Konzert: Animal Collective
Von Uli am 9. März 2009, 13:00

Je nachdem wen man fragt war das gestrige Animal Collective-Konzert im Gloria völliger Mist, begeisternd gut oder ziemlich mittelmäßig. Und obwohl ich eindeutig zur mittleren Gruppe gehöre werden sie irgendwie alle Recht haben. Vor anderthalb Jahren noch überraschten die gleichen drei – Geologist, Panda Bear und Avey Tare – in Köln mit überwältigend basslastigen Songs die zum euphorischen Tanz einluden. Und obwohl ihr Bühnenaufbau und ihre Setliste der vom letzten Mal in großen Teilen ähnlich waren war es doch ein völlig anderes Konzert.
Wie schon beim einleitenden Set von Pantha Du Prince hing eine riesige weiße Stoffkugel über der von Elektronikbänken und Percussions bevölkerten Bühne, verschwunden waren die bombastisch flickernden Strahlerstangen. Das Trio begann das Set entspannt und gesellte zu dem überwiegenden Merriweather Post Pavilion-Material auch eine herrliche Neufassung von Leaf House und das neue Would I Want Sky. Der Sound aufs Wesentliche konzentriert, immer wieder gab es auch repetitiv-meditative Zwischenausflüge.
Spätestens als My Girls an der Reihe war wurde klar dass kein AC-Konzert wie das andere ist, wo beim letzten Mal noch ähnlich wie auf der Albumversion mit Beats und Brüllen die Sau rausgelassen wurde war diese Version der Single wie vieles an diesem Abend vor allem auf den Wechselgesang Tare-Bear fokussiert, die anderen Intrumentalteile schälten sich dabei sehr sanft und wohlklingend heraus, frei von der Tyrannei des Basswummerns.
In der zweiten Hälfte steigerten sich dann aber sowohl der musikalische Energiepegel wie auch die bis dahin spärliche Bühnenshow, beim voll auf Banger ausgerichteten Lion In A Coma erwachte die Beleuchtung zu buntem Leben und tauchte nicht nur die Kugel, auf die immer wieder das MPP-Cover oder andere Motive projiziert wurden, sondern auch die mit weißen Büchern verhüllten Tische und die Kleidung des Trios selbst in Töne die der Musik an Farbfreude nicht nachstanden und ähnlich wie im My Girls-Video das Bühnenbild änderten.
Brother Sport war zwar auch bassreduziert, brachte dennoch mit aller Fröhlichkeit der Welt Bewegung ins Publikum und wurde von marschierenden Olympionikenbildern begleitet, sehr willkommen war auch ein von Technobeats durchzogenes Slippi. Das Highlight des Abends war aber ein extraausgedehntes Fireworks das wohl ACs transzendent(est)er Moment bleibt und mit Feuerwerksprojektionen die Kugel zum Nachthimmel voller Explosionen machte.
Der wohl angenehmste Unterschied zum Auftritt im Stadtgarten war dass diesmal Zeit für eine Zugabe blieb, so beschloss No More Runnin (ich glaube die andere Zugabe war Also Frightened, kann mich aber nicht recht entsinnen) ein herrliches, überraschend differenziertes und unaufgeregtes Set. Zu dem Zeitpunkt hatte sich das Publikum (wie auch beim letzten Mal) dank vieler nicht erfüllter Erwartungen dermaßen ausgedünnt dass man auch gemütlich Platz zum freien Atmen hatte, es bleibt dabei: Mit spezifischen Erwartungen zu Animal Collective zu gehen ist ein riskantes Vorgehen, so lange man für Reinterpretationen und völlig Neues offen bleibt ist ein einmaliges Erlebnis aber nahezu garantiert. Diesen Typen ist das Wort "Routine" einfach fremd, auch wenn sie einen Song damit betitelt haben.
Und ein wenig mehr Bass wäre auch toll gewesen. Ansonsten: es gibt einfach keine andere Live-Band wie Animal Collective.
Stimmt
Es gab so viele Stellen wo ich mir dachte "jetzt kommt Peacebone" dass ich's irgendwann gar nicht mehr vermisst habe, jetzt bin ich aber echt neugierig was dieser Song am Ende war.