The Thermals - The Body, The Blood, The Machine



Himmel hilf, die Thermals werden gemächlich! Auf The Body, The Blood, The Machine schaffen es doch glatte 3 Stücke über die 4 Minuten-Marke, und unter 2:27 kommt auch keiner. Ist das der erste große Fehlschlag der dreiköpfigen Band aus Portland?
Wobei, dreiköpfig sind sie seit dem Verlust von Drummer Jordan Hudson nur sporadisch gewesen. Das Album nahmen Hutch Harris und Kathy Foster zu zweit auf, alle Instrumente inklusive Schlagzeug spielten sie selber ein. Neuland war das für die beiden nicht, vor den Thermals haben die beiden schon in drei Bands zusammen gespielt und zuletzt als Folk-Duo Hutch & Kathy alleine mehrere Platten aufgenommen. Und so wurde mit Brendan Canty von Fugazi als Produzent das erste Thermals-Album mit den Credits all songs written / arranged by h. harris/k. foster geschaffen.

Auf diesem neuesten Album gab es aber nun mehr Arbeit als jemals zuvor, der minimale rohe Sound der Band wurde nicht nur generell etwas poliert, neben Bass, Gitarre und Schlagzeug erklingen hier auch erstmals Keyboardsounds prominent. Beides nimmt aber, wie man spätestens bei A Pillar Of Salt hört, den Songs nichts an Wucht und Mitreißungsvermögen. A Pillar Of Salt ist schon ein typischer temporeicher Thermals-Song, bleibt aber auch der temporeichste des Albums, lediglich das Eröffnungsstück Here's Your Future ist ebenfalls so schnell dass man seine Mühe hätte im Takt mitzuspringen. Die Thermals rocken ansonsten nicht mehr als wäre der Teufel hinter ihnen her, vielmehr als wollten sie uns vom Berg herab predigen. Kein Gospel, und erst recht nicht bemutternd oder überheblich, eher im Sinne von Gedanken aussprechen die alle einmal gehört haben sollten.

God reached his hand down from the sky
He flooded the land, then he set it afire


So bemerkt man auch früh den Fokus der Texte. Die Thermals waren noch nie politische Lethargiker und reine Gefühlsduselanten, aber hier wird schon mit dem Albumcover und dem ersten Textzeilen bald klar: was die Thermals hier geschaffen haben ist ein *tief Luft holen* Konzeptalbum über amerikanische Innen- und Außenpolitik, religiösen Fanatismus und wie beide zusammenhängen. Ein Album das sie der religiösen Rechten in Amerika wie faule Eier genüsslich ins kollektive Gesicht pfeffern wollen. Wo bei Green Day noch Jesus in den Vororten sein (Un)wesen trieb, strahlt er einen hier bereits vom Cover an, mit offenen Armen einer in Schrott ertrinkenden Erde vorangestellt.
Zwischendurch kann es wohlgemerkt aber auch mal emotional balladesk zugehen, wie auf Test Pattern, der Photostory einer Beziehung auf Probe, aber im Großen und Ganzen hagelt es hier Hits um die Kids zu uniten (und politisch zu animieren). Von Beschreibungen eines rachesüchtigen Gottes in den ersten Stücken wird bei apokalytischer Stimmung der Bogen gespannt zur amerikanischen Nahost-Politik in Power Doesn't Run On Nothing, in dem Amerika proklamiert

So give us what we're asking for
'Cause either way we're gonna take it
Our power doesn't run on nothing
We need the land you're standing on
So let's go, move it


The Body, The Blood, The Machine ist das bisher beste Album der Thermals, und begeistert damit logischerweise mehr als alle bisherigen. Durch die inhaltliche Verknüpfung der Texte können die Songs besser als zuvor aufeinander aufbauen, vorherige Ideen wieder aufgreifen. Das Songwriting ist noch besser geworden, die Songstrukturen so gut dass mittendrin keine Lücken mehr entstehen die es früher schon mal gab, durch die Geschwindigkeit aber da nicht auffielen.
Vor allem aber haben die Thermals es geschafft, mit den gleichen unwiderstehlich starken Riffs, die früher das Grundwerk von überwiegend schnellen Kracher bildeten, ein vergleichsweise langsames Album zu machen das an keiner Stelle jemals langsam erscheint, an Schwung verliert oder gar Halt macht. Stattdessen ist die Devise wie eh und je "1, 2, 3, forward! We can touch the sky now." Als hätten sie schon damals gewusst dass sie es hier mit Gott aufnehmen wollten.

And now we gotta run
A giant fist is out to crush us


[MP3] The Thermals - A Pillar Of Salt
[Stream] The Thermals - The Body, The Blood, The Machine

The Thermals Myspace

allyklein - 5. Sep, 21:12

wahnsinn! vielen dank für die mp3, ich habe schon seit deinem video-beitrag für den song überall gesucht, aber wie schlecht bin ich, wenn ich nicht gleich zu sub pop gehe (warumauchimmermussichdaswissen?). na jedenfalls: diese platte wird eh besorgt. danke für die mp3, habe ich das schon erwähnt?

und so als off-topic: kennst du savoy grand? ich durfte heute in ihre platte (von 2005, glaube ich) reinhören - das war der pure wahnsinn.

uliuli - 5. Sep, 22:06

Savoy Grand habe ich mal vor Ewigkeiten gehört (das war 2001 oder so ne Amazon-Empfehlung, so á la "Wenn sie Sigur Ros mögen dann könnte ihnen auch Savoy Grand gefallen"), hat mir nicht zugesagt, aber ich bin da aufgrund der Empfehlung auch eher mit falschen Erwartungen rangegangen und habe ihnen danach nie wieder eine Chance gegeben. Werde ich aber nachholen.