Xiu Xiu - Angel Guts: Red Classroom



Xiu Xiu - Angel Guts: Red Classroom
 

Kaum ein Entstehungsprozess ist zugleich so interessant und unterbeachtet wie der von Xiu Xius letzten Hauptwerken. Da war die kunterbunte (und auch letztendlich zu konfliktreiche) Projektverschmelzung mit Parenthetical Girls auf Always , das von John Congleton abgemischt nicht mehr so merkwürdig leblos wirkte wie der Vorgänger, und nun wurde eben Congleton auch noch stärker für das perkussionsfokussierte Angel Guts: Red Classroom involviert. Das geht über das von ihm aufgenommene Schlagzeug des Swans-Drummers Thor Harris hinaus bis in die Texte, die wahrscheinlich erstmals als von ihm und der mittlerweile bald schon dienstältesten Co-Xiu-erin Angela Seo "edited by" ausgezeichnet sind. Großartig "neue Facetten" oder so werden dabei freilich nicht rausgekitzelt, doch mich reißt dieses Xiu-Xiu-Album so rum wie schon seit nem guten Jahrzehnt keines mehr, weil Stewart in der Albummitte einmal so richtig auf die Kacke haut. Bis dahin wurde der Leerraum über dem von robotisch programmierter Steife bis ins angejazzt gehende Drummen gelegentlich mit langen Strichen aus fiepsig bis knarzig oszillierenden Analog-Synths gefüllt, aber derart, dass es mit der Zeit schon leicht einlullte. Doch gerade dann, wenn man schon glaubt, das Wesen dieser Platte als lediglich brodelnd und schwelend erfasst zu haben, taumeln El naco und Adult Friends einen Abgrund aus fieser Industrial-Dissonanz und gellendem Schweinequieken hinunter, dass ich beim ersten Mal glatt hochgeschreckt bin. Unversehens tappt man auf einmal nur noch auf Zehenspitzen umher, in Erwartung des nächsten Monsters, das um die Ecke aufs Hervorschnellen lauert.