Malajube - Trompe-L'Oeil
Von Uli am 19. September 2006, 10:09
Es gibt schon komische Zufälle. Es war am 31. August 2004 als ich zum ersten Mal The Arcade Fire hörte. Neighborhood No. 2 (Laika) und Crown Of Love liefen die nächste Zeit täglich auf meinem Mp3-Player (damals war das noch mein PC) rauf und runter, und Funeral wurde kurz darauf die Entdeckung und auch mein Album des Jahres.
Es war am 31. August 2006 als ich zum ersten Mal Malajube hörte, genauer die Stücke Montreal -40° und Pâte Filo. 2006 geht das mit dem Bekanntwerden im Internet etwas schneller und umfangreicher, es gibt jede Woche "die neuen Arcade Fire" die genau so schnell wieder verschwinden. Ich möchte hier auch gar keinen solchen Vergleich anstellen, aber bei The Arcade Fire war es das letzte Mal dass ich mich so irre auf ein Album einer noch unbekannten Band gefreut habe wie vergangene Woche als ich darauf wartete dass die Post mir Malajubes Trompe-L'Oeil ins Haus brachte.
Ich habe die letzten Tage schon mal versucht über dieses Album zu schreiben, aber immer wieder abgebrochen. Es ist einfach so.. seltsam. Und voll unbändiger manisch prickelnder Popenergie. Und großartig. Sicher, man kann stellenweise Vergleiche zu Unicorns und Islands ziehen, vielleicht auch mal Broken Social Scene. Nicht zuletzt bedingt dadurch dass mein Französisch absolutement horrible ist bietet dieses Album in seiner Gesamtheit wenig woran man sich leicht festhalten kann. Was ich aber mit ziemlicher Sicherheit sagen kann, wer ein Lied mag der wird so ziemlich das ganze Album lieben. Nicht dass Malajube auch nur annähernd sowas wie einen festen Stil hätten, aber der spielerische Geist, diese Originalität die man in den bereits das Internet erobernden Montreal -40° und Pâte Filo finden kann bringen Malajube zu jedem der 12 Indiepop-Juwelen hier mit.
Und verweigern sich dabei grinsend jeder Genrezuordnung wenn sie in Casse-Cou ein Glamrocksolo inklusive Lichterkette und Feuerwerk geben oder in der Mitte des Albums mit La Russe eine stampfende Rapnummer einwerfen. Montreal -40° ist Modest Mouse die sich ein paar exotische Pilze bei den Flaming Lips geklaut haben, während La Monogamie etwas von morbiden Unicorns-Popballaden wie I Don't Wanna Die hat. Ton Plat Flavori wiederum ist eine abgedrehte Tanznummer direkt aus der Muppet Show. Und wie es sich für eine so verquere Band gehört ist natürlich nach La Fin noch nicht Schluss, wie auf praktisch jeder Pop-Punkplatte der 90er erwartet einen danach noch ein kleiner Bonustrack.
Trompe-L'Oeil ist wohl das abwechslungsreichste, energetischste Album des Jahres, absolut begeisternd. Wenn ich nur wüsste was zur Hölle die Jungs singen. Aber wenn Brian Wilson in Kisuaheli gesungen hätte, hätte man seine Werke doch auch geliebt, oder?
[MP3] Malajube - Montreal -40°
[Video] Malajube - Pâte Filo (Quicktime)