Konzert: Patrick Wolf
Von Uli am 22. April 2007, 19:53
Ich bin nicht der einzige der draußen vorm Gebäude 9 steht als drinnen Bluebells angestimmt wird. Im Gegensatz zu manchen die der Musik von dort aus lauschen habe ich allerdings eine Karte für die ausverkaufte Veranstaltung, ich bin nur zum ersten Mal in meinem Leben ganz übel spät zu einem Konzert. Und dabei ist es mein erstes Mal bei Patrick Wolf, shit shit shit! Keine Zeit für Garderobe, anscheinend hat der Mann zu diesem Zeitpunkt schon fast ein halbes Dutzend Stücke gespielt, rein in den dampfend heißen Saal und einen Stehplatz gesucht.
Vielleicht sollte ich froh sein dass ich es überhaupt endlich mal zu einem seiner Konzerte geschafft habe, aber nachträglich bereue ich es auch noch weil ich gerne einen Vergleich mit einem früheren Auftritt gezogen hätte, denn so wie auf dieser Bühne hatte ich mir den Künstler Patrick Wolf vom Hören seiner Musik her sicher nicht vorgestellt. Der vermeintlich etwas schüchterne, ernste, romantisch-melancholische tanzt da vorne fesch auf, Bowie-mäßig beglittert und posierend, charmant und augenzwinkernd, und bringt den Saal zum Kochen. Zumindest die sich in jeder Pause mit Handys fotografierenden Teenies in meiner Ecke sind wohl vor allem mit dem neuen Material vertraut, womit sie Glück haben, denn nicht nur macht das den Hauptanteil des Konzerts aus sondern erfreulicherweise werden auch die poppigen Disconummern mit wenigen Veränderungen von Wolfs Begleitband mit Kontrabass, Geige, Schlagzeug und Bleeptop fantastisch gut umgesetzt, mir gefallen sie sogar am besten an diesem Abend.
Wenn es an Klassiker wie The Libertine oder Tristan geht begibt sich Wolf oft ans Klavier oder zückt auch mal die Ukulele, einmal um direkt in Accident & Emergency überzugehen und "I'm feeling braver than I've ever been" zu proklamieren. Furchtlos wirkt er wahrhaftig, und auch wenn er behauptet er habe die Pläne seines neuen Plattenlabels ihn zum Popstar zu machen torpediert, heute Abend ist er es (beim Gekreische als er verführerisch sein Hemd aufknüpft krieg ich nen halben Hörschaden, ich wär von fliegenden Teddybären oder BHs kaum überrascht), aber noch mehr. Vor dem großen Finale holt er Bishi, die ich im Vorprogramm verpasst habe, auf die Bühne um für Magpie mit ihr anstelle von Marianne Faithful zu duettieren und erzeugt damit Gänsehaut wo man auch hinsieht (in die gleiche Kategorie passte auch vorher das viel gehauchte The Stars).
Den Abend beschließt er dann mit einer stampfigen Version von Kelly Maries Feels Like I'm In Love, die am Ende immer schneller wird bis alles in einem Strudel aus Hitze, Herzklopfen und Euphorie unter der Discokugel freudentaumelt. Im Herbst, so sagt er, will er wieder kommen, und es ist in diesem Moment schwer zu sagen wer sich darüber am meisten freut.
Mehrere Videos, u.a. auch vom Finale, finden sich auf Youtube.
Hm..