56 Aus 2010 (Teil 4)
Von Uli am 29. Dezember 2010, 09:45
(Teil 1) (Teil 2) (Teil 3) (Teil 5) (Teil 6) (Teil 7)
Platz 32
The School - Loveless Unbeliever
Best Coast mögen die bessere PR-Agentur und das angesagtere Label gehabt haben, aber was Indie-Pop voller süßer Herzschmerz-Eingängigkeit anging waren dieses Jahr die Waliser um Liz Hunt nicht zu übertreffen. Allein schon Singles wie Let It Slip und All I Wanna Do, andere Bands kriegen vielleicht nur eine davon in ihrer ganzen Karriere hin. Klar dass die damit im voraus geschürten Erwartungen kaum erfüllbar waren, aber bereits die fein ausbalancierten, facettenreichen Orchestral-Arrangements helfen darüber hinweg dass "nur" die Hälfte der Songs moderne Twee-Klassiker sind. [mehr]
[Video] The School - Let It Slip
[Stream] The School - Loveless Unbeliever
Platz 31
Pausal - Lapses
Darf ich präsentieren, meine diesjährige Ambientdrone-Alibiplatte bei der mir nicht viel mehr einfällt als "Hmmm, schöööööön". Ein in schwelgerischen Streckungen badendes An- und Abschwellen von Pianofiguren und wohligen Vibrationen, die nicht nur durch Videos historisch anmutender Strandaufnahmen begleitet werden sondern überhaupt einem nautischen Thema folgen. Immer wieder flechtet das mich spontan an - ausgerechnet - Mountains erinnernde Duo Aufnahmen von Brandungen und Meeresvögeln in seine Klangwelt in der ich mich Mal um Mal nur zu gerne verloren habe.
[Video] Pausal - Velmead In Common (Part One)
[Stream] Pausal - Lapses
Platz 30
Street Chant - Means
An neuen Rockbands im breiten Spektralbereich zwischen Indie-Pop und Punk mangelt es den Vereinigten Staaten nun wirklich nicht, trotzdem brachte dieses Jahr keine davon einen vergnüglichen Hochtouren-Singalong wie Scream Walk zustande. Denn der eingängige Schrammelpop der NeuseeländerInnen Street Chant punktet nicht nur durch genug charakterbildende Kanten um nicht der neuen Trivialität anheim zu fallen, sondern auch eine gehörige Portion abgefucktes Charisma in Gesangsharmonien, die weiß Gott keinem Brian Wilson in den Kram gepasst hätten.
[Video] Street Chant - Scream Walk
Platz 29
Tokyo Jihen - Sports
Die letztjährige Solo-Rückkehr scheint erstmal die Ausnahme zu bleiben, ihre nächste Single wird Shiina Ringo in Bälde erneut mit Tokyo Jihen rausbringen. Was mir aber mittlerweile schon relativ egal ist, denn auch wenn die Songs gewiss die Vielfalt ihrer vier Komponisten reflektieren hab ich endlich den Einstieg in den Stil, oder vielleicht eher die Attitüde dieser Band geschafft, so dass nach einer Zeit auch dieses Album gewisse Suchtphasen hervorrief. Oder vielleicht bin ich auch einfach mittlerweile mit Shiina soweit, dass sie das Telefonbuch singen könnte und ich daran Gefallen finden würde.
[Video] Tokyo Jihen - Nōdōteki Sanpunkan
Platz 28
Ke$ha - Animal / Cannibal
Ich bin ganz froh dass meine erste Begegnung mit Ke$ha dieses Interview war, denn wie ihren dort präsentierten Sinn für absurden bis pubertär-cleveren Humor schien kein Rezensent sich genug Sekunden mit Animal beschäftigt zu haben, um seine (für mich sympathischen) Aspekte herauszuhören. Zum Beispiel dass es nicht nur ihr Debütalbum war, sondern auch quasi das von Dr. Luke, dessen gitarrenlastiger Sound den US-Electro-Pop der letzten Jahre geprägt hat wie nichts anderes und der in ihr, mit ihren Gender-Ummünzungen und dem modernisiertem Punkrezept des alte-Leute-Nervens via ätzender Valley-Girl-Aussprache und spielerischer Auto-Verfremdung, die ideale Kollaborateurin gefunden hatte.
Keinen ebenso idealen Laufsoundtrack wie das Album, aber ebenso viel Spaß machte im Anschluss Cannibal und bot größtenteils eine Verfestigung ihres Partylebens-wie-es-sich-14jährige-vorstellen, aber auch Brüche damit wie den wohl für längere Zeit erstmal zartesten Ke$ha-Song - allerdings nur, bis klar wird dass sich die Anfangsbuchstaben von C U Next Tuesday zu einem neuen Wort zusammenfügen lassen.
[Video] Ke$ha - Your Love Is My Drug
[Stream] Ke$ha - Animal / Cannibal
Platz 27
65daysofstatic - We Were Exploding Anyway
Als letztens französisches Electrogeboller kurz en vogue war wurde öfters mal von Promotexten abgeschrieben, Justice et al würden "neue Rockmusik" machen. Dass dies formal Quatsch und die Musik ihr recht eigenes Ding war, dürften alle gemerkt haben beim Versuch, mal Rock ohne Dance-Elemente damit in einen Mix zu packen, der steif-beatfixierten Tanzmusik fehlte es am nötigen Fluss um dort mitzuhalten. Ähnlich verhält es sich mit 65daysofstatics Dance-Entwürfen wie Tiger Girl - man kann dazu schon tanzen, aber mehr lädt es immer noch zum vigorosen Genickeinsatz ein. [mehr]
[MP3] 65daysofstatic - Tiger Girl
[Stream] 65daysofstatic - We Were Exploding Anyway
Platz 26
Janelle Monáe - The ArchAndroid
Da es sich ja sonst niemand zu sagen traut: Ich mag modernen R'n'B nicht sonderlich. Zumindest nicht die Alben, die er hervorbringt. Jetzt The ArchAndroid im Gegensatz dazu als "guten", "richtigen" R'n'B oder eine Art von Neuentwurf zu positionieren, finde ich immer etwas eklig elitistisch, vor allem da es immer von Leuten zu kommen scheint die gar keine rechte Ahnung von der Reichhaltigkeit des Genres zu haben scheinen. Vor allem aber, und das ist auch so mein einziges Problem mit dieser wirklich tollen, wahnsinnig ambitionierten und nicht nur stilistisch enorm weitreichenden Platte, fehlt Monáes überkalkulierter Stimme noch der direkte emotionale Draht nach außen. Diese Steifheit ist es nämlich, die sie wirklich von dem absetzt was sonst unter R'n'B rangiert, und während es völlig OK ist dies zu bevorzugen wünsche ich mir gewiss nicht, das jemand wie The-Dream sich daran je ein Beispiel nimmt.
[MP3] Janelle Monáe - Tightrope
[Stream] Janelle Monáe - The ArchAndroid
Platz 25
Von Spar - Foreigner
Bei keinem Album stand schon vorab fest, dass ich es großartig finden würde wie bei diesem. Im August letzten Jahres begeisterten Von Spar mit ersten Foreigner-Stücken, die zwar die gleichen Kraut-Kosmik-Disco-Balearic-Grundzutaten enthielten wie alles Gute was in Skandinavien die letzten Jahre gekocht wurde, aber doch aus einer entschieden eigenen Perspektive kam. [mehr]
[MP3] Von Spar - trOOps

The School - Loveless Unbeliever
Best Coast mögen die bessere PR-Agentur und das angesagtere Label gehabt haben, aber was Indie-Pop voller süßer Herzschmerz-Eingängigkeit anging waren dieses Jahr die Waliser um Liz Hunt nicht zu übertreffen. Allein schon Singles wie Let It Slip und All I Wanna Do, andere Bands kriegen vielleicht nur eine davon in ihrer ganzen Karriere hin. Klar dass die damit im voraus geschürten Erwartungen kaum erfüllbar waren, aber bereits die fein ausbalancierten, facettenreichen Orchestral-Arrangements helfen darüber hinweg dass "nur" die Hälfte der Songs moderne Twee-Klassiker sind. [mehr]
[Video] The School - Let It Slip
[Stream] The School - Loveless Unbeliever

Pausal - Lapses
Darf ich präsentieren, meine diesjährige Ambientdrone-Alibiplatte bei der mir nicht viel mehr einfällt als "Hmmm, schöööööön". Ein in schwelgerischen Streckungen badendes An- und Abschwellen von Pianofiguren und wohligen Vibrationen, die nicht nur durch Videos historisch anmutender Strandaufnahmen begleitet werden sondern überhaupt einem nautischen Thema folgen. Immer wieder flechtet das mich spontan an - ausgerechnet - Mountains erinnernde Duo Aufnahmen von Brandungen und Meeresvögeln in seine Klangwelt in der ich mich Mal um Mal nur zu gerne verloren habe.
[Video] Pausal - Velmead In Common (Part One)
[Stream] Pausal - Lapses

Street Chant - Means
An neuen Rockbands im breiten Spektralbereich zwischen Indie-Pop und Punk mangelt es den Vereinigten Staaten nun wirklich nicht, trotzdem brachte dieses Jahr keine davon einen vergnüglichen Hochtouren-Singalong wie Scream Walk zustande. Denn der eingängige Schrammelpop der NeuseeländerInnen Street Chant punktet nicht nur durch genug charakterbildende Kanten um nicht der neuen Trivialität anheim zu fallen, sondern auch eine gehörige Portion abgefucktes Charisma in Gesangsharmonien, die weiß Gott keinem Brian Wilson in den Kram gepasst hätten.
[Video] Street Chant - Scream Walk

Tokyo Jihen - Sports
Die letztjährige Solo-Rückkehr scheint erstmal die Ausnahme zu bleiben, ihre nächste Single wird Shiina Ringo in Bälde erneut mit Tokyo Jihen rausbringen. Was mir aber mittlerweile schon relativ egal ist, denn auch wenn die Songs gewiss die Vielfalt ihrer vier Komponisten reflektieren hab ich endlich den Einstieg in den Stil, oder vielleicht eher die Attitüde dieser Band geschafft, so dass nach einer Zeit auch dieses Album gewisse Suchtphasen hervorrief. Oder vielleicht bin ich auch einfach mittlerweile mit Shiina soweit, dass sie das Telefonbuch singen könnte und ich daran Gefallen finden würde.
[Video] Tokyo Jihen - Nōdōteki Sanpunkan

Ke$ha - Animal / Cannibal
Ich bin ganz froh dass meine erste Begegnung mit Ke$ha dieses Interview war, denn wie ihren dort präsentierten Sinn für absurden bis pubertär-cleveren Humor schien kein Rezensent sich genug Sekunden mit Animal beschäftigt zu haben, um seine (für mich sympathischen) Aspekte herauszuhören. Zum Beispiel dass es nicht nur ihr Debütalbum war, sondern auch quasi das von Dr. Luke, dessen gitarrenlastiger Sound den US-Electro-Pop der letzten Jahre geprägt hat wie nichts anderes und der in ihr, mit ihren Gender-Ummünzungen und dem modernisiertem Punkrezept des alte-Leute-Nervens via ätzender Valley-Girl-Aussprache und spielerischer Auto-Verfremdung, die ideale Kollaborateurin gefunden hatte.
Keinen ebenso idealen Laufsoundtrack wie das Album, aber ebenso viel Spaß machte im Anschluss Cannibal und bot größtenteils eine Verfestigung ihres Partylebens-wie-es-sich-14jährige-vorstellen, aber auch Brüche damit wie den wohl für längere Zeit erstmal zartesten Ke$ha-Song - allerdings nur, bis klar wird dass sich die Anfangsbuchstaben von C U Next Tuesday zu einem neuen Wort zusammenfügen lassen.
[Video] Ke$ha - Your Love Is My Drug
[Stream] Ke$ha - Animal / Cannibal

65daysofstatic - We Were Exploding Anyway
Als letztens französisches Electrogeboller kurz en vogue war wurde öfters mal von Promotexten abgeschrieben, Justice et al würden "neue Rockmusik" machen. Dass dies formal Quatsch und die Musik ihr recht eigenes Ding war, dürften alle gemerkt haben beim Versuch, mal Rock ohne Dance-Elemente damit in einen Mix zu packen, der steif-beatfixierten Tanzmusik fehlte es am nötigen Fluss um dort mitzuhalten. Ähnlich verhält es sich mit 65daysofstatics Dance-Entwürfen wie Tiger Girl - man kann dazu schon tanzen, aber mehr lädt es immer noch zum vigorosen Genickeinsatz ein. [mehr]
[MP3] 65daysofstatic - Tiger Girl
[Stream] 65daysofstatic - We Were Exploding Anyway

Janelle Monáe - The ArchAndroid
Da es sich ja sonst niemand zu sagen traut: Ich mag modernen R'n'B nicht sonderlich. Zumindest nicht die Alben, die er hervorbringt. Jetzt The ArchAndroid im Gegensatz dazu als "guten", "richtigen" R'n'B oder eine Art von Neuentwurf zu positionieren, finde ich immer etwas eklig elitistisch, vor allem da es immer von Leuten zu kommen scheint die gar keine rechte Ahnung von der Reichhaltigkeit des Genres zu haben scheinen. Vor allem aber, und das ist auch so mein einziges Problem mit dieser wirklich tollen, wahnsinnig ambitionierten und nicht nur stilistisch enorm weitreichenden Platte, fehlt Monáes überkalkulierter Stimme noch der direkte emotionale Draht nach außen. Diese Steifheit ist es nämlich, die sie wirklich von dem absetzt was sonst unter R'n'B rangiert, und während es völlig OK ist dies zu bevorzugen wünsche ich mir gewiss nicht, das jemand wie The-Dream sich daran je ein Beispiel nimmt.
[MP3] Janelle Monáe - Tightrope
[Stream] Janelle Monáe - The ArchAndroid

Von Spar - Foreigner
Bei keinem Album stand schon vorab fest, dass ich es großartig finden würde wie bei diesem. Im August letzten Jahres begeisterten Von Spar mit ersten Foreigner-Stücken, die zwar die gleichen Kraut-Kosmik-Disco-Balearic-Grundzutaten enthielten wie alles Gute was in Skandinavien die letzten Jahre gekocht wurde, aber doch aus einer entschieden eigenen Perspektive kam. [mehr]
[MP3] Von Spar - trOOps