Stream: Destroyer - Trouble In Dreams

Das vorletztjährige Destroyer's Rubies zu überbieten ist keine leichte Aufgabe, aber wenn jemand es schaffen kann Wortmeister Dan Bejar zu übertreffen dann ist das immer noch Dan Bejar aka Destroyer selbst. Trouble In Dreams hat zwar ein scheußliches Cover aber dafür dürften die Melodien - wenn auch teilweise subtil - verlässlich fein sein, reinhören kann man jetzt schon mal ins komplette Album:

[Stream] Destroyer - Trouble In Dreams

Konzert: Los Campesinos!



So langsam machen mir Los Campesinos! Angst. Nicht nur hauen die seit über einem Jahr einen Spitzensong nach dem anderen raus, nicht nur haben sie genau die richtigen Helden (am Mittwoch Tshirts von Sleater-Kinney und Black Flag) und Feinde (Seitenhiebe gegen den sexistischen NME in ...And We Exhale And Roll Our Eyes In Unison), nun stellten sie sich auch noch live als so sympathisch wie begeisternd heraus. Im Luxor (das nach all der Umbauerei wirklich nur der Prime Club mit neuer Tapete, neuer Klofrau und schlechterem Bier ist) spielten sie ein gut einstündiges Set vor einem anfangs typisch leblosen Kölner Publikum das aber spätestens mit You! Me Dancing! (live der absolute Waaaahnsinn) in Bewegung gebracht wurde. Das Publikum bestand besonders vorne überwiegend aus jüngeren Fans, es waren aber ansonsten noch viel mehr Kerle jenseits der 25 als ich ohnehin schon vermutet hatte anwesend. Das zeigte sich auch als Frontwards angekündigt wurde und die wissenden "Whoo"-Rufe auf die Erwähnung von Pavement ausschließlich von hinten folgten.

Ansonsten aber gar es ausschließlich Originale, das komplette Material von EP und Album wurde gespielt, sogar den Hidden Track gab's als Zugabe. Der für manche anstrengend dichte Sound der Studioaufnahmen war live weitaus sauberer, auch was die Darbietung angeht haben's Los Campesino! einfach drauf. Den mehrstimmigen Gesang (auch die ekstatischen Zwischenrufe in die alle irgendwann mal einfallen), die wilde Turnerei des Sängers über die Bühne bei der er sich immer mal wieder an Instrumenten seiner Mitspieler bediente und ein Ausflug in die Menge, witzige und abartig charmantes Gerede zwischen den Songs (u.a. Anekdoten über eine Irrwanderung die alles andere als zum Kölner Dom führte, einen Auftritt im flämischen Belgien bei dem die Anrede des Publikums auf Französisch gar nicht so gut ankam und eine kindische Sequenz gegen Ende bei der sich alle ähnlich eines Abzählreims auf Deutsch mit Namen vorstellten) und ein von Anfang bis Ende belebtes Spiel. Jauchzend, tanzend und fröhlichmachend dass man selber mitsingen oder bei The International Tweexcore Underground einfach nur mitschreien möchte.

Apropos, sogar die Songtexte wurden teilweise der Lokalität entsprechend geändert, Broken Heartbeats Sound Like Breakbeats begann mit "Eins! Zwei! Drei! Vier!" und ich könnte schwören dass in The International Tweexcore Underground mal die Rede von Lukas Podolski war. Passenderweise lief auch im Vorderteil des Clubs ein Fußballspiel was zumindest manche der Campesinos ins Schwärmen ob dieser Lokalität versetzte. Mal sehen ob sie beim nächsten Besuch wieder in einem Club dieser Größe spielen werden, dass sie wiederkommen werden ist aber ganz klar. Ein Jahr "hope, yearning, publicity & excitement " (kurz "Hype") ist an dieser Truppe nicht nur spurlos vorbeigezogen sondern hat sich auch noch auf ganzer Linie als völlig gerechtfertigt herausgestellt. No death to Los Campesinos!

Chauchat


Chauchat. Ich weiß nicht wann mich Musik das letzte Mal so erwischt hat. Sonntag saß ich von Mittag bis Nacht da und hörte alles was ich von Tyler Whitneys Musik finden konnte, und das war so einiges. Mit einer Stimme die wechselweise an Okkervil River, Bright Eyes, My Morning Jacket und Neutral Milk Hotel zu erinnern schafft wäre er eigentlich wie gemacht für den nächsten US-Folksänger, aber in Chauchats abwechslungsreich arrangierte Musik halten auch schon mal schräge oder gar shoegazige E-Gitarren Einzug, im nächsten Song dann tauchen auf einmal klassische Instrumente oder antiquierte Synths auf.

Am meisten aber fällt auf wie die Musik aufgenommen ist, wie bedächtig alles aufeinander abgestimmt wurde und trotz des Lo-Fi-Sounds ausgemacht werden kann. So entsteht beim Hören ein außergewöhnliches räumliches Gefühl und ich kann nur glauben dass der Entstehungsprozess dem von Grizzly Bears Yellow House stark ähnelt, die Umgebung wird Teil des Gesamtklangs. Chauchats bisherige Veröffentlichungen scheinen alle vergriffen zu sein, das Album Cardboard Projectors sowie die Zusammenstellungen Chauchat und The Homeless Shelter kann man aber komplett als Mp3s herunterladen. Zudem soll in Kürze das Album Upon Thousands auf Yerbird Records rauskommen, die folgenden Songs sind aber eine soweit es ging repräsentative Auswahl aus obigen Alben.

[MP3] Chauchat - Murdering Chair
[MP3] Chauchat - Arrive With Her
[MP3] Chauchat - Eyelash
[MP3] Chauchat - A Chance Is Missed

Chauchats Myspace

Stream: Stephen Malkmus & The Jicks - Real Emotional Trash

Sind es jetzt schon bald 10 Jahre seit Pavement sich aufgelöst haben? Muss wohl so sein, immerhin ist Real Emotional Trash schon das vierte Album das Stephen "Gott" Malkmus mit den Jicks seitdem rausbringt. Neu mit dabei ist Janet Weiss an den Drums und im Gegensatz zu mancher Band bei der solch eine Personaländerung höchstens die Pressetexte etwas bunter macht kann man das auch hören. Hören kann man auch das komplette Album jetzt schon mal, erscheinen wird's dann nächste Woche.

[Stream] Stephen Malkmus & The Jicks - Real Emotional Trash

Video: Les Savy Fav - We'll Make A Lover Of You / The Sweat Descends


Wo wir gerade bei außergwöhnlichen Livebands sind: Vermutlich für alle die sie erst letztes Jahr durch Let's Stay Friends kennengelernt haben bringen Les Savy Fav ihre nicht minder große Singlesammlung Inches neu heraus. Mit dabei u.a. We'll Make A Lover Of You zu dem es auch ein offizielles Puppenvideo gibt und The Sweat Descends, zu letzterem sei hier ein Livemitschnitt ans Herz gelegt der klar macht warum Tim Harrington so ziemlich das beste ist was man seit Jahren an vandalismusfreudigen Rockbierbäuchen finden kann.

[Video] Les Savy Fav - We'll Make A Lover Of You
[Video] Les Savy Fav - The Sweat Descends (live)

Konzert: British Sea Power


Um ehrlich zu sein kann ich nicht allzu viel über das ganze phänomenale Konzert von British Sea Power schreiben, an die ersten 60+ Minuten kann ich mich nämlich kaum noch erinnern. Ich weiß noch dass die Songs von Do You Like Rock Music live alle besser rüber kamen als auf Platte - kurioserweise mit Ausnahme von Atom, dem flottesten und rockigsten Stück. Ich weiß noch wie das Konzert im ordentlich gefüllten Gebäude 9 mit den ersten beiden Songs des Albums begann, gefolgt von gleich mehreren weniger bekannten B-Seiten. Neben dem Kernquartett standen eine Violinistin und ein Trompeter auf der Bühne. Oh, und zu dem großartigen Instrumental The Great Skua wurde eine Videoprojektion aufgefahren mit Möwen die übers Meer dahingleiten, definitiv ein Highlight des Abends.

Aber all das wurde mühelos von dem Wahnsinn überschattet der sich ereignete nachdem die Band unter ausdauerndem Applaus wieder auf die Bühne zurückgefordert wurde. Bis hierhin war der Auftritt nicht groß ungewöhnlich, nichts wie die Legenden die ich über BSP-Konzerte gehört hatte. Flaggen imaginärer Herkunft gaben der Bühne ein internationales Flair, außerdem stand eine Sirene allzeit einsatzbereit die auch für das Finale von No Lucifer bereits genutzt worden war. Oh, und Hamilton - einer der beiden singenden Brüder die auch öfters ihre Positionen an Bass und Gitarre tauschten - trug ein leicht zerfetztes Nachthemd. Das war enttäuschenderweise das ganze Ausmaß an Ungewöhnlichkeit. Aber dann.

Ich erinnere mich noch an folgende Dinge die sich während des mindestens zehnminütigen Rock In A ereigneten:
Der Gitarrist (der die Bühne mit 3D-Brille betrat und verließ) kletterte auf den meterhohen Lautsprecherturm hinter ihm, machte dort oben Flugbewegungen mit den Armen und sprang irgendwie wieder auf die gefüllte Bühne herunter ohne sich was zu verdrehen. Dann nahm er einen sichtlich schweren Lautsprecher, drehte ihn zum Publikum und begann ihn umherzutragen. Später schnappte er sich ein Mikro, begann ekstatisch hineinzujohlen und schleppte das Mikro ins Publikum auf der Suche nach Mitjohlern. Als nächstes schnappte er sich den Trompeter und ließ sich von ihm trompetend durch die Gegend tragen bis beide dann irgendwann in die Sänger rannten/fielen. Yan hatte derweil versucht ein Mikro herunterzuschlucken und schaute dabei mit weit aufgerissenen Augen höchst manisch durch die Gegend, sein Bruder hingegen suchte Menschennähe und ließ sich vom Publikum umarmen. Gegen Ende flogen dann auf einmal rechts und links Äpfel, Orangen und ein kompletter Strunk Bananen durch die Gegend als irgendwer den Inhalt einer Obstschüssel ins Publikum feuerte.

Und irgendwann dann waren sie weg, ein absolut denkwürdiges Konzert zu Ende und British Sea Power hatten gezeigt warum sie einfach unvergleichlich sind. Nur das Publikum, das versuchte gar nicht erst noch eine Zugabe zu erklatschen, aus Angst davor dass nun noch Wilderes passieren könnte.