66 aus 2006 Teil 2
Von Uli am 19. Dezember 2006, 20:06
(Teil 1) (Teil 2) (Teil 3) (Teil 4) (Teil 5) (Teil 6)
Platz 55
Calexico - Garden Ruin
Hallo, was ist denn hier los? Calexico haben ein neues Album rausgebracht, und am Ende des Jahres weiß keiner mehr was davon? Sicher, so grandios wie Feast Of Wires ist es nicht, aber "nicht-grandios" bedeutet hier dass Calexico mit einer etwas anderen stilistischen Pallette arbeiten. Weniger ausufernde Mariachi-Klänge, mehr Rocken und Rollen, mehr Pop. Bei jeder anderen Band könnte man erwarten dass sie sich erst mal auf solche Veränderungen umstellen muss, aber das hier sind verdammt noch mal Calexico, und somit dieses Album ein verdammt noch mal großes.
Platz 54
Belong - October Language
Berauschendes Rauschen hier soweit das Ohr reicht. Belong spannen lebende Klangflächen auf, die den Verfall ihrer Heimat New Orleans widerspiegeln, wohlgemerkt den Verfall vor der totalen Zerstörung in diesem Jahr. Aber es ist sogar egal wie man die Musik zeitlich einordnet, denn hier wird die Schönheit einer eingerissenen Mauer, eines mit verrostetem Gitter verhangenen Fensters, einer mit gelben und braunen Dreck beschmutzten Wand aufgezeigt, wie man sie zwar überall findet, aber nur selten zusammen mit solch einer schwülen Luft wie sie dieser Ort besitzt.
Platz 53
Girl Talk - Night Ripper
Greg Gillis ist eine Art von Musiker die weniger mit der Erzeugung von Klängen an sich beschäftigt ist als vielmehr damit, bestehende Klänge so zu beschneiden und neu zu arrangieren.dass sie den gewünschten Effekt maximal erzielen. Obwohl es für Musiknerds interessant ist die hunderte von irrsinnig diversen Samples die hierfür verwendet wurden zu identifizieren, ist Night Ripper auch langzeitlich so ein Vergnügen weil Gillis sowohl ein großes Talent dafür hat die passenden Sequenzen zusammenzulegen als auch vor allem ineinander übergehen zu lassen. [mehr]
Platz 52
Converge - No Heroes
Nach Jane Doe schien es, als hätten Converge den Zenit ihres Talents erreicht. Laut war's immer noch, klar, aber es wirkte weniger inspiriert, wollte nicht mehr so richtig mitreißen. No Heroes versucht gar nicht erst mitzureißen, die ersten 5 Songs sind durchschnittlich 1:20 lange Arschtritte, und auch bei später längeren und langsameren Hardcoregranaten reißt die manische Energie keine Sekunde ab. In einer Post-Dillinger Escape Plan-Ära arbeiten so viele Hardcorebands daran komplizierte Strukturen aufzustellen, aber nur ganz wenige wissen dabei gleichzeitig so einen Fokus zu bewahren wie Converge, und sowieso kaum jemand kann einem so gewaltig in den Arsch treten.
Platz 51
Oxford Collapse - Remember The Night Parties
Mein Wissen über das Label Sub Pop ist zugegeben etwas veraltet und stammt überwiegend aus Michael Azerrads Our Band Could be Your Life, bis vor kurzem wusste ich nicht mal dass Sub Pop mittlerweile zu 49% Time Warner gehört. Da sollte man ja meinen dass sich dort auf Künstler konzentriert wird die auch eine Chance haben die Aufmerksamkeit des Mainstreams zu erhaschen. Klar, CSS wurden dieses Jahr bei den Hipsterpublikationen gnadenlos gepusht und nächstes Jahr dürften The Shins aka "die Band aus Garden State" Sub Pops größter Verkaufsschlager seit langem werden, aber gleichzeitig kam dieses Jahr auf Sub Pop auch dieses charmant schräge und auf großen Erfolg chancenlose Indierock-Ding von Oxford Collapse raus. Und allein deswegen darf man Sub Pop noch getrost zu den Indies zählen. [mehr]
Platz 50
Subtle - For Hero: For Fool
Gitarren über hippe hoppe Beats mit Sprechgesang, und das Ganze klingt nicht nur unpeinlich sondern knallt auch ungemein? Subtle machen's möglich. Obwohl, so beginnen sie ihr zweites Album nur. Neben Rock und Hip Hop gehören zu ebenso großen Teilen auch Elektronik und Psychedelia zu der phänomenalen Stilmischung die uns diese Gruppe bestehend u.a. aus den cLOUDDEAD-Leuten Doseone und Jel hier serviert, in der zweiten Hälfte tendiert die Platte auch mehr zu letzteren Sounds. Immer mit dabei sind die nasalen Hochgeschwindigkeitssprachanfälle Doseones, aber die Musik ist hier meist die Attraktion. Mit mindestens einem Dutzend tollen Ideer pro Track wäre es irrsinnig das Album mit wenigen Worten beschreiben zu wollen, außer vielleicht so: einzigartig.
Platz 49
M. Ward - Post-War
Ich hatte dieses Jahr mit gerade mal zwei oder drei Dutzend anderen (ey Köln: wo wart ihr?) das große Vergnügen M. Ward live zu sehen. Da stand der Mann ganz alleine, nur mit einer Gitarre, einer Mundharmonika, ein paar kleinen technischen Wunderwerken vor seinen Füßen und einer Getränkeflasche hinter ihm am anderen Ende der Bühne. Und mit seinen Songs und seiner phantastischen Stimme nahm er problemlos die ganze Bühne ein, wanderte von hier nach da, mal zu seiner Flasche, mal zum Publikum, alle Aufmerksamkeit war ihm gewiss. Die Band, die ihn auf Post-War erstmalig begleitet, rekreierte er live mithilfe seiner Geräte die seine Gitarrenpassagen loopten, und seitdem verspüre ich jedes Mal wenn ich diese Platte höre den Wunsch diese andere Vorführung zum Vergleich daneben zu haben weil ich ernsthafte Zweifel habe welche besser war. [mehr]
Platz 48
Man Man - Six Demon Bag
Kann eine Platte nicht gut sein die völlig unvermutet einen 59 Sekunden langen Freakout mit dem Titel Young Einstein On The Beach einwirft? Natürlich nicht! Nicht weniger freakig sind aber die anderen Songs hier, ich weiß ja nicht was Man Man denken in was für einer Paralleldimension sie leben, aber das Leben dort stell ich mir vor wie den schlechtesten Acidtrip seit der gute Doktor die Grenze zum Fledermausland überfuhr. [mehr]
Platz 47
Wolf Eyes - Human Animal
Harmonie? Wer braucht schon sowas? Wolf Eyes sicher nicht. Lieber Lärm, ein Tinnitus auf Band eingefangen, der Schrei 666 schmerzender Seelen. Human Animal ist gnadenlos, unmenschlich, und wenn Bosch (Hieronymus, nicht der Erfinder der elektrischen Bohrmaschine) einen iPod gehabt hätte wäre es dort auf Dauerrotation gelaufen. Und hätte seine Bilder wohl noch einen Knacks furchtbarer gemacht. [mehr]
Platz 46
Band Of Horses - Everything All The Time
Hehe, hier zitier ich mich einfach mal selber und spare mir erneute Tipparbeit, denn dieses Album ist heute immer noch so gut wie damals als ich schrieb:
Band Of Horses sind mal wieder eine großartige Entdeckung des Sub Pop-Labels. Ähnlich wie My Morning Jacket zu Zeiten von It Still Moves machen die zwei Jungs aus Seattle (Post-)Country, der mit viel Hall in der Stimme auch dann noch ein Gefühl von Weite vermittelt wenn die Songs mehr in Richtung Kaminfeuer-Folk gehen. Aber am effektivsten ist dieser Hall bei großen Songs wie Funeral, dann geht das große Gefühlfeuerwerk los: Triumph, Sehnsucht, Verlust, Einsamkeit. Oder umgekehrt. Ein Album, dessen innere Größe antiproportional zu seiner Spiellänge steht.
Platz 45
Beach House - Beach House
Wirklich eins dieser Alben das, ohne wirklich leise zu sein, doch so leise klingt dass man es erst richtig laut aufdrehen muss um es richtig genießen zu können. Ähnlich wie die ihrer Labelkollegen Belong funktioniert auch die schwelgerische, sich schon halb im Irgendwo, dort, wo die Sterne irgendwie ein bisschen heller scheinen als hier, und die Dämmerung ewig anzuhalten scheint, und.. ähm, wo war ich? Ja, dass die sich eben dort verlierende Musik des Duos weniger als Geschichten erzählend funktioniert, sondern mehr um Gefühle oder noch besser Ideen beim Hörer zu erwecken. Der Gesang ist dabei zwar durchaus textbefüllt, wird aber so dahingezogen dass ich alle die jetzt was von Ignoranz sagen herausfordere mir einen einzigen Satz hier klar herauszuhören. Es scheint auch Beach House selbst nicht so wichtig zu sein, selbst als in Auburn And Ivory der Gesang lauter und eindringlicher wird fällt er, genau dann als er in den Vordergrund drängt, mit einem Takt wieder zurück in seinen restringierten Lull. So oder so, traumhaft bleibt's.
Platz 55
Calexico - Garden Ruin
Hallo, was ist denn hier los? Calexico haben ein neues Album rausgebracht, und am Ende des Jahres weiß keiner mehr was davon? Sicher, so grandios wie Feast Of Wires ist es nicht, aber "nicht-grandios" bedeutet hier dass Calexico mit einer etwas anderen stilistischen Pallette arbeiten. Weniger ausufernde Mariachi-Klänge, mehr Rocken und Rollen, mehr Pop. Bei jeder anderen Band könnte man erwarten dass sie sich erst mal auf solche Veränderungen umstellen muss, aber das hier sind verdammt noch mal Calexico, und somit dieses Album ein verdammt noch mal großes.
Platz 54
Belong - October Language
Berauschendes Rauschen hier soweit das Ohr reicht. Belong spannen lebende Klangflächen auf, die den Verfall ihrer Heimat New Orleans widerspiegeln, wohlgemerkt den Verfall vor der totalen Zerstörung in diesem Jahr. Aber es ist sogar egal wie man die Musik zeitlich einordnet, denn hier wird die Schönheit einer eingerissenen Mauer, eines mit verrostetem Gitter verhangenen Fensters, einer mit gelben und braunen Dreck beschmutzten Wand aufgezeigt, wie man sie zwar überall findet, aber nur selten zusammen mit solch einer schwülen Luft wie sie dieser Ort besitzt.
Platz 53
Girl Talk - Night Ripper
Greg Gillis ist eine Art von Musiker die weniger mit der Erzeugung von Klängen an sich beschäftigt ist als vielmehr damit, bestehende Klänge so zu beschneiden und neu zu arrangieren.dass sie den gewünschten Effekt maximal erzielen. Obwohl es für Musiknerds interessant ist die hunderte von irrsinnig diversen Samples die hierfür verwendet wurden zu identifizieren, ist Night Ripper auch langzeitlich so ein Vergnügen weil Gillis sowohl ein großes Talent dafür hat die passenden Sequenzen zusammenzulegen als auch vor allem ineinander übergehen zu lassen. [mehr]
Platz 52
Converge - No Heroes
Nach Jane Doe schien es, als hätten Converge den Zenit ihres Talents erreicht. Laut war's immer noch, klar, aber es wirkte weniger inspiriert, wollte nicht mehr so richtig mitreißen. No Heroes versucht gar nicht erst mitzureißen, die ersten 5 Songs sind durchschnittlich 1:20 lange Arschtritte, und auch bei später längeren und langsameren Hardcoregranaten reißt die manische Energie keine Sekunde ab. In einer Post-Dillinger Escape Plan-Ära arbeiten so viele Hardcorebands daran komplizierte Strukturen aufzustellen, aber nur ganz wenige wissen dabei gleichzeitig so einen Fokus zu bewahren wie Converge, und sowieso kaum jemand kann einem so gewaltig in den Arsch treten.
Platz 51
Oxford Collapse - Remember The Night Parties
Mein Wissen über das Label Sub Pop ist zugegeben etwas veraltet und stammt überwiegend aus Michael Azerrads Our Band Could be Your Life, bis vor kurzem wusste ich nicht mal dass Sub Pop mittlerweile zu 49% Time Warner gehört. Da sollte man ja meinen dass sich dort auf Künstler konzentriert wird die auch eine Chance haben die Aufmerksamkeit des Mainstreams zu erhaschen. Klar, CSS wurden dieses Jahr bei den Hipsterpublikationen gnadenlos gepusht und nächstes Jahr dürften The Shins aka "die Band aus Garden State" Sub Pops größter Verkaufsschlager seit langem werden, aber gleichzeitig kam dieses Jahr auf Sub Pop auch dieses charmant schräge und auf großen Erfolg chancenlose Indierock-Ding von Oxford Collapse raus. Und allein deswegen darf man Sub Pop noch getrost zu den Indies zählen. [mehr]
Platz 50
Subtle - For Hero: For Fool
Gitarren über hippe hoppe Beats mit Sprechgesang, und das Ganze klingt nicht nur unpeinlich sondern knallt auch ungemein? Subtle machen's möglich. Obwohl, so beginnen sie ihr zweites Album nur. Neben Rock und Hip Hop gehören zu ebenso großen Teilen auch Elektronik und Psychedelia zu der phänomenalen Stilmischung die uns diese Gruppe bestehend u.a. aus den cLOUDDEAD-Leuten Doseone und Jel hier serviert, in der zweiten Hälfte tendiert die Platte auch mehr zu letzteren Sounds. Immer mit dabei sind die nasalen Hochgeschwindigkeitssprachanfälle Doseones, aber die Musik ist hier meist die Attraktion. Mit mindestens einem Dutzend tollen Ideer pro Track wäre es irrsinnig das Album mit wenigen Worten beschreiben zu wollen, außer vielleicht so: einzigartig.
Platz 49
M. Ward - Post-War
Ich hatte dieses Jahr mit gerade mal zwei oder drei Dutzend anderen (ey Köln: wo wart ihr?) das große Vergnügen M. Ward live zu sehen. Da stand der Mann ganz alleine, nur mit einer Gitarre, einer Mundharmonika, ein paar kleinen technischen Wunderwerken vor seinen Füßen und einer Getränkeflasche hinter ihm am anderen Ende der Bühne. Und mit seinen Songs und seiner phantastischen Stimme nahm er problemlos die ganze Bühne ein, wanderte von hier nach da, mal zu seiner Flasche, mal zum Publikum, alle Aufmerksamkeit war ihm gewiss. Die Band, die ihn auf Post-War erstmalig begleitet, rekreierte er live mithilfe seiner Geräte die seine Gitarrenpassagen loopten, und seitdem verspüre ich jedes Mal wenn ich diese Platte höre den Wunsch diese andere Vorführung zum Vergleich daneben zu haben weil ich ernsthafte Zweifel habe welche besser war. [mehr]
Platz 48
Man Man - Six Demon Bag
Kann eine Platte nicht gut sein die völlig unvermutet einen 59 Sekunden langen Freakout mit dem Titel Young Einstein On The Beach einwirft? Natürlich nicht! Nicht weniger freakig sind aber die anderen Songs hier, ich weiß ja nicht was Man Man denken in was für einer Paralleldimension sie leben, aber das Leben dort stell ich mir vor wie den schlechtesten Acidtrip seit der gute Doktor die Grenze zum Fledermausland überfuhr. [mehr]
Platz 47
Wolf Eyes - Human Animal
Harmonie? Wer braucht schon sowas? Wolf Eyes sicher nicht. Lieber Lärm, ein Tinnitus auf Band eingefangen, der Schrei 666 schmerzender Seelen. Human Animal ist gnadenlos, unmenschlich, und wenn Bosch (Hieronymus, nicht der Erfinder der elektrischen Bohrmaschine) einen iPod gehabt hätte wäre es dort auf Dauerrotation gelaufen. Und hätte seine Bilder wohl noch einen Knacks furchtbarer gemacht. [mehr]
Platz 46
Band Of Horses - Everything All The Time
Hehe, hier zitier ich mich einfach mal selber und spare mir erneute Tipparbeit, denn dieses Album ist heute immer noch so gut wie damals als ich schrieb:
Band Of Horses sind mal wieder eine großartige Entdeckung des Sub Pop-Labels. Ähnlich wie My Morning Jacket zu Zeiten von It Still Moves machen die zwei Jungs aus Seattle (Post-)Country, der mit viel Hall in der Stimme auch dann noch ein Gefühl von Weite vermittelt wenn die Songs mehr in Richtung Kaminfeuer-Folk gehen. Aber am effektivsten ist dieser Hall bei großen Songs wie Funeral, dann geht das große Gefühlfeuerwerk los: Triumph, Sehnsucht, Verlust, Einsamkeit. Oder umgekehrt. Ein Album, dessen innere Größe antiproportional zu seiner Spiellänge steht.
Platz 45
Beach House - Beach House
Wirklich eins dieser Alben das, ohne wirklich leise zu sein, doch so leise klingt dass man es erst richtig laut aufdrehen muss um es richtig genießen zu können. Ähnlich wie die ihrer Labelkollegen Belong funktioniert auch die schwelgerische, sich schon halb im Irgendwo, dort, wo die Sterne irgendwie ein bisschen heller scheinen als hier, und die Dämmerung ewig anzuhalten scheint, und.. ähm, wo war ich? Ja, dass die sich eben dort verlierende Musik des Duos weniger als Geschichten erzählend funktioniert, sondern mehr um Gefühle oder noch besser Ideen beim Hörer zu erwecken. Der Gesang ist dabei zwar durchaus textbefüllt, wird aber so dahingezogen dass ich alle die jetzt was von Ignoranz sagen herausfordere mir einen einzigen Satz hier klar herauszuhören. Es scheint auch Beach House selbst nicht so wichtig zu sein, selbst als in Auburn And Ivory der Gesang lauter und eindringlicher wird fällt er, genau dann als er in den Vordergrund drängt, mit einem Takt wieder zurück in seinen restringierten Lull. So oder so, traumhaft bleibt's.