Eine Mix-CD ist kein CD-Sampler
Von Uli am 20. November 2008, 15:15
Via Nico kam ich auf den Eintrag ein CD-Sampler ist kein Mixtape in dem mal wieder die Idee aufgewärmt wird dass Mix-CDs doch völlig seelenlos und im Gegensatz zu Mixtapes in Sekundenschnelle mühelos zusammengestellt seien. Das ist natürlich eine völlig egozentrische und subjektive Darstellung.
Mein letztes Mixtape (vor vieeelen Jahren) war z.B. ein Urlaubssampler den ich für mich selber gemacht habe und eine Arbeitsinvestition von insgesamt ner Minute. Kassette rein, 5 CDs in die Kompaktanlage eingelegt, auf Aufnahme gedrückt und das Prozedere nach ca. 20 Minuten noch 2-3mal wiederholt, fertig war das Mixtape. Nur weil der Mix auf einem bestimmten Medium ist kann man doch keine Rückschlüsse auf die physische und emotionale Investition des Machers ziehen! Zumindest wenn ich eine Mix-CD mache dauert das seine Zeit und Kunst, das läuft nämlich in etwa so ab:
1. Motto, Konzept o.Ä.
Es beginnt meistens mit einer Grundidee wie "Ich frage mich was passiert wenn man einen Mix aus abwechselnd Metal- und Folksongs macht" oder "Erste Hälfte sonnige Songs, zweite Hälfte Nachtmusik" oder auch ein gemeinsames Thema oder nur gewisses Feeling das man bei völlig unterschiedlichen Stücken ausmacht und dieses mit anderen auszuloten versucht. Dann beginnt der Brainstorming-Teil, das Sammeln von 15-25 Kandidaten meist noch ohne Reihenfolge, und da ich keine zentral digitalisierte Sammlung habe bedeutet das die müssen eben erst mal alle von CDs kopiert werden. (Zeitaufwand: mindestens anderthalb Stunden)
*** Die goldenen Auswahlregeln ***
- Keine zwei Tracks vom gleichen Interpreten in einem Mix
- Ein Künstler darf allerdings zusätzlich einmal als Remixer vertreten sein
- Kein Track der schon mal in einem Mix war
2. Assemblierung
Dann wird erst mal gehört, kreuz und quer, komplett oder nur kurz, um das Gefühl für eine erste grobe Struktur zu bekommen. Dabei erkennt man schon welche Stücke einfach überhaupt nicht reinpassen, welche man ungefähr zusammen gruppieren müsste um sinnvoll von Stimmung X zu Stimmung Y zu kommen, was es für aufregende/subtile/lustige Parallelen zwischen Stücken gibt oder mit viel Glück auch schon mal tolle Übergänge von einem Track zum nächsten (mein Favorit dieses Jahr: School Of Seven Bells' Connjur zu Hold On To Me, Baby von Air France. Göttlich, insbesondere im Kontext des Mixes) die für den Rest des Prozesses zusammen bleiben, das passiert aber selten so schnell. Hierbei gibt's natürlich auch immer die Zeitbeschränkung von 74 oder 80 Minuten die man möglichst schon ungefähr hier einhalten sollte. (Aufwand: je nachdem wie gut die intuitive Vorauswahl war zwischen 30 und 120 Minuten)
3. Ausprobieren, ausprobieren, ausprobieren!
Jetzt geht's ans Eingemachte. Man kann am Anfang beginnen, am Ende oder einfach irgendwo, jedenfalls wird nun die erste komplette Trackliste erstellt bis erst einmal alle Sachen drin sind. Und hört man sich halt alles an, mehrmals von Anfang bis Ende, geht immer wieder zurück und guckt was am besten klappt. Neben der Gesamtnarrative die durch die Anordnung der Stücke entsteht ist hier auch der Blick fürs Detail wichtig: zwei Stücke können noch so gut zueinander passen, wenn das Ende vom einen nicht mit dem Anfang vom anderen harmoniert klappt es halt oft einfach nicht. Insbesondere bei stark unterschiedlichen Tracks ist zudem die Pause zwischen den Stücken wichtig, extra lange Pausen können genau so wirksam sein wie überraschen schnelle Übergänge, hier hab ich mittlerweile sogar angefangen die Stücke selbst am Ende oder Anfang zu editieren wenn zu lange Pausen sonst die Stimmung zerstören würden.
Dies ist wirklich der unvorhersehbarste Teil, unter zweimal komplett durchhören hab ich's noch nie geschafft, in der Regel dauert's aber insgesamt mindestens doppelt so lang. Am Härtesten war's letztes Jahr, da hab ich einen kompletten Nachmittag nur mit Sequenzieren und Editieren verbracht (Warnung an alle: das Konzept "die besten Rockalben '07 treffen Justice & Cos Elektrogeboller" ist eine ziemliche Schnappsidee!!). (Aufwand: mindestens anderthalb Stunden, Ende offen.)
So, und deswegen läuft in mir die rote Glut hoch wenn ich Sätze lese wie "Mix-CDs sind was für Faule". Der Empfänger kann sich bei mir genau so sicher sein dass hier jemand Herz, Schweiß und Zeit rein investiert hat wie bei einem Tape, egal ob man dabei nun rumspulen muss. Was zählt ist ja wohl immer noch das Resultat: Eine individuell zusammengestellte, wahrscheinlich einzigartige, zusammenhängende Sammlung von Musikstücken die sich irgend jemand gerne anhört. Nennen wir's mal einen Mix.
Mein letztes Mixtape (vor vieeelen Jahren) war z.B. ein Urlaubssampler den ich für mich selber gemacht habe und eine Arbeitsinvestition von insgesamt ner Minute. Kassette rein, 5 CDs in die Kompaktanlage eingelegt, auf Aufnahme gedrückt und das Prozedere nach ca. 20 Minuten noch 2-3mal wiederholt, fertig war das Mixtape. Nur weil der Mix auf einem bestimmten Medium ist kann man doch keine Rückschlüsse auf die physische und emotionale Investition des Machers ziehen! Zumindest wenn ich eine Mix-CD mache dauert das seine Zeit und Kunst, das läuft nämlich in etwa so ab:
1. Motto, Konzept o.Ä.
Es beginnt meistens mit einer Grundidee wie "Ich frage mich was passiert wenn man einen Mix aus abwechselnd Metal- und Folksongs macht" oder "Erste Hälfte sonnige Songs, zweite Hälfte Nachtmusik" oder auch ein gemeinsames Thema oder nur gewisses Feeling das man bei völlig unterschiedlichen Stücken ausmacht und dieses mit anderen auszuloten versucht. Dann beginnt der Brainstorming-Teil, das Sammeln von 15-25 Kandidaten meist noch ohne Reihenfolge, und da ich keine zentral digitalisierte Sammlung habe bedeutet das die müssen eben erst mal alle von CDs kopiert werden. (Zeitaufwand: mindestens anderthalb Stunden)
*** Die goldenen Auswahlregeln ***
- Keine zwei Tracks vom gleichen Interpreten in einem Mix
- Ein Künstler darf allerdings zusätzlich einmal als Remixer vertreten sein
- Kein Track der schon mal in einem Mix war
2. Assemblierung
Dann wird erst mal gehört, kreuz und quer, komplett oder nur kurz, um das Gefühl für eine erste grobe Struktur zu bekommen. Dabei erkennt man schon welche Stücke einfach überhaupt nicht reinpassen, welche man ungefähr zusammen gruppieren müsste um sinnvoll von Stimmung X zu Stimmung Y zu kommen, was es für aufregende/subtile/lustige Parallelen zwischen Stücken gibt oder mit viel Glück auch schon mal tolle Übergänge von einem Track zum nächsten (mein Favorit dieses Jahr: School Of Seven Bells' Connjur zu Hold On To Me, Baby von Air France. Göttlich, insbesondere im Kontext des Mixes) die für den Rest des Prozesses zusammen bleiben, das passiert aber selten so schnell. Hierbei gibt's natürlich auch immer die Zeitbeschränkung von 74 oder 80 Minuten die man möglichst schon ungefähr hier einhalten sollte. (Aufwand: je nachdem wie gut die intuitive Vorauswahl war zwischen 30 und 120 Minuten)
3. Ausprobieren, ausprobieren, ausprobieren!
Jetzt geht's ans Eingemachte. Man kann am Anfang beginnen, am Ende oder einfach irgendwo, jedenfalls wird nun die erste komplette Trackliste erstellt bis erst einmal alle Sachen drin sind. Und hört man sich halt alles an, mehrmals von Anfang bis Ende, geht immer wieder zurück und guckt was am besten klappt. Neben der Gesamtnarrative die durch die Anordnung der Stücke entsteht ist hier auch der Blick fürs Detail wichtig: zwei Stücke können noch so gut zueinander passen, wenn das Ende vom einen nicht mit dem Anfang vom anderen harmoniert klappt es halt oft einfach nicht. Insbesondere bei stark unterschiedlichen Tracks ist zudem die Pause zwischen den Stücken wichtig, extra lange Pausen können genau so wirksam sein wie überraschen schnelle Übergänge, hier hab ich mittlerweile sogar angefangen die Stücke selbst am Ende oder Anfang zu editieren wenn zu lange Pausen sonst die Stimmung zerstören würden.
Dies ist wirklich der unvorhersehbarste Teil, unter zweimal komplett durchhören hab ich's noch nie geschafft, in der Regel dauert's aber insgesamt mindestens doppelt so lang. Am Härtesten war's letztes Jahr, da hab ich einen kompletten Nachmittag nur mit Sequenzieren und Editieren verbracht (Warnung an alle: das Konzept "die besten Rockalben '07 treffen Justice & Cos Elektrogeboller" ist eine ziemliche Schnappsidee!!). (Aufwand: mindestens anderthalb Stunden, Ende offen.)
So, und deswegen läuft in mir die rote Glut hoch wenn ich Sätze lese wie "Mix-CDs sind was für Faule". Der Empfänger kann sich bei mir genau so sicher sein dass hier jemand Herz, Schweiß und Zeit rein investiert hat wie bei einem Tape, egal ob man dabei nun rumspulen muss. Was zählt ist ja wohl immer noch das Resultat: Eine individuell zusammengestellte, wahrscheinlich einzigartige, zusammenhängende Sammlung von Musikstücken die sich irgend jemand gerne anhört. Nennen wir's mal einen Mix.
Amen!!!