c/o pop 2011 Tag 4: Chic Belgique, Rochus Aust
Von Uli am 26. Juni 2011, 12:33
Eines der hohlsten Klischees in Festivalberichten ist ja die Hervorhebung des Wetters. Entweder heißt es nämlich immer "Fans feierten trotz strömenden Regens" oder "Fans feierten bei strahlendem Sonnenschein", die Präsenz des Publikums, das schließlich auch gutes Programm für sein gutes Geld sehen will, vermögen die Klimaverhältnisse eh nicht zu beinflussen. Wäre der Wolkenbruch der Tagesmitte nicht in gelegentliches, minimalstes Nieseln umgeschwungen, dürfte das beim Chic Belgique anders ausgesehen haben.
Die besteht nämlich vor allem aus unverbindlichem Rumhängen in den Straßen des Belgischen Viertels, bekanntermaßen so benannt weil einst Adi Äädäppel, der Erfinder der belgischen Fritten, irgendwo hier geboren wurde bevor er Jahre später gen West umzog. Zwar gibt es einen gut geordneten Zeitplan, nach dem die Gratiskonzerte vor allem lokaler KünstlerInnen über ein Dutzend Klamottengeschäfte verteilt stattfinden werden, aber wie die zwischen Zeit- und Ortsplan navigierenden Auswärtigen schnell merken kann man ersteren in die Tonne kicken. In typischer Kölscher Gemütlichkeit machen Verspätungen von bis zu einer halben Stunde den gezielten Besuch unmöglich, sinnvoller ist es, einfach gemütlich durch die Straßen zu schlendern und zu horchen, wann neue Töne von irgendwo erklingen.
So bin ich mir letztendlich auch gar nichtmal sicher, wen ich dort eigentlich sehe oder höre, als so interessant wie es manche Soundcloud-Auszüge andeuteten entpuppt sich jedenfalls nichts. Dafür kann ich eigentlich dankbar sein, dass keine Hochsommer-Temperaturen herrschen. Schon so ist es ordentlich warm in den meisten Lokalitäten, wo Menschenmengen die Lücken zwischen Kleiderregalen, bunt behangenen Bügelstangen und Spiegeln füllen. Gerade letztere sorgen für amüsante Anblicke, wenn manche frontal mit ihrem eigenen Spiegelbild tanzen und andere krampfhaft versuchen, sich nicht von ihrer Reflektion irritieren zu lassen. An anderer Stelle ist die Bühne zur Straße hin positioniert, neben der Hauptattraktion wird so auch das Publikum selbst zur von außen begafften Schaufenster-Attraktion.
Nach diesem ständig schicken Mode- und Menschen-Angucken und angeguckt werden verspricht ein Konzert in völliger Finsternis willkommene Konzentration aufs Wesentliche. Da ich ja jetzt weiß, wo der Kunstverein zu finden ist finde ich mich auch stressfrei rechtzeitig zu Beginn auf einem Klapphocker. Absolut finster ist es nicht, nach einer Weile können die angepassten Glubscher zumindest Schemen ausmachen, für die volle Erfahrung richte ich darum meinen Blick auf den Boden oder schließe die Augen.
Und es ist ein intensives Erlebnis, zu gluckernder Ambient-Elektronik erzeugen der Kölner Trompeter Rochus Aust und mindestens ein weiterer Blechblas-Spieler um die knapp 15 Leute herum zunächst nur Mundlaute und Mechanikklackern. Ohne visuelle Andeutung hängt man sekundenlang im Nichts, bis auf einmal ein scharfer Ton aus ein, zwei Metern Abstand die Luft durchschneidet, nach einer Weile merke ich sogar, dass diese Ungewissheiten was wohl wann von wo kommen mag meinen Puls höher schlagen lassen. Genauso passiert es aber auch, dass ich mich in mir selbst versunken finde, die Musik gar nicht mehr bewusst wahrnehmend und wieder zurück im Hier und Jetzt überrascht bin, dass sie ihren Weg in warme Harmonie gefunden hat.
Überraschenderweise bewirkt aber die Reduzierung der Sinneswahrnehmungen auch, dass die Zeit wie im Fluge vergeht, was zunächst wie eine weitere Atempause in der geschätzten Mitte der 40 Minuten erscheint, ist schon das Ende. Was - und das ist eine Sache von mehreren hier, über die man ja sonst nicht nachdenkt - ohne Sicht auf die Musiker auch gar nicht erkennbar ist. So dauert es gut eine Minute, bis Applaus einsetzt, der Raum bleibt aber dunkel. Nachdem Finsternis die Ohren geöffnet hat, wird es nun wieder Zeit, die Augen zu öffnen und den Weg ins Licht anzutreten.
Die besteht nämlich vor allem aus unverbindlichem Rumhängen in den Straßen des Belgischen Viertels, bekanntermaßen so benannt weil einst Adi Äädäppel, der Erfinder der belgischen Fritten, irgendwo hier geboren wurde bevor er Jahre später gen West umzog. Zwar gibt es einen gut geordneten Zeitplan, nach dem die Gratiskonzerte vor allem lokaler KünstlerInnen über ein Dutzend Klamottengeschäfte verteilt stattfinden werden, aber wie die zwischen Zeit- und Ortsplan navigierenden Auswärtigen schnell merken kann man ersteren in die Tonne kicken. In typischer Kölscher Gemütlichkeit machen Verspätungen von bis zu einer halben Stunde den gezielten Besuch unmöglich, sinnvoller ist es, einfach gemütlich durch die Straßen zu schlendern und zu horchen, wann neue Töne von irgendwo erklingen.
So bin ich mir letztendlich auch gar nichtmal sicher, wen ich dort eigentlich sehe oder höre, als so interessant wie es manche Soundcloud-Auszüge andeuteten entpuppt sich jedenfalls nichts. Dafür kann ich eigentlich dankbar sein, dass keine Hochsommer-Temperaturen herrschen. Schon so ist es ordentlich warm in den meisten Lokalitäten, wo Menschenmengen die Lücken zwischen Kleiderregalen, bunt behangenen Bügelstangen und Spiegeln füllen. Gerade letztere sorgen für amüsante Anblicke, wenn manche frontal mit ihrem eigenen Spiegelbild tanzen und andere krampfhaft versuchen, sich nicht von ihrer Reflektion irritieren zu lassen. An anderer Stelle ist die Bühne zur Straße hin positioniert, neben der Hauptattraktion wird so auch das Publikum selbst zur von außen begafften Schaufenster-Attraktion.
Nach diesem ständig schicken Mode- und Menschen-Angucken und angeguckt werden verspricht ein Konzert in völliger Finsternis willkommene Konzentration aufs Wesentliche. Da ich ja jetzt weiß, wo der Kunstverein zu finden ist finde ich mich auch stressfrei rechtzeitig zu Beginn auf einem Klapphocker. Absolut finster ist es nicht, nach einer Weile können die angepassten Glubscher zumindest Schemen ausmachen, für die volle Erfahrung richte ich darum meinen Blick auf den Boden oder schließe die Augen.
Und es ist ein intensives Erlebnis, zu gluckernder Ambient-Elektronik erzeugen der Kölner Trompeter Rochus Aust und mindestens ein weiterer Blechblas-Spieler um die knapp 15 Leute herum zunächst nur Mundlaute und Mechanikklackern. Ohne visuelle Andeutung hängt man sekundenlang im Nichts, bis auf einmal ein scharfer Ton aus ein, zwei Metern Abstand die Luft durchschneidet, nach einer Weile merke ich sogar, dass diese Ungewissheiten was wohl wann von wo kommen mag meinen Puls höher schlagen lassen. Genauso passiert es aber auch, dass ich mich in mir selbst versunken finde, die Musik gar nicht mehr bewusst wahrnehmend und wieder zurück im Hier und Jetzt überrascht bin, dass sie ihren Weg in warme Harmonie gefunden hat.
Überraschenderweise bewirkt aber die Reduzierung der Sinneswahrnehmungen auch, dass die Zeit wie im Fluge vergeht, was zunächst wie eine weitere Atempause in der geschätzten Mitte der 40 Minuten erscheint, ist schon das Ende. Was - und das ist eine Sache von mehreren hier, über die man ja sonst nicht nachdenkt - ohne Sicht auf die Musiker auch gar nicht erkennbar ist. So dauert es gut eine Minute, bis Applaus einsetzt, der Raum bleibt aber dunkel. Nachdem Finsternis die Ohren geöffnet hat, wird es nun wieder Zeit, die Augen zu öffnen und den Weg ins Licht anzutreten.