John Maus - Head For The Country



Das musste ja auch irgendwann mal passieren: Ein verhunztes Vinyl. Dabei sah man der blauen Pressung von We Must Become The Pitiless Censors Of Ourselves von außen keinen Makel an, doch beim Auflegen glich der Lauf des Tonabnehmers einer Achterbahnfahrt, so stark schien die Platte gewölbt. Obwohl sich später herausstellen sollte, dass sie lediglich nicht ganz eben auflag weil das Loch in der Mitte ein wenig erweitert werden musste, hätte mir das gerade bei John Maus wenig ausgemacht, es passte sogar wunderbar zu seinem verdrehten Pop. Besonders die Stücke weit außen auf der Scheibe wie Head For The Country waren beeinträchtigt, statt gleichmäßig waren die Hochtöne wild oszillierend wie ein Metallsucher am Flughafengate, beim Bimmeln der Glocken wurde die Platte auf einmal um ein Drittel langsamer, auf immer wieder neu überraschende Weise verbog sich diese Musik so, dass es fast schon wieder im Sinne des Erfinders schien.

[Video] John Maus - Head For The Country

Stream: Kuedo - Severant

Vielleicht war ich nie in der richtigen Stimmung dafür, aber bislang hatte ich noch bei jedem Hörversuch von Kuedos Debüt irgendwann meine Schwierigkeiten mit den hyperaktiven Snares, die mitunter unangenehm laut und flächenfüllend in den Vordergrund rücken und die verträumten Melodien überdecken. Bis eben zumindest, da tauchte das Problem nur noch zwei, dreimal auf- und mir fiel auf, dass das Schlussstück eine erstaunlich gute Überleitung zu Gang Gang Dances Eye Contact abgibt. Allein für diese Verbindung werd ich dem heute (auf CD, Vinyl kommt nächste Woche) erschienenen Severant sicher noch mindestens eine Chance geben.

[Stream] Kuedo - Severant

Komplizen Der Spielregeln Kommen

Manchmal läuft einfach alles ineinander: Da sah ich diesen Vortrag über den Facettenreichtum von Identität, was mich an ein paar Stichpunkte erinnerte, die ich mir mal zu Komplizen Der Spielregeln aufgeschrieben aber nie in einen Text umrealisiert hatte. Und siehe da, prompt fiel mir auf, dass die Band diese Woche auf Tour geht - was letztlich dazu führte, dass ich nach fünf Monaten nun doch noch über diese Band und ihr tolles Album geschrieben habe. Los geht's schon heute Abend:

20.10.2011 Bahnhof Ehrenfeld, Köln
21.10.2011 Brause, Düsseldorf
22.10.2011 Brot & Spiele, Schweinfurt
23.10.2011 Kyeso, München
24.10.2011 Weberknecht, Wien
25.10.2011 Klüpfel, Nürnberg
26.10.2011 Ballonfabrik, Augsburg
27.10.2011 Magnet, Berlin
28.10.2011 Hanseplatte, Hamburg
29.10.2011 Hafen 2, Offenbach

Stream: Sandro Perri - Impossible Spaces

Ja wo kommt denn das auf einmal her? Gut, Sandro Perri und seine bisherigen Werke waren mir ein Begriff, hab ihn auch schon einmal mit seiner Band Polmo Polpo live gesehen - aber dass mich sein neues Album dermaßen umhauen würde, hatte ich so gar nicht erwartet. Dessen Stil zu umreißen ist eigentlich sekundär aber auch hundsschwierig, da fühl ich mich mal an die Smoothness von Kaputt erinnert, anderswo an die elektronischen Zuckerhüte eines Lindstrøm, an Delicate Steve, Tortoise, Fly Pan Am ... Aber vor allem begeistert mich bislang der Klang des Freitag erscheinenden Impossible Spaces restlos, so delikat, nuanciert und raumbewusst produziert und dabei immer wieder so schlichtweg schön klingend, dass ich mal schwer vermute dass das hier mein Kopfhöreralbum des Jahres wird.

[Stream] Sandro Perri - Impossible Spaces