Von Uli am 5. April 2006, 21:15
Man nehme eine Prise Belle & Sebastian, ein Quentchen Arcade Fire, einen Spritzer Delgados, gebe ein halbes Gramm Himbeersaft dazu und schmiere diese Mischung auf ein brennendes Schwein.
Oh ich sehe schon, das mit dem "wie klingt diese Band"-Beschreiben wird wohl nix. Gut, dann so:
My Latest Novel sind jung, schottisch und auf dem Weg nach oben. Man kann die eingangs erwähnten Bands als Eckpfeiler für ihren Sound nehmen, aber wie sie letztendlich klingen ist dann doch von Lied zu Lied irgendwie immer wieder anders als gedacht. My Latest Novel klingen nach Wehmut, Übermut und selten gut. Und behalten gleichzeitig dieses etwas finstere Feeling von gutem Schottenpop bei. Nur schade dass sie etwas geizig sind was Hörmaterial in einheitlicher Form angeht.
Wer jetzt einen Schottenwitz erwartet, den muss ich enttäuschen. Denkt ihn euch einfach selber.
[MP3]
My Latest Novel -
The Hope Edition
[Windows Audio]
My Latest Novel -
Sister Sneaker, Sister Soul
[Windows Videostream]
My Latest Novel -
The Reputation of Ross Francis
My Latest Novels Myspace
Von Uli am 5. April 2006, 21:01
Das neue Album der Indierock-Legenden
Built To Spill heißt
You In Reverse und erscheint nächste Woche. Anhören kann man sich das gute Stück jetzt schon
auf VH1.
Ich hoffe ich werde mit meiner Meinungsbildung für das ganze Album nicht so lange brauchen wie für das 8-minütige
Goin' Against Your Mind. Das krautrockige Eröffnungsstück wurde schon vor ein paar Wochen online gestellt, und obwohl ich zuerst skeptisch war liebe ich es mittlerweile.
Der Rest des Albums geht aber mehr in Richtung 'klassischer' Built To Spill-Stücke. Dabei ist besonders die Resistenz der Band gegenüber modernen Musiktrends bemerkenswert, das Album könnte genau so gut von 1996 stammen. Hallende Gitarrenklänge, trockene, kernige Drums, viel Geschrammel und, ja, Gitarrensoli.
Conventional Wisdom in der Mitte des Albums ist bisher mein Favorit, die unbesungene Gitarrenmelodie im Refrain klingt wie von Superchunk zu besten Zeiten. In der Mitte driftet das Stück mit Gitarren-Wechselspiel etwas in RIchtung Pavement ab, um uns dann im letzten Drittel mit einem hyperspacigen Solo endgültig klarzumachen: Built To Spill sind zurück. Hurra!
Von Uli am 5. April 2006, 20:00
Act-I-Vate ist ein Blog, auf dem bekannte amerikanische Independent Comic-Künstler exklusiv und kostenlos neues Material in kurzen Teilen serialisieren. Heute sind vier neue Künstler der Act-I-Vate-Crew beigetreten, einer von ihnen ist
Chip Zdarsky. Sein erster Beitrag ist
Jake Mansworth: The Kissing Detective (Who Also Drinks), definitiv das Lustigste was ich den ganzen Monat gelesen habe.
Von Uli am 5. April 2006, 19:17
Der Hauptgrund warum ich es hasse Konzertkarten im Vorverkauf zu erwerben war bisher dass ich dafür immer nach Köln oder Bonn fahren musste. Jetzt gibt's auch in meiner kleinen Stadt einen Vorverkauf, leppsche 3 Minuten zu Fuß entfernt. Aber den Kartenverkäufer(inne)n meine Wünsche näherzubringen ist der pure Horror. Der einzige englische Namen den man da kannte war Shania Twain (gesprochen: "Schanaia Tevein").
"Guten Tag, ich hätte gerne zwei Karten für Henry Rollins" - "Henni Wohlens? Moment, da gucke ich mal " - "Nein, Henrrryy Rrrrollins" - "Moment, da guck ich mal"
Und so weiter...
Ich wage mir gar nicht auszumalen was passiert wenn ich dort Karten für Bands mit schwereren Namen kaufe, z.B.
Eläkeläiset,
Xiu Xiu,
Paavoharju oder gar
!!! und
:(
Max auf Spreeblick
hat ähnliche Probleme.
Von Uli am 5. April 2006, 18:26
Gefunden auf dem großartigen
Mighty Optical Illusions Blog.
Von Uli am 5. April 2006, 15:40
Ich stehe mit einem Kommilitonen auf einem Bahnsteig der Bonner U-Bahn im Hauptbahnhof. Noch 5 Minuten bis der Zug kommt. Ich krame ein Fisherman's Friend aus seiner knülligen Verpackung.
Da sehe ich aus dem rechten Augenwinkel eine schlurfende Bewegung. Ah, ein Bettler. Geistig gehe ich schon mal den Inhalt meiner Brieftasche durch, mache mich bereit einen Euro herauszuholen, auch wenn ich mir danach wieder von einer nahe stehenden Oma Vorwürfe anhören muss ich würde diesem Mann nur seinen Alkoholkomsum finanzieren.
Er stellt sich vor uns. Sieht aber nur meinen Kommilitonen an. Schon etwas älter ist er, vollbärtig, die grüne Jacke möglicherweise noch älter als meine. Riechen tut er nicht, das wird eine angenehme Transaktion.
"Entschuldigen sie vielmals, darf ich sie mal ganz höflich fragen: Haben sie vielleicht was Warmes für mich?"
Ich bin verdutzt, so eine Anfrage habe ich noch nicht gehört. Wir haben nichts zu Essen dabei, geschweige denn etwas Warmes. Will er vielleicht eine Jacke haben?
Kalt ist es nicht gerade, heute war teilweise schon T-Shirt-Wetter.
"Ich habe gerade eine Lungenentzündung hinter mir, mir geht es echt nicht gut. Und wenn es einem nicht so gut geht, dann ist das echt nicht schön und.." Ich drifte geistig ab. Was meint er mit "Was Warmes"?
Ich überlege kurz, ob ich ihm ein Fisherman's Friend anbieten soll. Aber er wollte ja was Warmes, nachher denkt er noch ich wollte ihn verarschen. Was heißt das nur, "Was Warmes"? Vielleicht Geld für eine warme Mahlzeit, klar, aber er hat so direkt gefragt als meinte er etwas Bestimmtes.
Ich entschließe mich doch, ihm Geld zu geben. Mittlerweile habe ich allerdings meine geistige Kalkulation beendet und bin zu dem Ergebnis gekommen dass ich heute morgen meinen letzten Euro für Kaffee ausgegeben habe, in meiner Brieftasche befinden sich lediglich noch Kupferstücke im Wert von schätzungsweise 22 Cent. Wenn ich ihm die gebe denkt er erst recht ich will ihn verarschen. Und er will ja was Warmes.
Was ist das nur? Benutzen Bettler etwa mittlerweile Codeworte? Ich kann kein bettlerisch! Soll ich ihn fragen? Ich frage ihn!
"Tut mir leid, wir haben nix Warmes dabei. Geld habe ich auch keins, falls sie meinten dass.." Sein Gesichtsausdruck verzieht sich mit einem Mal ins Wütende, Vorwurfsvolle. Er macht einen Schritt auf mich zu, steht direkt vor mir. Dann noch einen Schritt, der führt ihn an mir vorbei. Während er an mir vorbeischluft hält er mein Gesicht mit seinem Blick fixiert. Ich blicke zurück, etwas verdutzt wohl. Er murmelt mir einen unverständlichen Fluch zu.
Ich sehe ihm nach wie er zur beladenen Sitzbank schlurft. Er murmelt dabei etwas über unverschämte Leute die dieses Land ruinieren würden. Vorne sitzt eine alte Dame, der man direkt ansieht dass sie resolut ihre Arme über ihrer Handtasche verschränkt halten wird, komme was wolle. Ich drehe meinen Kopf nicht weiter, dieser letzte Blick war mir doch etwas unangenehm.
"Entschuldigen sie vielmals, darf ich sie mal ganz höflich fragen: Haben sie vielleicht was Kleingeld für mich?"
Also doch! Ich muss lächeln, schaffe es aber das Lächeln auf die ihm abgewandte Seite meines Mundes zu beschränken. Neben der alten Dame klimpert ein Portemonnaie, ein ausländisch aussehender Mitbürger scheint sich erbarmt zu haben.
"Haben sie vielen Dank, danke vielmals. Sehen sie mal, sie haben mir geholfen, und dabei wollen Leute wie DIE," er blickt zu uns herüber, "sie aus diesem Land raustreiben, rausschmeißen. Es ist eine Frechheit heutzutage. Aber da sehen sie mal, all diese Deutschen, aber sie haben mir geholfen. Und dann wollen die sie hier rausschmeißen. Fremdenfeindliche. Sowas wie die.."
Ich schaue ziemlich verdutzt aus der Wäsche, weiß nicht ob ich amüsiert, verwirrt oder beschämt gucken soll. Ich schaffe es einen Gesichtsausdruck anzunehmen der alles kombiniert. Auf dem Bahnsteig machen sich verstörte Gesichtsausdrücke breit. Als er fertig mit seiner Rede ist traut sich keiner mehr ihm Geld zu geben, geschweige denn mit ihm zu reden.
Er steigt in die nächste Bahn und fährt von dannen, auf in die Sonne. Unser Zug ist erst der nächste.