Konzert: Animal Collective, Kuupuu



Manchmal kommt es ganz anders als man denkt. Ich hatte mir gedacht, oder zumindest erhofft, dass Animal Collective im Stadtgarten einen tollen Auftritt hinlegen würden der vom ersten Song an begeistert, der Avey Tare in voller Aktion zeigt, bei dem viele neue Songs zu hören sind und der von einem dicht gefüllten Saal voller wippender Fans begleitet wird. Nun, ich hatte Unrecht. Vielleicht lag es nur an der üblichen Kölner Bewegungsunlust, aber ein großer Teil des Publikums schien ratlos ob dem was ihm da geboten wurde, an manchen Stellen im Saal wurde es gegen Mitte des Konzertes deutlich leerer.

Aber oft kommt es eben genau so wie man denkt, und so war ansonsten alles wie erhofft. Ein ganz toller Abend, getanzt, gefreut, gemitgerissen. Im Vorprogramm spielte zunächst Kuupuu sowas wie ein überwiegend aus analogen Instrumenten bestehendes älteres Animal-Collective-Stück in Zeitlupe, atmosphärisch erinnernd an die experimentelleren Klänge ihrer finnischen Freefolk-Landsleute von Fonal. Beginnend mit geloopten Drone-artigen Elektroniksounds stapelte sie nach und nach immer mehr Geräusche aufeinander, teilweise mit Blasinstrumenten eingespielt, teilweise mit elektronischen Gadgets, ich erinnere mich auch noch an eine Kastanette. Das eine lange Stück bildete sich so langsam vor einem und wurde auch mit der Zeit immer wieder variiert und manipuliert, wie ein übergroßer Rubikswürfel an dem nur einzelne Felder statt ganzer Reihen verschoben werden und sich so das Gesamtbild in faszinierender Langsamkeit ändert.

Eine kleine Vorschau auf die Macht der Repetition die kurz danach Avey Tare, Geologist und Panda Bear demonstrierten. Die drei legten beim Umbau der Bühne selber Hand an, und nachher standen dort rechts eine mit Elektronik beladene Station für Panda Bear, links eine für Geologist mit seiner Lampe an der Stirn und an deren Innenseiten weitere Geräte, Percussions, eine Gitarre und dazwischen viel Freiraum für Avey Tare. Alle drei waren das ganze Konzert über in Bewegung, wippend zu ihren eigenhändig erzeugten Rhythmen und dabei meist über ihre Instrumente gebeugt. Wenn das mal nicht zu Haltungsproblemen führt..

Die meisten die die Band schon länger verfolgen scheinen ein Album zu haben mit dem sie sich einfach nicht richtig anfreunden können, und ich muss sagen dass für mich dieses Album wohl Strawberry Jam ist. Deswegen war ich auch nicht traurig dass davon gerade mal die Hälfte aufgeführt wurde, schade war aber dass Peacebone von einem hoffnungslos übersteuerten Bassdröhnen ertränkt wurde. Dafür wusste eine enorm ausgedehnte von Fireworks, das zu Essplode wechselte und dann wieder zurück zu Fireworks, zu glänzen und Derek war mit diesem druckvollen Trommelbollwerk so kurz wie spitze. Doch vor allem gab es viele, viele tolle neue Songs zu hören, zwei davon (eines kannte ich schon als Brother Sport) mit warmen Avey/Panda-Gesangsharmonien mit lateinamerikanischem Anklang abgelöst von absolut irren Kreischaufführungen von Avey die auch in hohem Tempo konstant wiederkamen.

Das war wohl am eindrucksvollsten, wie Animal Collective nicht nur mit elektronischen Loops arbeiteten sondern dazu auch die Klänge die sie mit ihren klassischen Instrumenten und ihren Stimmen erzeugten immer wiederkehren ließen und sie in Schichten aufeinander stellten, zueinander finden, nebeneinander tanzen oder aneinander vorbeilaufen ließen und einen damit von Anfang bis Ende des Abends glücklich machen konnten. Richtige Stopps legte die Musik nur dreimal ein, meistens flossen die Stücke langsam ineinander über und ließen einen etwas das Zeitgefühl verlieren. Dazu trugen auch die hellbunt blinkenden Strahler bei, die hätten bald schon eine Epilektikerwarnung am Eingang gerechtfertigt.

Apropos Eingang, da gab es was das ich vorher auch nicht gedacht hatte: CDs, beidseitig bedruckte T-Shirts, alles nur 10 Euro, eine Seltenheit erst recht bei Bands die es aufs Spex-Cover schaffen. Neben den an diesem Abend gehörten Songs ein weiteres Zeichen dafür dass sich das Tierkollektiv auch in Zukunft treu bleiben wird und eine der spannendsten und einzigartigen Musikgruppen unserer Zeit bleibt, und auch in Zukunft manch darauf nicht gefasster Hörer davor Reißaus nehmen wird.