Konzert: Deerhoof, The Blow, Death Sentence: Panda!



Große Überraschung als ich am Merchandise-Stand vorbei ging, dort gab es doch glatt auch Sachen von Death Sentence: Panda! zu kaufen. Über die wollte ich eh mal was schreiben, und gestern konnte ich sie dann auf einmal live sehen. Normalerweise würde eine solche Vorband konsternierten Blicken begegnen, aber da die Leute gekommen waren um Deerhoof zu sehen sind konnten sich direkt einige für das kurze Set des gitarren- und basslosen Trios erwärmen. Mit Schlagzeug, Klarinette, Querflöte, Saxophon und Xylophon, teilweise elektronisch verfremdet, wandeln sie zwischen Tribal- und Marschrhythmen, kurzen Noiseattacken und psychedelischen Passagen mit ostasiatisch anmutenden Harmonien, und dass ihre Sängerin im Melt Banana-Stil daherschreit macht sie nur noch sympathischer. Sehr tolle, ungewöhnliche Band, schade nur dass die einzigen Tonträger die sie mitgebracht hatten Tape und Vinyl waren, da fehlen mir die nötigen Abspielgeräte.

[MP3] Death Sentence: Panda! - Time To Bear Arms
[MP3] Death Sentence: Panda! - No Enemies
[MP3] Death Sentence: Panda! - Here Come The Ghosts

Death Sentence: Panda! Myspace



Als nächstes betrat The Blow in Form von Khaela Maricich die Bühne, ganz in weiß, aber weder mit Blumenstrauß noch mit Kumpan Jona Bechtolt, der hat dieser Tage genug um die Ohren mit seinem bald erscheinenden Soloalbum als Yacht. Vermisst wurde er allerdings letztendlich kaum, denn was Maricich dann abzog war die beste Karaokeshow aller Zeiten. Sicher, die Musik kam vom Band, aber nicht ihre gefühlsgeladene Stimme. Anfangs wirkte sie etwas unsicher allein auf der Bühne, trug die erste Nummer ohne Musik vor, als einzige Begleitung ihr Finger der den Takt ans Mikrophon klopfte. Ob das nur Show war oder nicht, schnell lockerte sie auf und spielte in etwa gleichem Maße die großartigen Popsongs vom letzten Album Paper Television wie von der jüngst neu aufgelegten EP Poor Aim: Love Songs.

Die Songs machten aber höchstens zwei Drittel ihrer Show aus, zwischendurch erzählte sie charmant selbstironisch über ihre Motivationen als Songschreiberin, absurde zwischenmenschliche Anekdoten, die die Songtexte in einen Gesamtkontext rückten, über ihre Jagd nach dem Unerreichbaren, Darlegung intimer Gefühle die sich die meisten wohl kaum so öffentlich zu enthüllen wagen würden. Ebenso würde es kaum einer wagen sich ganz alleine auf eine Bühne zu stellen, zu singen und auch noch dazu eine eigene Choreographie zu tanzen, und gerade weil die tänzerische Darstellung ebenso mutig wirkte wie die textliche konnte man gar nicht anders als Sympathie zu entwickeln. Und True Affection kam zum Schluss so wunderschön dass man kaum mit dem Fuß wippen konnte vor lauter Gebanntheit.

[MP3] The Blow - Parentheses
[MP3] The Blow - Pile Of Gold

The Blow Myspace



Dann kam der gefährliche Teil des Abends. Deerhoof sind durch die Reduzierung zum Trio etwas weniger filigran geworden und, so kam es mir zumindest vor, rockten noch mal eine Ecke härter als zuvor, und das natürlich grandios wie immer. Der unglaubliche Greg Saunier war nicht irgendwo hinten sondern direkt vorne rechts positioniert und hämmerte nicht nur hyperaktiv in jedem nur möglichen Moment auf irgendeiner Ecke seines Schlagzeugs herum, sondern drosch derart darauf ein dass die Splitter nur so flogen, eine Hihat sah dermaßen kaputt aus dass ich echt schon Schiss bekam dass mir bald ein Stück davon um die Ohren sausen würde.

John Dieterich war etwa ebenso beschäftigt mit seiner Gitarre, bis auf ein paar kurze Ausflüge zu einer hinten versteckten Kiste aus der hin und wieder elektronische Sounds zu hören waren. Zwar keine Trompeten für +81, dafür aber alles was zu Kidz Are So Small, bei dem Satomi Matsuzaki den Bass beiseite legte und zwischendurch auch mal von der Bühne kam um mit den Jungs die es vor der Bühne sonst etwas wilder zugehen ließen Ringelreihen zu tanzen, dazugehört. Zwischendurch gab es immer wieder Probleme mit seltsamen Störgeräuschen deren Herkunft schwer auszumachen war, einmal hatte sich ein Bassklopfen im Tonsystem festgesetzt der nicht mal dann aufhörte als alle drei ihre Instrumente beiseite legten und ratlos über die Bühne wanderten.
Zwischendurch erheiterte Saunier die Menge mit halb sinnlosen deutschen Ansagen (für die er sich zu Satomis Mikrophon bücken musste, was das Ganze noch ulkiger aussehen ließ), aber als die drei bei diesem Bassgeräusch laut darüber nachdachten ob sie nicht ein Stück hatten in das sie das Störgeräusch einbinden könnten konnte man sich nicht sicher sein ob sie scherzten oder Ernst machen. Bei Deerhoof ist halt alles drin.

[Stream] Deerhoof - Friend Opportunity

Deerhoof Myspace

driftwood - 18. Apr, 21:16

Soviel tolle Musik an einem Abend...

Und ich finde es ja symapthisch, wenn eine Band nur Tapes und Vinyl mithat (aber dass du auch keinen Kassettenplayer hast: sowas braucht es doch! Alleine, weil Mixtapes den Mixcds einfach vorzuziehen sind).

uliuli - 18. Apr, 21:51

Oh ja das war sehr sympathisch, nur irgendwie komisch wenn man von einer Band T-Shirts kauft wenn man kein bisschen Musik von ihnen besitzt. Tja und mit Kassetten verbindet mich abgesehen von Hörspielen nicht so viel viel, bin halt vor allem mit CDs und Mix-CDs groß geworden. Aber wenn mir mal jemand ein Mixtape tatsächlich auf Tape machen sollte kauf ich mir auch ein neues Abspielgerät, muss dann nur sehen wie ich das an meinen PC angeschlossen kriege denn da hängt meine Soundanlage dran :)
Ringelreihentänzer (Gast) - 2. Mai, 19:23

keine CDs?

Hallo, also ich hab mir 2 CDs von Death Sentence: Panda! an dem Abend gekauft. Waren zwar etwas teuer je 7€ und insgesamt sinds gerade mal 20 Minuten Musik, aber sehr zu empfehlen! Immerhin gabs noch 2 Buttons gratis dazu.