Konzert: Battles
Von Uli am 13. Mai 2007, 16:57

Sie kamen, sie sahen, sie siegten. Wer ein extrem gutes Vorstellungsvermögen hat braucht sich Battles nicht live anzusehen, denn sie sind genau so wie man es sich erhofft: Wie eine wohlgeölte Maschine, ein Zahnräderwerk, ein Roboterquartett oder was immer man sich für Metaphern in der Richtung noch ausdenken mag spielen sie so tight zusammen dass man kaum noch von ihnen als "Band" sprechen mag, "Einheit" trifft es besser.
Im Zentrum der Aufmerksamkeit steht (theoretisch, aber dazu später) dabei Drummer John Stanier, der schon bei Helmet verschrobene Rhythmen mit lakonischer Präzision zum Leben zu erwecken wusste. Oft startet er mit einem gewohnten Format, vielleicht einem 3/4-Takt, das aber an irgend einem Punkt umkippt und man plötzlich vor einem seltsamen Konstrukt steht das vielleicht ein 13/16-oder-was-weiß-ich-für-ein-Takt sein könnte. Darüber wird vielschichtig und metikulös arrangiert, selten so straight wie in Atlas das im Vergleich zu sich stetig verändernden Nummern wie Ddiamondd oder Tonto schon fast traditionellen Strukturen unterworfen ist.
Mit Aussagen wie "Battles kreieren einen modernen, einzigartigen Sound" muss man immer vorsichtig sein, möglicherweise gibt es ja in einer südwalisischen Ortschaft namens Neu-Buxtehude-Süd eine Gruppe von emigrierten Eskimos die an etwas ähnlichem arbeiten, aber in dem was sie machen, was immer es auch sein mag, sind Battles weltweit garantiert die besten. Der Meinung waren auch viele der Besucher die sich am Samstagabend im Studio 672 eingefunden hatten, Atlas, die einzige Nummer vom ersten Album Mirrored die den meisten dort bekannt gewesen sein dürfte, wurde euphorisch begrüßt wie Manna vom Himmel. Und das will was heißen, denn auch wenn das Studio einen ziemlich guten Jazzkeller abgeben mag möchte ich mal gerne wissen ob jemand ernsthaft dachte es sei eine gute Idee eine Band, deren größte visuelle Attraktion ihr Drummer ist, auf einer 10 cm hohen Bühne auftreten zu lassen so dass von ihnen jenseits der vierten Reihe außer ein paar Menschen- und Gitarrenköpfen kaum etwas zu sehen war. Ja, es war pickepackevoll in dem kleinen Keller, nach den Decemberists und !!! schon das dritte potentielle Konzert des Jahres das sein Potential wegen extremer Enge nicht richtig erfüllen konnte.
Großartig war's trotzdem, die vier auf der Bühne schienen von der Hitze bis auf einen ordentlichen perspirationsbedingten Flüssigkeitsverlust unbeeinträchtigt und ackerten sich ohne ein Wort zu verlieren durch ein imposantes Set. Köln scheint es ihnen auch angetan zu haben, nicht nur ist Leyendecker eben nach der Bushaltestelle an der Straße benannt in der Staniers Freundin wohnte, zudem war noch Tyondai Braxton (dessen verzerrter Gesang live weniger befremdlich wirkte als gedacht und der ebenso wie Ian Williams oft gleichzeitig Gitarre und Keyboard bediente) in ein FC-Trikot gekleidet und auch ein Banner des erfolgreichsten Kölner Fußballvereins zierte die Bühne. Was wohl das stärkste Indiz dafür war dass man es doch nicht mit Robotern zu tun hatte. Und einmal waren Battles an diesem Abend auch gar nicht pünktlich, Mirrored gab es nämlich schon eine Woche vor dessen offizieller Veröffentlichung zu kaufen.
[Video] Battles - Atlas (Imeem)
Battles Myspace
Update: Und so sieht die Menschmaschine in Aktion aus.
o/t: Hast Du es mitbekommen? My heart has a wish that they would not split up, aber Aereogramme werden sich im Sommer nach den letzten Festivalkonzerten auflösen. Die erste Bandtrennung seit Langem, die mich wirklich trifft...