Stream: Rhye - Woman

Balearic, The xx, Kaputt, Sade-Referenzen allerortens, Jessie Ware ... Ein wenig fühlt es sich an, als wären die letzten Jahre ein einziges Vorspiel für genau dieses Album gewesen. Aus Händen von Quadron-Produzent Robin Hannibal wohlgeformt, gefällt sich Woman zwischen Ultrasoft(rock)-Disco und Quiet-Storm-seidenglattem R&B, in seiner Dezentheit wohl für manche ebenso geschmackvoll wie für andere in seinen Soundreferenzen geschmacklos. Ich bin irgendwie an einem Punkt, wo ich weder das eine noch das andere Adjektiv nachvollziehen kann, doch was ich völlig mitfühle, ist das wahnsinnig konsistenz gute Songwriting dieses Albums in Gesang wie Komposition, zwischen denen Fühlraum gelassen wird, ohne dass dabei eine emotionale Distanzwirkung eintritt. Auch nach dem zehnten Hören wird's mit jedem Mal besser.

[Spotify] Rhye - Woman
[Deezer] Rhye - Woman

Kuchibiru Network 3

Mehr als nur ein Zwischenstopp auf dem Weg zu ihrem zukünftigen Album DX ist für Friendzone ihre dritte Compilation aus der Wolken-Nachbarschaft, über 70 Minuten afaik exklusives Material von Skywlkr, Finally Boys, Ryan Hemsworth und anderen Brüdern im Enya-Geiste sind auf Kuchibiru Network 3 liebevoll sequenziert (allerdings etwas nachlässig lautstärkemäßig abgestimmt) worden. Bemerkenswert ist dabei über die übliche "Was wäre, wenn Moments In Love die Hauptinspiration aller Rap-Instrumentals wäre"-Schiene hinaus auch, wie nahtlos die gesamte Ästhetik aus der Spätphase von Sincerely Yours überzugehen scheint, mit verloren-dünnen Filmdialogsamples, rosigen Synths und natürlich wehmütigen Vocals kann man sich bei so einigen Stücken durchaus vorstellen, dass das nächste Album von Air France so hätte klingen können.

[Stream/Download] Kuchibiru Network 3

Stream: Doldrums - Lesser Evil / Blue Hawaii - Untogether

Montrealer Doppel: Während Doldrums mit Lesser Evils Noise-Pop zwischen Fuck Buttons und Animal Collective lieber auf zuviel als zuwenig setzt, üben sich seine Nachbarn Blue Hawaii eher in europäisch-techno-angehauchter Klarheit mit Stimm-Instrumentalisierung à la Julianna Barwick (oder dem, was die Sängerin bei ihrer Zweitband Braids macht). In beiden Fällen gelingt der Pop-Entwurf sehr eigen, wobei mir bei letzteren bislang noch nicht ganz klar ist, ob sie ebenso konsistent gute Songs haben.

[Stream] Doldrums - Lesser Evil
[Stream] Blue Hawaii - Untogether

Winny Puhh - Meiecundimees Üks Korsakov Läks Eile Lätti

Ich habe keine Ahnung, wer Winny Puhh sind und worüber sie im großartigen Meiecundimees Üks Korsakov Läks Eile Lätti singen - aber ich hab so das Gefühl, als wäre das auch ziemlich irrelevant. Denn bemerkenswerterweise erinnert dieser Kandidat für die estnische Endauswahl eher an Noiserock wie Boredoms, HEALTH und Ministry als das meiste Eurovision-Futter, gerade in der famosen Sektion, wo der Raised-Fist-hoch gequetschte Gesang wegfällt und die Gitarren überm eisenbahnartig voranratternden Doppelschlagzeug so meditativ ihre Wellen ziehen, dass das Polka-Akkordeon schon fast nicht ungewöhnlich erscheint.

[Video] Winny Puhh - Meiecundimees Üks Korsakov Läks Eile Lätti