Konzert: Los Campesinos!



So langsam machen mir Los Campesinos! Angst. Nicht nur hauen die seit über einem Jahr einen Spitzensong nach dem anderen raus, nicht nur haben sie genau die richtigen Helden (am Mittwoch Tshirts von Sleater-Kinney und Black Flag) und Feinde (Seitenhiebe gegen den sexistischen NME in ...And We Exhale And Roll Our Eyes In Unison), nun stellten sie sich auch noch live als so sympathisch wie begeisternd heraus. Im Luxor (das nach all der Umbauerei wirklich nur der Prime Club mit neuer Tapete, neuer Klofrau und schlechterem Bier ist) spielten sie ein gut einstündiges Set vor einem anfangs typisch leblosen Kölner Publikum das aber spätestens mit You! Me Dancing! (live der absolute Waaaahnsinn) in Bewegung gebracht wurde. Das Publikum bestand besonders vorne überwiegend aus jüngeren Fans, es waren aber ansonsten noch viel mehr Kerle jenseits der 25 als ich ohnehin schon vermutet hatte anwesend. Das zeigte sich auch als Frontwards angekündigt wurde und die wissenden "Whoo"-Rufe auf die Erwähnung von Pavement ausschließlich von hinten folgten.

Ansonsten aber gar es ausschließlich Originale, das komplette Material von EP und Album wurde gespielt, sogar den Hidden Track gab's als Zugabe. Der für manche anstrengend dichte Sound der Studioaufnahmen war live weitaus sauberer, auch was die Darbietung angeht haben's Los Campesino! einfach drauf. Den mehrstimmigen Gesang (auch die ekstatischen Zwischenrufe in die alle irgendwann mal einfallen), die wilde Turnerei des Sängers über die Bühne bei der er sich immer mal wieder an Instrumenten seiner Mitspieler bediente und ein Ausflug in die Menge, witzige und abartig charmantes Gerede zwischen den Songs (u.a. Anekdoten über eine Irrwanderung die alles andere als zum Kölner Dom führte, einen Auftritt im flämischen Belgien bei dem die Anrede des Publikums auf Französisch gar nicht so gut ankam und eine kindische Sequenz gegen Ende bei der sich alle ähnlich eines Abzählreims auf Deutsch mit Namen vorstellten) und ein von Anfang bis Ende belebtes Spiel. Jauchzend, tanzend und fröhlichmachend dass man selber mitsingen oder bei The International Tweexcore Underground einfach nur mitschreien möchte.

Apropos, sogar die Songtexte wurden teilweise der Lokalität entsprechend geändert, Broken Heartbeats Sound Like Breakbeats begann mit "Eins! Zwei! Drei! Vier!" und ich könnte schwören dass in The International Tweexcore Underground mal die Rede von Lukas Podolski war. Passenderweise lief auch im Vorderteil des Clubs ein Fußballspiel was zumindest manche der Campesinos ins Schwärmen ob dieser Lokalität versetzte. Mal sehen ob sie beim nächsten Besuch wieder in einem Club dieser Größe spielen werden, dass sie wiederkommen werden ist aber ganz klar. Ein Jahr "hope, yearning, publicity & excitement " (kurz "Hype") ist an dieser Truppe nicht nur spurlos vorbeigezogen sondern hat sich auch noch auf ganzer Linie als völlig gerechtfertigt herausgestellt. No death to Los Campesinos!