My 31 favourite Records in 2005, Part 30

Platz 2
Wolf Parade: Apologies To The Queen Mary

Gibt es etwas schöneres als wenn hohe Erwartungen erfüllt werden? Genau die hatte ich nämlich in Wolf Parade nach ihrer letztjährigen vielversprechenden EP gesteckt. Noch eine neue kanadische Band, deren Mitglieder bisher hauptsächlich durch Mitarbeit im Umfeld von The Arcade Fire und Frog Eyes in Erscheinung getreten waren. Wann wird Kanada nur endlich aufhören so viele tolle Platten hervorzubringen?

Apologies To The Queen Mary beginnt mit dem etwas schwerfälligen You Are A Runner And I Am My Father's Son, das einem erst mal erlaubt in den trockenen Sound von Wolf Parade einzutauchen, und dann aber auch nahtlos in Modern World übergeht. Und hier geht's dann richtig los. Heiserer Gesang des einen Sängers, dazu etwas mehr Harmonie von Seiten des anderen. Im Verlauf des Stücks stellt sich ein Pianomotiv heraus, das dann am Ende von einem herrlich geisterhaften Chor aus dem Abseits aufgegrifen wird.
Grounds For Divorce spielt danach schon fast triumphal auf, mit wildem Getrommel, dazu dieser ungewöhnlich schräge Gesang und das hin und wieder prägnant pfeifende Keyboard. Bisher vielleicht das Stück das noch am ehesten eine klassische Struktur hat, denn am Schluss wird in guter alter Rocktradition das Leitmotiv noch mal mit vereinter Instrumentierung wiederholt.

Dann, genau zwischen zwei Herzschlägen des überraschten Hörers, beginnt We Build Another World mit einem Paukenschlag. Beim ersten Hören ist dies wohl eins der ersten Stücke die hängen bleiben. Überhaupt wissen Wolf Parade ihre Percussions hervorragend einzusetzen. Fancy Claps, wohl das flotteste und "rockigste" Stück, enthält tatsächlich Handklatscher die toll zu den Stellen überleiten an denen Gitarren, Keyboards und Stimme zum Refrain die Tonleiter rauf und runter laufen.

Hat man beim ersten Hören We Build Another World oder Same Ghost Every Night schon für die besten Stücke gehalten wird man eines besseren belehrt, denn ab Shine A Light beginnt erst der beste Teil der Platte. Es folgen nämlich die zwei Stücke die zusammen das Doppelherz der Platte bilden.
Dear Sons And Daughters Of Hungry Ghosts beginnt swingend und scheinbar simpel, jedes Instrument spielt leicht isoliert seinen Part und ein Lala-Chor hält den Refrain. Doch mit zunehmender Spielzeit verdichtet sich alles immer mehr zu einem Songteppich, und die Gruppe rückt gesanglich als auch musikalisch immer mehr zusammen bis ihnen und dem Hörer auf einmal ganz warm wird.
I'll Believe In Anything schafft es dann das noch zu toppen, wie daran anknüpfend spielt hier die Gruppe von Anfang an schon recht dicht zusammen. Das simple Gitarrenthema und die einfachen Textzeilen "So give me your eyes, I need sunshine" werden immer weiter wiederholt, variiert, langsam wächst ein Spannungsbogen an, bis sich dann nach 2 Minuten alles in einer wunderbaren musikalischen Supernova entlädt.

In Dinner Bells spielen dann über 7 Minuten luftig-leichtes Piano und Glockenspiel, immer wieder unterbrochen von schnarrenden Gitarren über einen längst nicht so stark wie im ersten Stück stampfenden Schlagzeug, und man spürt wie mit dem Stück das langsam zerfällt und vom Wind verweht wird auch die Platte zu Ende geht. Am Schluss steht man vor völliger Stille.
Und dann drehen Wolf Parade mit This Heart's On Fire noch mal richtig auf. Noch ein Mitbewerber für bestes Schlussstück dieses Jahr. Aus der Stille kommen alle Instrumente und spielen direkt voll auf, immer wieder wird der Titel wie ein Matra wiederholt.
Und dann spielen alle Instrumente noch etwas voller. Und noch voller.
Und weiter das Mantra.
Und dann..

This Heart's On Fire...

Website: www.subpop.com
bester Track: I'll Believe In Anything