: Dolce Vita war auf einem falsch verpackten Mixtape in einer Kiste von Hörspielkassetten die mir meine Eltern als Kind gebraucht gekauft hatten. Diese Kassette mit ihren fantastisch fremd wirkenden Klängen (u.a. mit Thriller von Michael Jackson und Everything Counts von Depeche Mode) war meine erste formative Begegnung mit Popmusik und ich schwöre irgendwann werde ich mal alle unvergesslichen Songs davon wieder finden, zumindest die Wurzel meiner Italo-Zuneigung habe ich nun also identifiziert.

Neues Von Mono


In Sachen epischer Instrumentalrock habe ich mit den Jahren wirklich das Interesse verloren, die einzige Ausnahme stellen die Japaner Mono dar die nicht nur live die größte dynamische Spannweite haben (Übersetzung: So laut dass man sich vor Angst in die Hose kackt) sondern sich auch mit jedem Album gesteigert haben. Auffällig war dabei die zunehmende Integration von klassischen Instrumenten auf ihren Alben, beim Ende März erscheinenden Fünftling Hymn To The Immortal Wind ist daraus eine wahre Flotte von Streichern geworden. Das Eröffnungsstück Ashes klingt merkwürdig dumpf, was an der 160kbps-Codierung liegen könnte (Steve Albini bricht das Herz), erwacht aber mit Kopfhörern schon zu eindrucksvollem Leben. Dort ist es interessanterweise auch nicht so polternd laut wenn die Musik zum ersten Mal explodiert.

[MP3] Mono - Ashes

Parts & Labor Live

Für mich das klare Januarhighlight in Sachen Konzerte ist der Auftritt von Wire, auch weil davor Parts & Labor zu sehen sein werden. Einen Eindruck davon wie das Quartett das massiv-melodische Material des großartigen Receivers und ihrer vorherigen Alben live rüberbringt vermittelt die Sendung We Have Signal, deren neueste Ausgabe Material vom Auftritt in Birmingham (im amerikanischen Alabama, nicht das in England) zeigt.

We Have Signal mit Parts & Labor live in Birmingham