Von Uli am 3. März 2007, 17:31
Ange
törntspornt von
Ole, ein vergnügliches Spiel mit dem Inhalt meines Mp3-Players (der, das sei hier festgehalten, trotz seiner Kapazität von 20 GB keinen repräsentativen Überblick über meine gesamte Plattensammlung bildet, aber ausgewählt wurde weil ich sonst entweder meine gesamte Musiksammlung überspielen müsste oder mir ausdenken müsste wie ich diese Regeln auf Regale voller CDs übertrage):
1. Öffne deinen Musicplayer (iTunes, Winamp, Media Player, iPod etc.)
2. Stelle ihn auf Shuffle/Random
3. Drücke “Play”
4. Schreibe für jede Antwort den Songtitel, der gerade gespielt wird, auf
5. Drücke für jede neue Frage den “Next” Button.
6. Lüge nicht und tue so, als ob du cool wärst… Tipp’s einfach ein!"
Vorspann:
McLusky -
Chases (vom Album
Mclusky Do Dallas)
Hahahaha, wenn das das Intro ist wird's ein lustiges Leben. Auch wenn's McLusky nicht mehr gibt rufen sie, Gitarren strangulierend und Drumkit zerschmetternd, einen guten Rat entgegen:
"Don't go fucking in the barn because the barn's on fire!"
Aufwachen:
Annuals -
Dry Clothes (
Be He Me)
Das hingegen ist schon sehr passend. Vogelzwitschern leitet einen leichtbrisigen Sommertag ein mit einem Song übers Wäsche aufhängen.
Erster Schultag:
Swan Lake -
Petersburg, Library Theater, 1914 (
Beast Moans)
Uuund die Musik schießt hier wieder weit über meine derzeitige Lebensphase hinaus. Am ersten Schultag so schweren Stoff? Selbst im Gymnasium hätte ich mit dergleich dichter Stofflichkeit Verständnisprobleme gehabt. Allein das süße Glockenspiel am Ende wäre für Kinderohren geeignet. Hoffentlich versaut mir jetzt nix das
Verlieben:
The Mighty Mighty Bosstones -
Simmer Down (
Ska-Core, The Devil And More)
Bostons feinste Skacore-Band darf im Sommer nicht fehlen, diese ruhigen Nummer fordert den heißt Verliebten allerdings dazu auf sein Mütchen erst mal zu kühlen. Geht auch, denn bei einer ruhigen Bosstones-Nummer krieg ich schnell Lust auf einen eisgekühlten Cocktail.
Das erste Mal:
Stephen Malkmus -
Pencil Rot (
Face The Truth)
Steeephen! Von der immer noch aktuellen und bisher besten Soloplatte des Ex-Pavement-Sängers, ein Opener zu dem man auch ganz gut Liebe machen kann. Die quietschiegen Keyboardblasen haben schon so etwas aufforderndes, und auch wenn ich mal wieder keine Ahnung habe worüber der Mann singt macht er es hier irgendwie sehr sinnlich.
Kampflied:
Stars -
The Big Fight (
Set Yourself On Fire)
Perfekte Wahl. Kein Offensivkampf bei dem mit Erinnerungsstücken geworfen wird, sondern ein Auseinandergleiten das beide gerne vermieden hätten aber das doch letztendlich unvermeidlich ist.
Schluss machen:
Avail -
East On Main (
Front Porch Stories)
Das rockt dafür umso mehr, allerdings gehört so eine Nummer über Hoffnungslosigkeit und wenig Zukunftsaussichten an einen späteren Zeitpunkt im Leben. Um mit der Hoffnung Schluss zu machen ist es zu früh.
Abschlussball:
The Pillows -
Hybrid Rainbow (
FLCL OST)
Auf Abschlussbällen werden nie Lieder so gut wie dieses gespielt. Die Strophen sind auf japanisch, aber das ist egal, denn zum versändlicheren Refrain erheben sich die Lautstärke von Gesang und Musik und es kommt zu einem dieser Momente die in amerikanischen Filmen auf jedem Abschlussball passieren, du schaust dich um und der ganze Kosmos scheint für einen Moment glückselig. "Can you feel that Hybrid Rainbow"? Yes I can.
Nervenzusammenbruch:
In einem erneuten Moment von Brillianz hat mein Mp3-Player sich hier eine Lungen auskotzende Grindcore-Nummer ausgesucht von einer Band deren Name dem Player nicht bekannt ist. Da die Nummer nur knapp 25 Sekunden dauert kann ich auch nicht genau sagen wer das ist, Nasum vielleicht? Ist auf jeden Fall der ideale Soundtrack zum Verstand verlieren.
Autofahren:
The Flaming Lips -
Vein Of Stars (
War Of The Mystics)
Huch, habe ich das noch nicht runtergekickt? Gut so. Von dem Album war ich zwar echt nicht sehr begeistert, aber einzeln, für solche Momente, gefällt mir das hier gerade sehr gut.
Flashback:
The Kop Choir - You'll Never Walk Alone (
Fabric Live 07)
Auf der ersten und vermutlich auch letzten Compilation die vom großen John Peel zu Lebzeiten zusammengestellt wurde findet sich inmitten von einer enorm eklektischen Auswahl diese Kuriosität, authentisches Gegröle des Fanclubs vom FC Liverpool. Gibt mir tatsächlich einen Flashback zum ersten und einzigen Fußballspiel das ich je besucht habe. Ob Köln verloren oder gewonnen hat weiß ich nicht mehr, war aber gegen St. Pauli und wegen der Freundschaft zwischen den beiden enorm nette Stimmung zwischen den Fangemeinden.
Wieder zusammenkommen:
Shivaree -
Queen-Sized Tomb (
Rough Dreams)
Schon fast klischeehaft so etwas dazu zu hören. Shivaree könnten gut auf jedem Soundtrack zu jedem romantischen Heidewitzka vertreten sein, warum sie's nicht sind weiß ich auch nicht, vielleicht sind die E-Gitarren-Einsprengsel hier für manche Menschen schon zu avantgarde. Meine Wahl fürs heiße Vollbad an kalten Winterabenden.
Hochzeit:
The Fall -
Midnight In Aspen (
Fall Heads Roll)
Mark E. Smith auf einer Hochzeit? Nun, passt schon irgendwie. Der Mann feuert zwar nach jedem zweiten Album seine komplette Band, aber die Beziehungen zu den Frauen in seinem Leben haben im Schnitt weitaus länger angehalten. Trotzdem, als Stimmungsmacher würde ich den ewigen Nörgler nicht einladen, auch wenn es noch so cool wäre zuzusehen wie die eine Hälfte der Gäste flüchte und die andere Hälfte mit Unterstützung der Band versucht ihn umzubringen.
Geburt des ersten Kindes:
North of America -
Expanse Of The Apse Outstretched (
These Songs Are Cursed)
North of America wird oft nachgesagt Pavement sehr ähnlich zu klingen (dass das nichts Schlimmes ist sollte klar sein). Auf Songs wie diesem kann man auch deutlich hören warum, der Gesang ist sehr Malkmus, die Gitarren sehr kantig, die schräge Popsensibilität vorhanden. Ich möchte hier davon absehen das letzte Wort des Songtitels mit dem Thema in Verbindung zu bringen.
Endkampf:
Ministry -
No "W" (
Houses Of The Mole)
Wie die Faust aufs Auge! Aus der Zeit stammend in der ich besessen war von Rocknummern die den "O Fortuna"-Chor aus Carmina Burana inkorporierten. Ministry machen es auf dieser, die Bush zum modernen Kreuzzugfahrer stilisiert, am besten: Nach dem Intro taucht das Motiv zunächst nur in den Synthie-Akkorden auf. Bei der Bridge zum Finale werden über einem monotonen Gitarrenriff Antiterror-Parolen aus Bush-Reden eingespeist, dann wird mit Doublebass das Finale eingeläutet und über dem eindringlichen Metalinferno taucht der Chor wieder auf. Da kommt pure Kampfeslust auf.
Todesszene:
Richard Cheese -
The Sickness (
Tuxicity)
Es kommt immer besser. Richard Cheese hat es sich zum Ziel gesetzt mehr oder weniger große Rocknummern zu massakrieren, in diesem Fall das abscheuliche
The Sickness der öden Disturbed, indem er aus ihnen beschwingte Loungenummern macht (grandios vor allem die Albentitel, u.a.
The Sunny Side Of The Moon oder
Lounge Against The Machine). Mit Humor stirbt es sich am besten.
Beerdigungslied:
Do Make Say Think -
A With Living (
You, You're A History In Rust)
Von meinem bisherigen Lieblingsalbum dieses Jahr, wohl auch das neueste Lied auf dem Player. Es beginnt mit brechenden Stimmen, die etwas oder jemanden ärgstens vermissen, das erste Mal dass bei Do Make Say Think gesungen wird. Der Fokus ändert sich aber, geht aufs Instrumentale, auf die erdige Gitarre im Vordergrund und die ätherischen dahinter, die unspektakulär aber bezaubernd die vom Trauerschlaf ergriffenen zum Leben erwecken.
Abspann:
Burial -
Wounder (
Burial)
Der Mensch ist dahin. Ein Beobachter wendet sich ab und verlässt den Friedhof. Durch die steingepflasterten Straßen der Großstadt streifend fragt er sich, ob das Leben des Dahingeschiedenen ein gutes war. Ob es nicht besser als sein eigenes war. Was er falsch gemacht hat, dass er sich hier nur von Fremden und von Dunkelheit umgeben fühlt. Immer wieder stehen am Straßenrand Lichter, aber viel zu weit über dem Boden als dass er sie berühren könnte. "Bleib ich eben hier unten," sagt's und stapft eine lange, enge Gasse hinunter. Exeunt.