Konzert: School Of Seven Bells


Wie durch ein Wunder (oder eine verpasste Vorband) haben School Of Seven Bells noch nicht die Bühne des Studio 672 betreten als ich mit einer knappen Stunde Verspätung in dem gut gefüllten und dementsprechend warmen Stadtgarten-Clubkeller ankomme. Netterweise ist das Bier dort gut gekühlt und erschwinglich, so sind Dreckswetter und Verkehrsprobleme schnell vergessen und ich erwische noch einen Platz mit guter Aussicht auf dem ich nicht lange warte auf den Konzertbeginn warten muss. Claudia und Alejandra Deheza positionieren sich mit Gitarre und Keyboard zu beiden Seiten von Benjamin Curtis mit seinem Sechssaiter und wohlstaffiertem Effektpedalbrett, ein leises "Hi we're School Of Seven Bells" und schon geht's ab ins Traumland.

Ich hätte ehrlich nicht gedacht dass mich ein Konzert diese Band noch mehr mögen machen würde, aber an diesem Abend verkehren sich die Verhältnisse derart dass die drei es echt noch fertig bringen. Anfangs ist noch alles wie erhofft, die eingängigeren Albumhighlights wie Iamundernodisguise und Face To Face On High Places werden fast alle schon in der ersten Hälfte positioniert und sowohl der faszinierende, luftige Gesangstanz der Dehezas wie auch Curtis' (mit obergeilen Spacerock-Schuhen am Start) Gitarrenspiel behalten auch in der nicht bis ins Detail ausbaldowerten Soundbalance der Liveaufführung ihre Reize.

Doch vor allem die Songs, die mir auf Alpinisms noch nicht perfekt erschienen, erwachen erst hier zu richtigem Leben, White Elephant Coat oder Wired For Light profitieren enorm von der physischen Wucht ihrer Elektrobeats und dem wacheren Gesang. Vielleicht sogar das größte Highlight ist das absolut bombige Sempiternal/Amaranth, das zum Abschluss endlich den langen Spannungsbogen und die weite Dynamik von Curtis' immer heftiger anschwellenden Gitarrenwällen erreicht die mir auf dem Album gefehlt hatten. Bei den späteren Stücken überragen ansonsten herrlich die dichten Half Asleep und My Cabal, sehr schön auch das instrumentell stark reduzierte und fast völlig auf den Gesang fokussierte halb englisch, halb spanische Caldo

Die größte Bühnenshow der Welt wird hier freilich nicht geboten, besonders die auf Präzision angewiesenen Gesangsarrangments verlangen dass die Schwestern die meiste Zeit mit aufrechtem Kopf hinter ihren Mikros bleiben. Dafür ist die Musik eben umso bezaubernder gut, spätestens nach 20 Minuten gebe ich den Versuch eines klaren Gedankens auf und versinke mit immer verklärterem Blick völlig in diesen Gipfelstürmereien die mit der Zeit immer wieder lauter (und damit automatisch besser) zu werden scheinen, ich kann nicht mit Sicherheit sagen dass es an der Nebelmaschine liegt als mir irgendwann sogar die zwischendurch immer öfter geschlossenen Augen zu tränen beginnen.

Noch lange nachdem die drei die Bühne verlassen haben hallt der Applaus nach, und als ich mich auf dem ganzen Nachhauseweg immer noch nicht fühle als hätte ich wieder mit beiden Füßen den Erdboden erreicht finde ich es völlig in Ordnung dass sie nicht nochmal zurück gekommen sind. Schöne Träume geben ja auch keine Zugaben.

dan (Gast) - 11. Mär, 16:29

Das Review spricht mir aus dem Herzen. ;)

Steffi (Gast) - 11. Mär, 21:43

Jetzt will ich auch :) Dein Bericht bereitet soviel Lust auf ein Konzert dieser Band. Leider aber zu spät für mich, den Hamburg Gig habe ich knapp verpasst :(