Konzert: c/o pop Tag 2 - Italic Recordings Live In Concert



Tag 2 des Festivals ging genau dort weiter, wo der erste aufgehört hatte: An dem rechtsrheinischen Ort mit den vielen Namen und Bezeichnungen. Fritz-Schramma-Halle, dem Gebäude 6c, Deutz Air, Deutzer Werft, wie auch immer, das Wetter war noch besser als am Tag davor und die Musik beim Köln-Düsseldorfer Showcase des Italic-Labels ebenfalls.

Der Auftritt Antonellis als Harmonious Thelonious ist entweder ausgefallen oder mir irgendwie total entgangen, zuerst war auf jeden Fall POPNONAME in Aktion, der mit seinem dritten Auftritt innerhalb von zwei Tagen Frequent Player Miles zu sammeln schien. Diesmal stand der Mann mit dem Hut jedenfalls solo hinterm Laptop-Pult und ab und zu auch nach dem Griff zu Gitarre und Mikro davor, ansonsten eines dieser Sets zwischen ambienten Beats und Pop wo ich nie weiß ob ich es wie einen Liveauftritt behandle und nach vorne gewendet zugucke, oder ob es bloß ein DJ-Set im Hintergrund war zu dem bei so früher Stunde nie jemand tanzt. Aber das ist wohl auch eine Sache der Sozialisierung.



Ebenfalls für leichte Irritation, aber noch unverschuldeter, sorgte Lucas Croon mit flach runtergegeltem und präzise gescheiteltem blondem Haar (und, das muss man auch ganz modeunkundig feststellen, fantastischem Schuhwerk). Der Mann von rheinabwärts (nach den ersten paar mit Applaus quittierten Stücken feixte der ihn unterstützende Drummer Stefan Schiffermüller "Wissen die, dass wir aus Düsseldorf sind?") entlockte seiner Treppe aus Analog-Synthesizern eigentlich genau die Art von spacig-futuristisch anmutenden Klängen, wie sie mir gerade aus verschiedenen Richtungen (u.a. Oneohtrix Point Never, Von Spar, Emeralds und dem großartigen 1970er Debütalbum von Michael Bundt) entgegenschwimmen.

Nur waren die dancigen 4/4-Beats auf digitalen Drum Pads dazu erst mal schwer ungewohnt, trotz gewissem 80er-Soundtrack-Appeal à la Carpenter ein klanglich trockener Kontrast zur analogen Wärme der Synthwellen. Vermutlich auch weil das auf Jonas Reinhardts ansonsten recht ähnlichen neuen Platte mit krautiger vorantuckernden Beats so ausgezeichnet klappt brauchte ich eine Weile um mich hieran zu gewöhnen, aber etwa nach der Hälfte des zum Glück nicht zu kurzen Auftritts war ich dann drin und werd sicher Ausschau halten, was der Mann als nächstes macht.



Danach war es Zeit für die Hauptattraktion des Abends. Auftritte von Von Spar bei der c/o pop haben ja schon eine gewisse Tradition, mit der noisigen Verwirrung die sie 2006 verbreiteten und dem nicht weniger überraschenden letztjährigen Ausblick auf ihr herrliches Drittwerk Foreigner. Dieses wurde dann auch, statt eines erneuten Bruchs der Erwartungshaltungen, in einem herrlichen Kosmik-Kraut-Trip aufgeführt und von den Anwesenden zelebriert (die Singles trOOps und HyBoLT schon beim Erklingen der ersten Töne), nur leicht unterschied sich diese Liveumsetzung von der letzten.

Die Videoprojektionen von Christopher Marquez beinhalteten neue Sequenzen, die auch zum Teil auf Vimeo zu sehen sind und ich meine auch, dass Jan Phillip Janzens Schlagzeug damals öfter zum Einsatz gekommen wäre, nicht wie hier erst bei der Zugabe. Erneut zum Einsatz kam, allerdings nur kurz, dann inmitten der mehrfachen Instrumentenwechsel irgendwann natürlich auch Popnoname von dem ich nun überzeugt bin, dass er im Keller dieses Gebäudes lebt. Und apropos Gebäude Wegen fehlender Vernebelungsmöglichkeiten in der hohen, gut belüfteten Halle war die Atmosphäre zwar weniger.. äh.. nebulös, dafür schwitzte man sich beim Tanzen auch nicht zu Tode. Und überhaupt, wenn es dieser Band an einem nicht mangelt, dann ist es Atmosphäre.