Konzert: Animal Collective


Je nachdem wen man fragt war das gestrige Animal Collective-Konzert im Gloria völliger Mist, begeisternd gut oder ziemlich mittelmäßig. Und obwohl ich eindeutig zur mittleren Gruppe gehöre werden sie irgendwie alle Recht haben. Vor anderthalb Jahren noch überraschten die gleichen drei – Geologist, Panda Bear und Avey Tare – in Köln mit überwältigend basslastigen Songs die zum euphorischen Tanz einluden. Und obwohl ihr Bühnenaufbau und ihre Setliste der vom letzten Mal in großen Teilen ähnlich waren war es doch ein völlig anderes Konzert.

Wie schon beim einleitenden Set von Pantha Du Prince hing eine riesige weiße Stoffkugel über der von Elektronikbänken und Percussions bevölkerten Bühne, verschwunden waren die bombastisch flickernden Strahlerstangen. Das Trio begann das Set entspannt und gesellte zu dem überwiegenden Merriweather Post Pavilion-Material auch eine herrliche Neufassung von Leaf House und das neue Would I Want Sky. Der Sound aufs Wesentliche konzentriert, immer wieder gab es auch repetitiv-meditative Zwischenausflüge.
Spätestens als My Girls an der Reihe war wurde klar dass kein AC-Konzert wie das andere ist, wo beim letzten Mal noch ähnlich wie auf der Albumversion mit Beats und Brüllen die Sau rausgelassen wurde war diese Version der Single wie vieles an diesem Abend vor allem auf den Wechselgesang Tare-Bear fokussiert, die anderen Intrumentalteile schälten sich dabei sehr sanft und wohlklingend heraus, frei von der Tyrannei des Basswummerns.

In der zweiten Hälfte steigerten sich dann aber sowohl der musikalische Energiepegel wie auch die bis dahin spärliche Bühnenshow, beim voll auf Banger ausgerichteten Lion In A Coma erwachte die Beleuchtung zu buntem Leben und tauchte nicht nur die Kugel, auf die immer wieder das MPP-Cover oder andere Motive projiziert wurden, sondern auch die mit weißen Büchern verhüllten Tische und die Kleidung des Trios selbst in Töne die der Musik an Farbfreude nicht nachstanden und ähnlich wie im My Girls-Video das Bühnenbild änderten.
Brother Sport war zwar auch bassreduziert, brachte dennoch mit aller Fröhlichkeit der Welt Bewegung ins Publikum und wurde von marschierenden Olympionikenbildern begleitet, sehr willkommen war auch ein von Technobeats durchzogenes Slippi. Das Highlight des Abends war aber ein extraausgedehntes Fireworks das wohl ACs transzendent(est)er Moment bleibt und mit Feuerwerksprojektionen die Kugel zum Nachthimmel voller Explosionen machte.

Der wohl angenehmste Unterschied zum Auftritt im Stadtgarten war dass diesmal Zeit für eine Zugabe blieb, so beschloss No More Runnin (ich glaube die andere Zugabe war Also Frightened, kann mich aber nicht recht entsinnen) ein herrliches, überraschend differenziertes und unaufgeregtes Set. Zu dem Zeitpunkt hatte sich das Publikum (wie auch beim letzten Mal) dank vieler nicht erfüllter Erwartungen dermaßen ausgedünnt dass man auch gemütlich Platz zum freien Atmen hatte, es bleibt dabei: Mit spezifischen Erwartungen zu Animal Collective zu gehen ist ein riskantes Vorgehen, so lange man für Reinterpretationen und völlig Neues offen bleibt ist ein einmaliges Erlebnis aber nahezu garantiert. Diesen Typen ist das Wort "Routine" einfach fremd, auch wenn sie einen Song damit betitelt haben.

Thom (Gast) - 9. Mär, 14:41

Also, die Setlist war schon sehr anders. Schmerzlich vermisst hab ich In the Flowers und Peacebon, welche beide im Stadtgarten gespielt haben. No more Running war aber absolut großartig. Der letzte Song war aber nicht Also Frightend, sondern, meines Kenntnisstandes ein neuer Song.
Und ein wenig mehr Bass wäre auch toll gewesen. Ansonsten: es gibt einfach keine andere Live-Band wie Animal Collective.

uliuli - 9. Mär, 14:59

Stimmt

Ich dachte bei der Setliste nur an Animal Collective-Verhältnisse, da ist es eher ungewöhnlich wenn 50% der Stücke schon beim letzten Mal zu hören waren.

Es gab so viele Stellen wo ich mir dachte "jetzt kommt Peacebone" dass ich's irgendwann gar nicht mehr vermisst habe, jetzt bin ich aber echt neugierig was dieser Song am Ende war.
Pascal (Gast) - 11. Mär, 10:16

Der letzte Song war meines Wissens "Slippi" und ist auf der "Here Comes The Indian" zu finden;)

Legoland (Gast) - 11. Mär, 12:50

Genau. Die Zugabe war "Slippi" und war für mich persönlich einer der Höhepunkte des "Sets", denn es war mehr ein Set als Konzert. Was mich in Teilen am Auftritt gestört hat, war die technische Umsetzung vieler Songs auf dieser riesigen Bühne. Die Akteure, in das Dunkel getaucht, das die Projektionen ihrer Leuchtkraft nicht beraubt werden konnten, waren kaum in ihrem Tun zu beobachten. Ich würde mir wünschen, wenn sie sich ein paar Gastmusiker zulegen würden, die Schlagwerk, Percussions und Bass erledigen könnten und dafür das optische Geflimmer auf ein Minimum zu reduzieren. Mouse On Mars z.b. haben in dieser Beziehung schon früh Standards gesetzt, der hier imho unterboten wurden. Eine Band beim Musizieren zu Beobachten, am besten im trockenen, weißen Bühnenlicht, ist immer noch das größte Livevergnügen. Nichtsdestotrotz war es ein großartiger Abend und ich freue mich, diese doch sehr freie "Band", die imho live besser als wie ein Soundsystem funktioniert, gesehen zu haben.
uliuli - 11. Mär, 13:18

Danke ihr beiden

Ich wusste zwar noch dass Slippi gespielt wurde, hatte das aber irgendwie viel früher im Set in Erinnerung gehabt.

@Legoland: Zumindest von meiner Position aus konnte ich die Aktionen auf der Bühne gut verfolgen und es erschien mir nicht weniger interessant als das eine Mal wo ich MoM gesehen hab, ich war stellenweise ganz froh über das zusätzliche visuelle Element wenn sich in den rein repetitiven Parts sonst kaum etwas tat.
Bei der aktuellen Aufgabenverteilung und der überwiegend elektronisch inszenierten Instrumentierung konnten die beiden am Rand, bis auf ein paar Ausnahmen wo Panda Bear zum Schlagstock griff, aber eh fast nur hinter ihren Brettern stehen während Avey in der Bühnenmitte hin und her pendelte, ich weiß nicht ob die mit zusätzlichen Musikern groß etwas anders gemacht hätten.

In jedem Fall dürfte die Performance beim nächsten Mal eine andere Bühnendynamik haben wenn ihr vierter Mann wieder dabei ist, vielleicht wird dann auch wieder die Rolle des elektronischen Equipments reduziert.
Panda (Gast) - 11. Mär, 13:12

Setlist

Hat denn jemand eine Setlist?