Do Make Say Think - You, You're A History In Rust



Eine etwas abgelegene Scheune oder Hütte in den Bergen Kanadas, kühle Herbsttage, alte Freunde kommen zusammen um bei Kaminfeuer, zwischendurch darüber geräuchertem tagsüber gefangenen Lachs essend und wenig aber starkes Bier trinkend, zusammen zu musizieren und die Freude am beisammen sein auf Tonträger einzufangen. So zumindest stelle ich mir vor liefen die Aufnahmen zu Do Make Say Thinks fünftem Album You, You're A History In Rust ab, denn so unbemüht und gemeinschaftlich klingt diese Platte.

Ihre letzte war konzeptuell ein ziemlicher Brocken, drei in jeweils nochmal drei Sektionen unterteilte Stücke auf denen sie ihr Spiel mit Aufbau und Ablassen von Spannung so selbstverständlich immer wieder praktizierten dass man sich fragen musste wie das noch zu toppen sein würde. Aber YYAHIR (ich kürz mal ab) geht einen anderen Weg der teils leichter, teils schwerer für den Hörer nachzuvollziehen ist. Die größte Änderung ist klar dass man hier nicht nur von Stücken sondern auch von Songs sprechen kann, denn auf A With Living wird erstmals gesungen. Zu leise rumpelnden Gitarren beschwören die 5 Stammmitglieder + Gäste kommunale Stimmung, so laut dass man alle Worte verstehen kann, aber nur so laut dass alle Anwesenden genug verstehen können, alles was über diesen Menschenzirkels hinausgeht wird nicht bewusst adressiert so dass man sich als Voyeur fühlen müsste wäre da nicht diese Entspanntheit die einen direkt Teil dieses Zirkels werden lässt.

Den über mehrere Stücke gespannten großen Bogen gibt es hier nicht direkt. Die ersten paar Male mag z.B. der krasse Gegensatz von A With Living zu der darauf folgenden Rocknummer The Universe!, bei der die Gitarren vereint verzerrt dröhnen und mit jeder Passage lauter werden, beim Hörer ein Gefühl der Zusammengehörigkeit aller 8 Stücke vermissen lassen. Aber ganz so heterogen ist YYAHIR nicht, man achte nur mal darauf wie lang das Ende von A With Living dahingezogen wird, die Bläser mit nach unten laufenden Tonfolgen einlullen, den dann auftretenden Urknall um so lauter wirken lassen.

Do Make Say Think spielen nicht nur zusammen in einem Raum, sie spielen miteinander, spielen sich Bälle zu, fangen Ideen voneinander auf und stellen sich aufeinander ein. Wie in Herstory Of Glory die Instrumente abwechselnd in den Vordergrund treten und wieder zurück, im Hintergrund ihr Thema variieren oder sich dem vorne spielenden anpassen, und das alles so unbemüht wirkend, das kann man einfach nicht zu oft hören. Ohne große Worte erzählen die Kanadier große Geschichten, so auch auf In Mind, das das Album beendet. Zu den ersten zweieinhalb Minuten allein kann man sich schon einen halben Film ausdenken, und dann, dann setzt zum zweiten Mal auf dieser wunderbaren Platte Gesang ein, erzählt von Verlassen und Verlust, und man hört, sieht, spürt, ganz intensiv, Do Make Say Think.

[MP3] Do Make Say Think - The Universe!