leider ist der absatz mit ellinghaus das einzig lesenswerte an dem ganzen ding. den rest fand ich im üblichen maße bescheuert. ich mein... die anderen leute, die vorkommen, sind doch exakt die üblichen PR-wischiwaschis, oder? sogar IFPI-"so unfassbar viele rohlinge wurden gebrannt!"-bilder mit spindeln quer durch deutschalnd wurden gebracht. erbarmen, bitte.
Die IFPI-Sektion hatte ich zugegeben überlesen, da schaltet sich mein Gehirn immer aus, aber direkt danach kam halt auch der Einschub mit den künstlichen Erfolgszahlen. Für uns nichts neues, ich denke aber für die meisten Visions-Leser schon. Und dass z.B. das Setlur-Zitat gedruckt wurde fand ich schon überraschend zu lesen in einer Zeitschrift die zuletzt Billy Corgan auf dem Cover hatte. Vielleicht hatte ich aber auch einfach nur viel Schlimemres erwartet.
ich weiß nicht, wie schlimm kanns denn noch werden? das ist ne festschrift gegen piracy, und für das gute, richtige, wahre, für die inhärente essenz, die seele der musik, für musik als kultur im sinne von kunstwerk, dessen originalität gewahrt werden soll. that's so ziemlich alles, was ich nur ablehnen kann.
So eine eindeutige Aussage konnte ich da gar nicht rauslesen, im Gegenteil wiederspricht der Text dir an einer Stelle absolut:
Musik ist eine Kunst, und mit dieser Kunst werden Geschäfte gemacht“, schreibt der Chicagoer Branchenintimus Robert Lyng in seinem Buch „Die Praxis im Musikbusiness“, das sich kurzerhand zum „Nachschlagewerk über das härteste Geschäft der Welt“ erklärt. Selbst wer Musik für ein überirdisches Gut hält, dessen wahrer Wert sich nicht im Warenwert ausdrückt, in den Verkaufszahlen und Kalkulationen multinationaler Unterhaltungskonzerne, wird es spätestens einsehen, wenn dieses überirdische Gut seinen ganz irdischen Weg über den Plattenhandel zum Hörer finden soll: Musik ist ein Produkt
das ist doch genau mein punkt. die kernaussage derartiger argumentationen ist ja immer: musik ist ein irre wichtiges kunstwerk. aber eben auch produkt. von daher: geld her. wers nicht tut, ist nicht nur dieb, sondern auch reflexionsloser, kunstfremder gigabyteanhäuferfortheselbstzweckofit. siehe zb den absurden vergleich: “Wenn man in einem Supermarkt einen Schokoriegel klaut, weiß jeder, dass der Filialleiter die Polizei ruft, eine Geldbuße fällg wird, man Hausverbot erhält und ein riesiges Gezeter losgeht. Der Diebstahl von Musik dagegen wird bagatellisiert und zum Teil sogar als Ausdruck von Coolness oder politischen Widerstands empfunden, obwohl Musik den Menschen so sehr emotionalisiert wie kaum etwas anderes. Das alles mit dem Ziel, absurde Datenmengen anzuhäufen, und mit der Begleiterscheinung, den Wert der Musik kaum mehr zu schätzen.”dann gibt es so stellen wie: Geht hier nicht auch die enge Bindung zu Bands und Platten verloren, wenn man sie in Sekunden herunterladen kann? Und ist es bei der hohen Frequenz der Veröffentlichungen und allgemeinen Verfügbarkeit nicht so, dass die komplexe Musik, die man sich erst mühsam erschließen muss, das Nachsehen hat? Wie lange wird es also dauern, bis der Markt entsprechend reagiert und die anspruchsvollere Musik meidet? wo es um kamellen wie "enge bindung" oder "komplexe", und ergo: "anspruchsvolle" musik geht. erbarmen, bitte. schlimm ist auch der bigotterie-vorwurf, dass die bands, die downloads okay finden, ja selbst durch alte, reguläre label-wege groß wurden. und der weltuntergang ist übrigens die technik, eben das, was uns den derzeitigen scheiß eingebrockt hat: „Ein Gerät, das hält, was das iPhone versprochen, aber nicht gehalten hat, wird irgendwann ‚das Ende vom Lied‘ sein.“
ich finde das sind alles sehr klare ansagen. auch zB "Masse statt Klasse." (siehe auch das erste zitat oben) oder wenn von der verpassten "Entlarvung" der "schlechte Entschuldigungen" für "Diebstahl an geistigem Eigentum" geredet wird. es folgt yet another studie über das (verantwortungslose?) download-verhalten der kids. dann diese repgow-absurdität. dann das eminem+metallica vs. die eh nur polemisierende courtney, die eh keine plattenfirma brauchte (im gegensatz zu eminem+metallica).
schließlich gibt es dann noch die fruchtabrkeit:Fundiert wie polemisch stellt er in „The Cult of the Amateur“ dar, wie das Internet Unterschiede nivelliert, die für eine fruchtbare Kultur notwendig sind. und dann soll usner herz brechen weil encycolpedia brittanica 150 leute entlassen hat. wegen wikipedia, wo echte experten nicht rumbrüllen dürfen. dann kommen zahlen, nobelpreisträger, für mich: klare ansagen. und am klarsten wirds wohl am ende: Niemand hat etwas dagegen einzuwenden, wenn Künstler freiwillig ihre Musik verschenken, um sich ohne Einfluss von Firmen auszutoben und ihr Geld über Konzerte oder Nebenjobs machen. Deswegen aber die künstlerische Leistung anderer, die man auch noch glaubhaft und mit ganzem Herzen schätzt, nicht auch monetär zu unterstützen, ist bigott. Wie immer man Musik wahrnimmt, als Viel- oder Gelegenheitshörer, als Plattensammler oder Playlisten- Sortierer, als Internet-Surfer oder Ladenbesucher – es hilft allen Beteiligten, sich des eigenen Einflusses auf die Musikkultur bewusst zu sein, es als Wahlfreiheit zu begreifen und auch zu nutzen. Denn im Gegensatz zur Politik, wo man mitunter daran zweifeln mag, hat diese Wahl Folgen, und ein selbstgerechter Wahlboykott zieht schlimmstenfalls das Ende liebgewonnener Bands nach sich, die einmal Berührendes und Wichtiges erschaffen haben und doch aufgaben, weil sie stets draufzahlten. Aereogramme sind das jüngste Beispiel. Für echte, intensive, kompromisslose Musik zu sein, dann aber seine Geldbörse zu schließen und die, die sie anbieten, nicht zu unterstützen, ist überhaupt keine Wahl.
Ok jetzt sehe ich was du meinst, hab mir den Text mal nach einem Nickerchen richtig durchgelesen. Beim Überfliegen gestern wurden mir die rhetorischen Fragen nach einer Weile zuviel so dass ich sie nur noch als Fragen gelesen habe, das gab dem Text einen Schein von Zwiespalt der aber nicht wirklich da ist. Was ich allerdings weitaus schlechter geschrieben fand war die Sektion über Blogs/Musikmagazine, in den anderen Teilen werden ja wenigstens "Fakten" (seien wir mal so nett und zählen die Statistiken und Umfragen dazu) herangenommen aber da wird einfach nur noch behauptet was Journalisten alles können das die Blogs nicht können. Wenn ich das schon lese, "die Blogs", echt witzig.
Musik ist eine Kunst, und mit dieser Kunst werden Geschäfte gemacht“, schreibt der Chicagoer Branchenintimus Robert Lyng in seinem Buch „Die Praxis im Musikbusiness“, das sich kurzerhand zum „Nachschlagewerk über das härteste Geschäft der Welt“ erklärt. Selbst wer Musik für ein überirdisches Gut hält, dessen wahrer Wert sich nicht im Warenwert ausdrückt, in den Verkaufszahlen und Kalkulationen multinationaler Unterhaltungskonzerne, wird es spätestens einsehen, wenn dieses überirdische Gut seinen ganz irdischen Weg über den Plattenhandel zum Hörer finden soll: Musik ist ein Produkt
ich finde das sind alles sehr klare ansagen. auch zB "Masse statt Klasse." (siehe auch das erste zitat oben) oder wenn von der verpassten "Entlarvung" der "schlechte Entschuldigungen" für "Diebstahl an geistigem Eigentum" geredet wird. es folgt yet another studie über das (verantwortungslose?) download-verhalten der kids. dann diese repgow-absurdität. dann das eminem+metallica vs. die eh nur polemisierende courtney, die eh keine plattenfirma brauchte (im gegensatz zu eminem+metallica).
schließlich gibt es dann noch die fruchtabrkeit:Fundiert wie polemisch stellt er in „The Cult of the Amateur“ dar, wie das Internet Unterschiede nivelliert, die für eine fruchtbare Kultur notwendig sind. und dann soll usner herz brechen weil encycolpedia brittanica 150 leute entlassen hat. wegen wikipedia, wo echte experten nicht rumbrüllen dürfen. dann kommen zahlen, nobelpreisträger, für mich: klare ansagen. und am klarsten wirds wohl am ende: Niemand hat etwas dagegen einzuwenden, wenn Künstler freiwillig ihre Musik verschenken, um sich ohne Einfluss von Firmen auszutoben und ihr Geld über Konzerte oder Nebenjobs machen. Deswegen aber die künstlerische Leistung anderer, die man auch noch glaubhaft und mit ganzem Herzen schätzt, nicht auch monetär zu unterstützen, ist bigott. Wie immer man Musik wahrnimmt, als Viel- oder Gelegenheitshörer, als Plattensammler oder Playlisten- Sortierer, als Internet-Surfer oder Ladenbesucher – es hilft allen Beteiligten, sich des eigenen Einflusses auf die Musikkultur bewusst zu sein, es als Wahlfreiheit zu begreifen und auch zu nutzen. Denn im Gegensatz zur Politik, wo man mitunter daran zweifeln mag, hat diese Wahl Folgen, und ein selbstgerechter Wahlboykott zieht schlimmstenfalls das Ende liebgewonnener Bands nach sich, die einmal Berührendes und Wichtiges erschaffen haben und doch aufgaben, weil sie stets draufzahlten. Aereogramme sind das jüngste Beispiel. Für echte, intensive, kompromisslose Musik zu sein, dann aber seine Geldbörse zu schließen und die, die sie anbieten, nicht zu unterstützen, ist überhaupt keine Wahl.