Von Uli am 12. September 2007, 18:10
So richtig Lust wegzugehen hatte ich ja eigentlich gestern nicht, der Kopf brummte ein bisschen und der Blutdruck war so niedrig dass der Schock einer eiskalten Dusche beinahe zum Herzstillstand geführt hätte, doch dass
Malajube endlich nach Köln kamen konnte ich mir einfach nicht entgehen lassen. Und was gibt es für ein besseres Mittel gegen Schlechtwetterstimmung als ein gutes Konzert? Keines will ich meinen, seit gestern Abend bin ich wieder richtig gut drauf.
Mir gefällt das Studio 672 als Veranstaltungsort für Stehkonzerte immer noch nicht sonderlich, so musste man eigentlich froh darüber sein dass es nicht richtig voll war denn selbst so wurde es später schon ziemlich warm da drin. Aber wenigstens waren diesmal nicht so viele Titanen da wie bei Battles sondern kleine und schmale Indieböhnchen, so gab es keinerlei Probleme mit der Sicht nach vorne. Und die fünf (wann haben die denn aufgestockt?) Kanadier bildeten schon einen kuriosen Anblick, insbesondere bei den hinausgedehnten improvisiert wirkenden Instrumentalparts die nicht so im Drehbuch von
Trompe L'Oeil stehen sah das mitunter nach einer flippigen Art-Prog-Band aus wie der Schlagzeuger abging und neben ihm wil die Keyboards beackert wurden, wie dem entweder hockenden oder mit zuckenden Beinen abrockenden Julien Mirneau die Wollmütze immer weiter übers Gesicht rutschte bis sie ihm für der Rest des Konzertes bis zur Oberlippe ging (und bildete ich mir das nur ein oder hat der Wuschelhaar schüttelnde Bassist ein Guns 'n Roses-Tattoo aufm Unterarm??).
Aber Malajube haben zum Glück nicht nur Gefallen an Prog und Krach machen, sondern auch daran damit tolle Songs zu machen, egal ob die nun im Walzer enden oder in einer hallenden E-Gitarre. Nach kurzen Anfangsschwierigkeiten bei denen der hohe Gesang und die glamourösen Gitarrenparts an mancher Stelle kaum zu hören waren pendelte sich der Sound auch gut ein und man konnte ein nahezu vollständige Darbietung der Stücke ihres grandiosen zweiten Albums plus des Konzertbesuchern und Bootleghörern schon bestens bekannten
Le Pirate d'Hochelaga erleben, live und laut und begeisternd gut. Dabei fiel mir auf wie wichtig die Sprache ist, die vielen Worte die in den ruhigeren Stellen in Vokale enden gehören unbedingt zu den ihnen folgenden Seufzern oder dem bloßem Hauchen des Sängers, an ein "Sch" wäre wäre kaum zu denken.
Ob es an meinem rammdösigen Kopf lag oder daran dass ich mich so an die Platte gewöhnt hab, ich war überrascht wie enorm die abrockten ohne dass die Melodien von Gesang, Gitarre und Keyboard in dem Lärm untergingen, und dem Applaus der Leute um mich herum nach zu urteilen hatte ich nicht als einziger Spaß. So gab es nach der geplanten Zugabe eine weitere für die die Band schon sehr erschöpft wirkte, aber die Besucher wollten sie einfach nicht gehen lassen und holten die sich ihrer Oberbekleidung bereits entledigt habenden mit Standing Ovations doch noch mal auf die Bühne wo sie die letzten Kraft- und Repertoirereserven für
Le Robot Sexy,
La Conclusion und zwei weitere Nummern von ihrem Debüt
Le Compte Complet mobilisierten.
Resümee: Froh über einen gelungenen Abend, froh über ein tolles Konzert, aber vor allem froh darüber dass mich diese Band auch nach einem Jahr immer noch so begeistert.
Anderswo: Die Setlist,
nackte Haut,
recht junge Frauen und ziemlich alte Männer und der Sound war anscheinend davon abhängig wo man sich befand.
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Malajube -
Montréal -40° C
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Malajube -
Casse-Cou
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Malajube -
Fille À Plume
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Malajube -
Pâte Filo