Konzert: c/o pop Tag 1 - Battles, Apparat Feat. Raz Ohara

Sommer, Sonne Sonnenschein hatten wir die letzten Tage, doch damit ist jetzt Schluss denn traditionsmäßig begann es wenige Minuten nachdem der erste Konzertsaal der c/o pop aufmachte zu regnen. Dieses Jahr ist das Wetter weniger erheblich da das Open Air-Festival abgesetzt wurde,

Der erste verregnete Gang führte zum Rheintriadem hinterm Hauptbahnhof wo das fünftägige Festival mit einem Akustikgig von Fehlfarben eröffnet wurde. Wie der war kann ich allerdings nicht sagen, war nur da um mir mein Dauerticket in ein Festivalarmband umtauschen zu lassen und mir einen Festivalplan zu besorgen da ich vergessen hatte vorher zu gucken wo eigentlich das Gloria ist. Brillianterweise sind auf dem Festivalplan keinerlei Straßennamen eingezeichnet, so verbleibt man allein mit der Adresse. Aber kein Problem, schließlich stehen ja überall am Neumarkt öffentliche Stadtpläne... auf denen nur ca. 10% aller Kölner Straßen eingezeichnet sind, na super. Nach etwas Rumfragen findet sich zum Glück ein Kölner der weiß um welche Ecke man gehen muss um direkt zum Gloria zu gelangen, dort stehen sie auch schon in Reih und Glied. Dies aber weniger aus Ordnungsliebe sondern weil man ins Gloria nur kommt wenn man sich durch einen mit einem rot verhangenen Absperrgitter geschaffenen Gang quetscht, jener erweckte bei mir Assoziationen mit diversen Kölner "Edel"discos und ich hoffte dass jetzt nicht an der Tür meine Schuhe misstrauisch beäugt würden.



Die Bühne des mit zahlreichen Discokugeln ausgestatteten Saals betrat dann nach einer Weile die Bandversion von Apparat, die mit einem vierten Mann optisch glatt als Battles-Imitation hätte durchgehen können, vorhanden waren sowohl ein behemdeter Drummer umflankt von zwei Keyboardspielern (links der Gesangsunterstützung leistende Raz Ohara) die oft auch gleichzeitig Saiteninstrumente trugen, dazu kam dann noch Sascha Rings voluminöses Haupthaar, ernsthafte Konkurrenz für Tyondai Braxtons Afro.

Musikalisch lief es aber darauf hinaus die elektronischen Klänge seines Albums Walls live auch mit - Rockisten, Hände auf den Tisch! - nicht elektronischen Instrumenten umzusetzen. Nach einer langen, problemvollen Anfahrt (die wohl auch den späteren Beginn des Konzerts verursachte) wurden die drei leider von technischen Problemen daran gehindert, die linke Gitarre wollte nicht so recht und für meine Ohren waren die Basstöne zu laut und die weicher klingenden Synthsounds zu leise abgemischt, die Wärme die die Musik sonst ausstrahlt ging dadurch besonders in der Mitte verloren. Nachdem man sich mal gründlich um die Gitarre gekümmert hatte gefielen mir aber die letzten Stücke sehr, so bin ich auch nochmal dazu gebracht worden mir das Album anzuhören das mir nach einer etwas holprigen Liveaufführung auf einmal viel besser gefällt. Klingt vielleicht komisch, ist aber so.

[Stream] Apparat - Walls

Apparat Myspace



Der WDR und SWR hatten Anfang der 90er eine sehr tolle Hörspielversion von "Der Herr der Ringe" produziert, jeden Samstag Nachmittag hing ich damals vorm Radio wenn wieder ein neuer Teil kam. Meine Lieblingsstelle darin die mir für immer im Ohr bleiben wird ist als ein vermeintlicher übermächtiger, unbesiegbarer Gegner das Schlachtfeld betritt und die nüchtern beschreibende Stimme des Erzählers einen bedrohlichen Unterton bekommt, als würde selbst der das Geschehen aus sicherer Distanz betrachtende in Ehrfurcht verfallen vor der Tragweite des Ereignisses: "Dann" - kurze Pause - "kamen die Nazgul". Und genau diesen Tonfall stelle ich mir vor wenn ich als nächstes schreibe

Dann kamen Battles. Rhythmisierten wie beim letzten Mal alles und jeden in Grund und Boden, elektrisierten, faszinierten, eine Großmacht der Livemusik. Dieses Mal beobachtete ich das Gruppenmitglied das ich im Studio 672 fast gar nicht sehen konnte, und oh Mann könnte ich John Stanier den ganzen Tag beim Drummen zugucken, selbst wenn es ein Video ohne Ton wäre würd ich jeden einzelnen saftigen Anschlag spüren. Wenn das jetzt groupiehaft klingt so ist das gar nicht gegen die beiden Damen die mit lauten "Joooooohn"-Rufen Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen versuchten. Nur sind halt Battles nicht gerade eine Band die beim Spielen noch viel Zeit für andere Dinge hat, wie wichtig die genaue Abstimmung der vier ist merkte man als einmal etwas schief lief und Braxtons geloopter Gesang in Race:In plötzlich zeitverschoben verlief. Bei all der Konzentration mit der Battles zu Werke gehen war dieses Konzert aber keine Reproduktion des letzten, es gab mehr alte Songs zu hören (dafür kein Rainbow, schade) und die Reihenfolge war definitiv auch anders, eröffnet wurde diesmal mit Race:Out, und zum Glück gab es diesmal auch eine Zugabe bei der Stanier eine dicke Drum abkoppelte und sich mit ihr auf den Boden setzte. Es folgten begeisterter Applaus, eine Heimfahrt und viel zu wenig Schlaf. Und in wenigen Stunden geht der Spaß weiter, hussa!

[MP3] Battles - Atlas

Battles Myspace

driftwood - 21. Aug, 17:36

Auf die Battles (aber auch so einiges andere von diesen Musiktagen) bin ich doch etwas neidisch.