Konzert: Jay Reatard


Vielleicht war das der bessere Deal. Zu der Zeit als ich Jay Reatards letztes Konzert in Köln knapp verpasste erstreckten sich seine Konzerte noch selten über eine Viertelstunde; nun, fast 2 Jahre später, konnte ich ihn dafür im Gebäude 9 gut dreifach so lange in Aktion sehen. Umso eindrucksvoller weil sein Auftritt eine einzige Flut von Hits war zwischen denen es keine stille Sekunde gab. Kaum war das tighte Powertrio, ausgestattet mit Flying-V-Bass und -Gitarre, mit einem meist schneller und punkiger als auf Platte gespieltem Stück fertig ging es nach wenigen Sekunden anhaltenden Gitarrenhalls direkt eins zwo drei vier weiter, für eine knappe Songansage des hinter Lockenhaar verschwundenen Reatard blieb da kaum Zeit, für Applaus noch weniger.

Das Set war eine herrliche Mischung aus allem was der Mann im Laufe seiner noch recht jungen Solokarriere geschaffen hat, sogar ein gutes Drittel nahmen die Blood Visions-Klassiker wie My Shadow, Greed, Money, Useless Children und Fading All Away ein. Von den Singles 06/07 war ich besonders froh dass auch Hammer I Miss You und Let it All Go dabei waren, die nicht minder tollen Matador Singles 08 gab es wie im Falle des eröffnenden An Ugly Death oder Trapped Here auch schon mal in extra ausgedehnten Versionen zu hören während für I'm Watching You auch mal kurz zum halbakustischen Sechssaiter gegriffen wurde.

Nicht nur weil ich lange darauf gewartet hatte war ich arschglücklich diese herrlichen Songs mal live zu hören. Wegen der Art wie diese wohlgeformte Masse gnadenlos berauschend von der Bühne runtergespielt wurden stellte sich bei mir ein merkwürdiger Zustand freudiger Überreizung ein der mir aber erst auffiel als ich nach dem Abgang der Band eine Weile brauchte um wieder richtig klare Gedanken fassen zu können. Noch so ein Konzert bei dem es sinnvoller war keine Zugabe zu geben, wenn der ganze Abend bereits ein einziges Ausrufezeichen ist kann man schwer noch einen Punkt zum Schluss setzen.