Konzert: Titus Andronicus
Von Uli am 10. März 2009, 18:20
Ein bisschen ging ich ja mit gezügelten Erwartungen ins Köln-Konzert von Titus Andronicus. Zum Einen war ich mir nicht sicher ob das Quintett ohne Probleme auf die Bühne im Tsunami passen würde, vor allem aber hatte ich schon mehrere Livevideos gesehen bei denen sie etwas lustlos herumklampften und die epischen Songs ihres herrlichen Debüts The Airing Of Grievances nicht immer richtig zusammen kamen. Beides zum Glück unnötige Sorgen, denn auch wenn zweimal ein Gitarrenkopf gefährlich nah an einem Auge vorbeischwang schienen sie auch mit bis zu vier Saiteninstrumenten gleichzeitig im Einsatz platzmäßig gut hinzukommen. Und die Musik selbst, die war sogar im Gegenteil zugänglicher als erwartet.
Zwar war der Gesang von Patrick Stickles auf alles andere aus als sich streng an die vorgegebene Melodie zu halten, ähnlich wie Craig Finn ist er mehr ein energischer Entlangredner. Die vier Mannen um ihn herum gaben aber dafür alles daran die ungemein catchigen Instrumentalmelodien mit voller Wucht rüberzubringen. Die ähneln mal irisch-amerikanischem Kneipenpunk wie dem der Dropkick Murphys, mal werfen sie wie in Every Time I See The Light Country-/Americana-Traditionen an ihre weiten, mehrschichtigen Gitarrenwände und so kommt auch schon mal eine Mundharmonika zum Einsatz. So oder so ist es aber, eine weitere Gemeinsamkeit mit The Hold Steady, gefährlich gute Trinkmusik wie Stickles demonstrierte als er dem Refrain "Waking up drunk makes happy" im gleichnamigen Spider Bags-Cover eine orale Attacke auf den Inhalt seiner Bierflasche folgen ließ, nicht der einzige Song in dem der Erzähler seine emotionalen Wunden mit Alkohol zu lindern sucht.
Auch mit einem feurigen Cover von The Modern Lovers' Roadrunner zeigten Titus Andronicus ihre Einflüsse, die Highlights waren aber alte und neue Eigenkompositionen wie das hoffnungslos-festiv(us)ische Titus Andronicus, Titus Andronicus Forever mit seiner Mischung aus Verspieltheit wenn Saiten und Drums zum Solo gebeten werden und der leichten Panik wenn alle zusammen "The enemy is everywhere, but nobody seems to be worried or care" intonieren und der epische Zweiteiler No Future.
Am Ende wirkte besonders Stickles schon völlig geschafft, da war es ein umso schönerer Abschluss dass er zur Zugabe erst recht aufdrehte und sich vor der Bühne so wild im Kreis wand dass es ein Wunder war dass ihn sein Mikrokabel weder erwürgte noch stolpern ließ. Zurück ließen Titus Andronicus eine verwüstete Bühne und mindestens einen Besucher dessen rwartungen weit übertroffen wurden.
Titus
Habe ich nicht