Konzert: Future Of The Left


Als Future Of The Left vor zwei Jahren zum ersten Mal in Köln spielten war es selbst im nicht gerade gigantischen Tsunami Club erstaunlich leer, und das obwohl in nahezu jeder Rezension von Curses der Mclusky-Nachfolgerstatus hervorgehoben worden war. So hatte ich dann für den Auftritt im Gebäude 9 publikumsmäßig keine großen Erwartungen, umso erfreulicher dass sich der nicht gerade winzige Laden als ordentlich gefüllt entpuppte. Völlig verdient, denn die drei aus Wales bringen live nicht nur musikalisch das Feuer, zwischendurch sind sie verbal auch die besten Entertainer der Welt.

Zumindest wenn man etwas für schwarzen Humor und Beleidigungen übrig hat. Wie schon auf ihrem Tourblog dokumentiert zeigte sich das Publikum bei den ersten Auftritte in der Schweiz nur mäßig enthusiastisch, und nachdem der Unterschied zur Menge in Köln offenbar schon früh deutlich wurde ließ Andy Falkous diese einmal, nicht wirklich böse gemeint, munter "Fuck Switzerland" intonieren. Andere Verbalhaken wurden für dumme Sprüche und Anfragen aus dem Publikum ausgeteilt, auch bekam Drummer Jack Egglestone einmal etwas ab, gemein da er sich ohne Mikro nicht öffentlich wehren konnte.

Auf den ersten Blick passt dieser rüde Umgangston auch bestens zur Musik, dem grollenden Bass von Kelson Mathias, der fies verzerrten Gitarre und dem nicht weniger ätzenden Keyboard und natürlich Falkous charakteristischem Bellgesang (der ebenfalls schon mal durch den Verzerrer gejagt wurde). Doch schon in den Texten finden sich Gesellschaftsbetrachtungen und ein cleverer, kontrastierend absurder Humor statt Machismo und roher Gewalt, live wurden ein paar in den ersten Reihen ermahnt nicht übermütig zu werden, der raue Umgangston kam mit einem Augenzwinkern und oft mit Selbstironie an und zwischendurch wurden auch mal Schokoriegel mit einem herzlichen "If you get hit in the face you should have fucking moved" in die Menge geworfen. Ganz toll auch als es jemand wagte sich Mcluskys Lightsabre Cocksucking Blues zu wünschen, das wurde dann zwar angespielt aber mit der Begründung abgebrochen dass man es nur spielen würde wenn es sich niemand wünsche und sich das Publikum nun bei demjenigen bedanken dürfe.

Der Musikteil der Aufführung wartet zunächst mit wenigen Überraschungen auf, was auch gut ist, schließlich will man hier mal richtig mit dem Genick wackeln, die Fäuste an den passenden Stellen nach vorne recken und auch zu den oft unerwähnt tanzbaren Rhythmen die Füße schwenken. Eine solide Rockshow eben, dazu gehörte auch das Crowdsurfen an dem sich Mathias später (senkrecht stehend) versuchte. Als das nicht funktionierte rollte er erst mal rücklings auf die Bühne um dort weiter zu spielen, runter in die Menge kam er aber auch mal. Ob das nun alles bei der Zugabe geschah weiß ich gar nicht mehr, so sehr sind die Erinnerungen an diesen herrlichen Abend schon zusammen geflossen, ganz klar noch in Erinnerung aber: Die Ankündigung dass die Band offiziell keine Zugaben gäbe und sie sich deswegen völlig albern hinter Schlagzeug und Lautsprechern versteckten um die Bühne nicht verlassen zu müssen und das zum ausgedehnten Finale The Only Way To Send Those Fuckers Home am Bass abgeholzt wurde: Ein Teil aus der Peer Gynt-Suite von Edvard Grieg. Fürwahr keine gewöhnliche Rockband, live zudem so ziemlich die beste die man heutzutage erleben kann.