Guillemots - Through The Windowpane / The Pipettes - We Are The Pipettes
Von Uli am 22. Juli 2006, 14:57
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Through The Windowpane fängt nach dem mehr-als-Intro Little Bear aber erst mal mit den wohl eingängigsten Songs des Albums an, den beiden Übersingles Made-Up Lovesong #43 und Trains To Brazil. Hier merkt man auch direkt was den Indie-Pop der Guillemots neben elaborierten Instrumentalsequenzen so einzigartig macht: die Soul-Elemente, die das Herz der eher intimen Stücke wie Redwings und If The World Ends sind, und die südamerikanischen Sounds die immer wieder in die Songs einfließen. Beides wirkt dabei nie forciert und unnatürlich, sondern manchmal so passend dass man sich nicht vorstellen kann wie es sonst hätte aussehen sollen. Auch was Stimmungen angeht manövrieren Guillemots mühelos von Herzausschütten im Kammerzimmer (Blue Would Still Be Blue) zu euphorisierendem Sambatanz mit Trillerpfeifen (Annie Let's Not Wait).
Am Spektakulärsten kommen alle verschiedenen stilistischen Elemente im monumentalen Schlussstück Sao Paolo zusammen, das in der ersten Hälfte purer weißer Soul ist wie ihn Dexy's Midnight Runners zu Höchstzeiten nicht bewegender machen konnten, dann aber in eine gewaltige Streichersymphonie explodiert und mit einem Crescendo endet bei dem sich einem jedes Mal die Nackenhaare vor Wonne sträuben.
Guillemots Myspace
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Mit der zu gleichen Teilen charmanten wie unverschämten programmangebenden Ansage
"We are The Pipettes and we got no regrets, if you haven't noticed yet: we're the prettiest girls you've ever met"
läutet We Are The Pipettes mit preschendem Orgelsound das gleichnamige Album ein, gefolgt von Pull Shapes, diesem geigengefüllten Juwel von einem Popsong durch den allein die Pipettes schon jeden einzelnen Verehrer verdient hätten. Aber das Album besteht fast nur aus klasse Songs, was bei der Simplizität der Songs verblüfft, die tollen Melodien, liebenswerten Texte und leicht immer einen Tick modernen musikalischen Ideen gehen ihnen einfach nie aus.
Manch ein Intellektueller wird wohl aufgrund der scheinbaren Dissonanz zwischen äußerer Aufmachung aus einer popkulturellen Ära in der Frauen oft nur als dümmliche aber hübsche Dekoration dienten und dem starken aber nicht unfemininen Frauenbild das in den Texten vermittelt wird langatmige Traktate über irgendwelche postfeministischen Intentionen oder was weiß ich verfassen, aber das hier ist verdammt noch mal Popmusik zum Spaß haben. Ist es denn so schwer vorstellbar dass die Damen sich dabei nichts Großes gedacht haben?
Deswegen zerrede ich hier auch Nichts weiter und erfreue mich stattdessen an ABC, dem charmantesten Anti-Intellektuellensong aller Zeiten:
"He knows all about the movement of the planets, but he don't know how to move me.
He's the kind of guy who knows just what he knows. He's the kind of guy who.."
The Pipettes Myspace