Shock - Heaven

Als sich die brillanten Studio jüngst endgültig auflösten, hinterließen sie neben vermutlichen Gigabytes an unvollendetem Material auch knapp über ein Dutzend eigene Stücke und ebensoviele Remixe. Unter letzteren befanden sich offenbar auch ein paar Geistesverwandte, so haben sich Daniel Judd alias Sorcerer von Windsurf und Terri Loewenthal von Rubies zu Shock zusammengetan. Deren erstes Stück Heaven schreit geradezu "ich komme aus San Francisco", teilt sich eine Furchtlosigkeit vor zuviel strandinduzierter Lockerheit und Oberflächenglätte mit Tycho oder Judds Windsurf-Partner Hatchback und groovt sich hauchgesangsverhangen durch einen kristallinen Slow-Disco-Tempel voll von balearischsten Synth- und Gitarrenschwärmereien.

[Stream] Shock - Heaven

Neues Von School Of Seven Bells

Über die Stimmchemie der Deheza-Schwestern, die School Of Seven Bells' ersten Alben so eine entrückende Traumhaftigkeit verlieh, ließ sich schnell vergessen, dass der dritte im Bunde - Benjamin Curtis - ja vorher bei den Secret Machines war. Vielleicht liegt es am Weggang von Claudia Deheza, es ist aber auch eine Fortstzung der Entwicklung ihrer Musik, dass sich das Duo auf den ersten beiden Songs des am 24.02. erscheinenden Ghostory deutlich dronerockiger gibt. Vor allem das erstmalig nicht aus der Maschine kommende Schlagzeug gibt The Night eine gehörige Portion Extra-Drive, Lafaye hingegen ist mindestens halbelektronischer 4x4-Dreampop auf der Spur von M83s Couleurs, nur weitaus Single-kompakter.

[Stream] School Of Seven Bells - Lafaye
[Stream/MP3] School Of Seven Bells - The Night

Tokyo Jihen - Konya Wa Karasawagi

Und wo gerade so das Reunion-Fieber umgeht, sagen Tokyo Jihen dem Beisammensein ab und lösen sich auf. Ich war der Gruppe gegenüber lange ignorant, fielen ihre Anfänge doch in die Phase, wo ich Shiina Ringos Solosachen gerade erst richtig entdeckte und so erst mal ein Jahr lang mit Karuki Zamen Kuri No Hana (aka dem besten Album des letzten Jahrzehnts) beschäftigt war. Es folgte Ungläubigkeit ob der stilistischen Gewöhnlichkeit ihres Jazzrocks, so weit entfernt vom Avant-Pop Shiinas, erst um OSCA/Killer Tune rum konnte ich mich zumindest für einzelne Songs begeistern.

Besonders wenn sie rockiger wurden, die schiere Soundfülle machte Sports so anstrengend wie aufregend, doch ihre nachfolgenden Sachen (und das letztjährige Album) schienen, als hätten sie damit ihre letzten kreativen Höhen hinter sich gelassen. So ist es nur konsequent, dass sie mit diesem alles andere als weltbewegenden Song Abschied nehmen, und dazu einem Video, das kaum noch deutlicher einen Schlussstrich ziehen könnte.

[Video] Tokyo Jihen - Konya Wa Karasawagi

Javiera Mena - No Te Cuesta Nada

Ich finde diesen großäugig umhertaumelnden Song immer noch großartig. Mittlerweile hat er sich sogar, anfangs von den supereleganten Discopop-Tänzern um ihn herum überragt, zum schmachtsamen Höhepunkt auf Javiera Menas zweitem Album entwickelt. Ich mag auch das Video, wieder einmal so eine spielerische Umsetzung von Motiven, die direkt aus Menas Unterbewusstsein entstiegen scheinen, allzu oft kriegt man so ein nonchalantes Gender Bending ohne Message-Gewichtigkeit ja auch nicht zu sehen.

Ich verstehe auch, wenn das aus Geldmangel wohl nur mit Fremdfinanzierung hinzubiegen war, aber der Moment, in dem in diesem leicht märchenhaften Clip ein langer Zug aus der prominenten Getränkeblechdose des Sponsors genommen wird, macht dies alles ein gutes Stück kaputt. Können wir das mit der schönen neuen Markenwelt nicht vielleicht doch begraben und wieder Geld für Musik ausgeben?

[Video] Javiera Mena - No Te Cuesta Nada