Matthew Friedberger - Winter Women



Matthew Friedberger ist meiner Meinung nach eins der meistverkannten Popgenies unserer Zeit. Sein Gespür für eingängige Melodien und Texte ist fantastisch, wenn die sich einmal im Kopf festgesetzt haben wird man sie kaum wieder los. Ich würde aber nicht sagen dass er zu Unrecht verkannt ist, die Musik die er zusammen mit seiner Schwester Eleanor als The Fiery Furnaces und hier zum ersten Mal auch solo produziert ist für die meisten Hörer herausfordernd, für viele wahrscheinlich auch unhörbar.
Ich mag solche musikalische Herausforderung besonders bei Künstlern die schon mehrmals bewiesen haben dass sich Vertrauen in ihre Fähigkeiten lohnt, und da die Furnaces zu meinen Top 5-Bands der Gegenwart zählen war ich dementsprechend gespannt auf seine ersten beiden Soloalben. Eigenwillig wie immer ist seine erste Soloveröffentlichung nämlich ein Doppelalbum, oder vielmehr 2 eigenständige Alben die zusammen verpackt sind, das sommerlich-poppige Winter Women und das hauptsächlich instrumentale Holy Ghost Language School. Aber eigenwillig kann ich auch sein, deswegen habe ich nur das erste gehört und hebe mir das zweite für den Herbst auf.

Winter Women wäre auch was die einzelnen Songs angeht meine Empfehlung als Einstiegsalbum wenn man die Furnaces noch nicht kennt, alles ist irgendwie bunter als sonst und die schönen Melodien sind nicht so sehr versteckt wie meist bei den Furnaces. Friedberger hat fast das gesamte Album alleine eingespielt und gesungen, lediglich bei den Schlagzeugparts erhielt er Unterstützung. Seine Hauptinstrumente sind mal wieder Gitarre und diverse Synthesizer, natürlich auch seine geliebte Moog-Orgel. Weil hier anders als bei den Furnaces nur wenige experimentelle Stücke vorhanden sind ist etwas schwer einzelne Songs als besonders denkwürdig hervorzuheben, fast das ganze Album ist irgendwie eingängig (für Friedberger-Verhältnisse zumindest).
In der Tat hat man manchmal wegen der ungewöhnlichen Melodiestrukturen und der wiederkehrenden musikalischen Themen sogar das Gefühl gewisse Teile schon mal vorher auf der Platte gehört zu haben, aber von irgendwo kommt dann immer wieder eine einzigartige Reihe von unvergesslichen Klängen her die einen auf neue Pfade lenkt. insgesamt ist die Platte vielleicht etwas lang, man braucht schon eine Weile bis man sich in diese Klangwelt und alle 15 darin lebenden Stücke reingehört hat, aber da dies eben Friedbergers Album mit dem meisten Pop-Appeal ist kann man das auch ruhig Stück für Stück machen. Eine Anstrengung die sich, wie ich finde, lohnt.

[MP3] Matthew Friedberger - The Pennsylvania Rock Oil Company Resignation Letter
[MP3] Matthew Friedberger - Ruth vs. Rachel

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